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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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meinen«, merkte sie leise an, »die Wegwahrer hätten eine gleichartige Entscheidung getroffen.«
    Mhoram vollführte eine markige Kehrtwendung und sprang mühelos auf Drinnys Rücken. Der Ranyhyn wieherte, helle Laute des Trotzes und Stolzes hallten wider. Als die riesigen Torflügel auswärts schwangen, in den Festungshof, trieb Mhoram Drinny in leichtem Galopp hinaus.
    Die Krieger schlossen sich ihm an, und an ihrer Spitze ritt Hoch-Lord Mhoram in die Schlacht.
    Binnen weniger Augenblicke ritt er durchs Innentor, den Festungshof, worin steile Ufer aus Sand und Erde seinen Weg säumten, und den geraden Tunnel unterm Turm. Drinny streckte sich unter ihm und legte sich ins Zeug wie in höchstem Frohlocken, schwelgte in seiner wiederhergestellten Gesundheit, in der Freiheit des Laufens, der Witterung der nahen Schlacht. Als Mhoram durch die geborstenen Reste des Außentors sprengte, hatte er zu den Kriegern bereits einen gewissen Abstand gewonnen.
    Außerhalb des Tors ließ er Drinny eine Drehung vollführen, nahm sich die Zeit, einen Blick zurück auf die schier himmelhohe Feste zu werfen. Er sah die Krieger im Turm nicht, aber er spürte ihre Anspannung hinter den Bollwerken und Fenstern. Der schroffe Felsen des Turms, hinter dem sich Schwelgensteins Hauptteil erhob wie der Bug eines riesenhaften Schiffes, erwiderte seinen Blick mit granitener Standfestigkeit, als wäre er eine Prophetie der alten Riesen – Sinnbild der dunklen Erkenntnis, daß Sieg und Niederlage menschliche Begriffe waren, die in der Sprache der Berge keine Bedeutung besaßen.
    Dann kam die Reiterschar, gleichfalls in leichtem Galopp, aus dem Schlund des Festungsturms, und Mhoram wandte sich dem Feind zu. Erstmals sah er Samadhis Heer, wie es sich zu ebener Erde dem Blick darbot. Es umgab ihn in der trostlosen Winterlandschaft wie der schwarze Reif eines Würgeisens, in das er vorzeitig den Hals gesteckt hatte. Flüchtig erinnerte er sich an andere Kämpfe – Kiril Threndor, Unheilswinkel, Doriendor Korischew –, und sie dünkten ihn nun wie die Spiele von Kindern, bloße Schatten, vorausgeworfen vom Ringen, das heute bevorstand. Aber er verdrängte alle solche Empfindungen aus seinem Gemüt, richtete seine Aufmerksamkeit ungeteilt auf die Bewegungen, die sich voraus in den Vorhügeln beobachten ließen.
    Wie die Wache gemeldet hatte, strömten Schwelgensteins Belagerer aufgebracht zurück ins Feldlager. Es lag nur ein paar hundert Klafter weit entfernt, und Mhoram konnte deutlich erkennen, warum Samadhis Streitkräfte zurückgerufen worden waren. Ein dichter Keil von zehn- bis fünfzehnmal zwanzig Wegwahrern bedrängte den Riesen-Wütrich.
    Nicht Satansfaust selbst galt ihr Stoß, obwohl er sie in Person mit wüsten grünen Gewalten bekämpfte. Der Schlag der Wegwahrer richtete sich gegen die ungeschützten rückwärtigen Bereiche des Feldlagers, um die Nahrungsvorräte zu vernichten. Schon hatten sie etliche der großen, langen Tröge voll von jenem Aas und der blutigen Maische, wovon Lord Fouls Geschöpfe sich zu ernähren pflegten, restlos eingeäschert; und während sie die Ausbrüche von Satansfausts Stein abwehrten, so gut es ging, entzündeten sie weitere Vorräte, verwandelten in hellem Auflodern gewaltige Halden von zerhacktem, toten Fleisch in Asche.
    Aber hätten sie auch nur dem Wütrich allein gegenübergestanden, sie wären ohne Aussicht auf ein Davonkommen gewesen. Mit seiner Riesen-Stärke und dem Stück vom Weltübel-Stein – unterstützt durch den Stab des Gesetzes – hätte er zehn- oder fünfzehntausend Wegwahrer zurückschlagen können. Und überdies stand ihm ein ganzes Heer zur Verfügung. Hunderte von Urbösen befanden sich schon fast in Kampfentfernung. Tausende anderer Geschöpfe stürmten aus allen Richtungen zum Schauplatz der Auseinandersetzung. Die Niederlage der Wegwahrer war lediglich eine Frage kurzer Zeit.
    Dennoch fochten sie unverdrossen weiter, widerstanden Samadhis smaragdgrüner Übelgewalt mit überraschender Hartnäckigkeit. Wie die Urbösen waren sie Dämondim-Abkömmlinge – Meister einer dunklen, machtvollen Lehre, an die kein Lord je gerührt hatte. Und offenkundig hatten sie die siebenundvierzig Jahre, seit sie sich verborgen hielten, nicht ungenutzt verstreichen lassen. Sie hatten sich darauf eingestellt, der Bosheit zu trotzen. Mit Geraunze ungewöhnlicher Worte der Macht und nachdrücklichen Gesten wiesen sie die Anschläge des Wütrichs ab und vernichteten fortgesetzt jeden Trog und jede

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