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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Mhoram stürzte und verschwand unter einem Haufen mörderischer schwarzer Leiber.
    Blutrote Dämondim-Klingen bedrohten ihn. Aber ehe einer der unheimlichen Dolche sein Fleisch verwunden konnte, erzeugte er einen Ausbruch von Gewalt, der die Urbösen nach allen Seiten davonschleuderte. Im Handumdrehen stand er wieder auf den Beinen, schwang seinen Stab, erschlug jedes Lebewesen, das sich in seine Nähe wagte, hielt dabei fieberhaft nach seinem Roß Ausschau.
    Der Ranyhyn war bereits außerhalb seiner Reichweite aus der Mulde abgedrängt worden.
    Plötzlich war Mhoram allein. Die letzten Urbösen flohen, ließen ihre Toten und Sterbenden zurück. Eine unheilvolle Stille löste sie ab, in welcher Mhoram schier das Blut in den Adern gefrieren wollte. Entweder war die Schlacht schon vorüber, oder der schaurige Wind trug sämtliche Geräusche von ihm fort; er vernahm nichts außer der leisen, grausamen Stimme von Lord Fouls Winter und seine eigenen heiseren Atemzüge.
    Das schlagartige Ausbleiben jeglichen Lärms und Tumults brachte auf irgendeine sonderbare Weise auch ihn zum Schweigen. Er wollte Quaan rufen, aber er konnte sich gegen das Grauen in seiner Kehle nicht behaupten; er hatte die Absicht, nach Drinny zu pfeifen, doch er war dazu außerstande, die gräßliche Ruhe zu brechen. Zu sehr war er vom Gefühl des Bedrohtseins überwältigt.
    Im nächsten Augenblick begriff er, daß er in des Wütrichs Falle stak. Er begann zu laufen, entfernte sich dabei weiter von den eigenen Scharen, schlug die Richtung zu den Wegwahrern ein, in der Hoffnung, damit den Gegner zu überraschen und die Falle zu vereiteln.
    Aber der Feind hatte sie schon vollauf geschlossen und konnte nicht mehr übertölpelt werden. Bevor er ein Dutzend Klafter zurückgelegt hatte, kamen rings um den gesamten Rand der Mulde Geschöpfe in Sicht. Hunderte von ihnen ließen sich zugleich blicken; sie verharrten und glotzten ihm scheel entgegen, scharrten in gierigem Eifer am Erdboden, seiberten beim Vorgeschmack seines Blutes und seiner Knochen. Der Wind trug ihre kehligen Laute viehischer Lust zu ihm herab, als verleihe er dem Lebensgeist des Winters Ausdruck.
    Er stand gegen sie allein.
    Er kehrte zurück in die Mitte der Mulde, suchte hastig rundherum nach einer Lücke oder schwachen Stelle in den Haufen, die ihn umstellten. Doch er sah nichts dergleichen. Und obwohl er mit seiner überfeinen Sinneswahrnehmung durch die Luft tastete, so weit er dazu imstande war, entdeckte er nirgendwo Anzeichen seiner Scharen; falls noch Krieger lebten, noch fochten, so entzogen Dichte und Ausmaß der Umzingelung sie seinen Sinnen.
    Als er die Unausweichlichkeit seines Schicksals erkannte, wich er in sein Inneres zurück, trat den Rückzug in sein Selbst an, als sei das ein Fluchtweg. Dort blickte er dem Ende all seiner Hoffnungen und all seines Dienstes am Lande ins Antlitz und stellte fest, daß seine narbige, greuliche Fratze ihn nicht länger schreckte. Er war ein Streiter, zum Zwecke geboren, für das Land zu kämpfen. Solang es etwas gab, für das er kämpfen konnte, blieb er jedem Schrecken gewachsen. Und es gab etwas; solang er lebte, brannte zumindest eine Flamme der Liebe zum Lande noch. Dafür konnte er kämpfen.
    Seine Lippen verzerrten sich zu einem unbeschreiblichen, unvorstellbar bedrohlichen Lächeln; die Glut stillen, inneren Triumphs leuchtete aus seinen Augen. »So kommt nur!« schrie er. »Wenn euer Meister ein solcher Feigling ist, daß er nicht selbst gegen mich anzutreten wagt, dann kommt und verrichtet für ihn das schmutzige Werk! Ich wünsche euch kein Übel, aber wenn ihr mich herausfordert, ist euch der Tod gewiß!«
    Etwas in seiner Stimme hielt sie für ein Weilchen auf. Sie zauderten, wimmelten unbehaglich durcheinander. Doch fast unverzüglich schloß sich der Griff ihrer Bösartigkeit wieder um sie wie zwei Kiefer. Auf einen rauhen Befehl stürmten sie von allen Seiten herab wie eine Lawine und auf ihn los.
    Er wartete nicht auf sie. Indem er sich in die Richtung wandte, wohin Satansfaust entschwunden war, warf er sich ihnen entgegen, in der Absicht, den Wütrich zu verfolgen, so weit ihn seine Kräfte trugen. Aber im letzten Augenblick zupfte irgendeine Ahnung oder Eingebung an ihm, lenkte ihn ein wenig abseits. In der veränderten Richtung prallte er mit dem dortigen Teil der Lawine von Leibern zusammen.
    Das einzige, was nunmehr noch seine Gewalt einschränkte, war sein Stab selbst. Das Holz war von Menschen geschaffen worden, die

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