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Die letzte Zeugin

Die letzte Zeugin

Titel: Die letzte Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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für möglich gehalten hätte. Sie hatte einen Mann, den sie respektierte – und der ihr mehr Freude bereitete, als sie jemals für möglich gehalten hätte. Er kam zum Abendessen, um zu reden, zu lachen, um einfach nur mit ihr zusammen zu sein.
    Es war natürlich nicht von Dauer, aber was nützte es vorauszuschauen, sich unglücklich zu machen? Halt den Augenblick fest, mahnte sie sich und gab Kompost zur Erde. Denk nur an den Augenblick.
    Sie schob die Schubkarre zum Gewächshaus, wo es nach feuchter Erde und sprießenden Blumen roch. Sorgfältig wählte sie die Pflanzen aus, die sie für dieses spezielle Projekt vorgesehen hatte.
    Gute körperliche Arbeit an einem warmen Nachmittag. Auch das machte sie glücklich. Wer hätte gedacht, dass sie zu so viel Glück fähig war?
    Viermal ging sie hin und her, die Glock an der Hüfte. Der Hund blieb ihr dicht auf den Fersen, während sie begann, den Plan auszuführen, den sie an kalten Winterabenden entworfen hatte.
    Kardinalsblumen und roter Sonnenhut, süß duftendes Heliotrop gemischt mit duftigen Wandelröschen, Verbenen, Astern, die Eleganz orientalischer Lilien wegen ihres Nektars. Sonnenblumen, Stockrosen und Wolfsmilch als Futter für die Raupen.
    Sie arrangierte, arrangierte von Neuem, gruppierte, gruppierte von Neuem, wobei sie nach und nach von ihrer ursprünglichen, ein wenig mathematischen Anlage abwich, als sie feststellte, dass sie es schöner fand, wenn alles weniger starr und exakt war. Für alle Fälle zückte sie ihr Handy und fotografierte das Beet aus verschiedenen Winkeln, bevor sie den ersten Spatenstich tat.
    Eine Stunde später trat sie einen Schritt zurück und begutachtete ihre Fortschritte. Dann ging sie hinein und holte Eiswürfel für ihren Tee, den sie in der Sonne stehen gelassen hatte.
    »Es wird wunderschön«, sagte sie zu Bert. »Und dann können wir auf der Veranda sitzen und die Schmetterlinge beobachten. Ich glaube, Kolibris ziehen wir mit dem Beet auch an. Oh, es wird so schön werden, das alles wachsen und blühen zu sehen. Wir schlagen hier Wurzeln, Bert. Je tiefer sie gehen, desto mehr will ich sie.« Sie schloss die Augen und hob ihr Gesicht zur Sonne.
    Oh, sie liebte die Geräusche um sie herum, die Düfte. Sie liebte den Rhythmus von Arbeit und Freizeit, den sie hier gefunden hatte. Sie liebte es, wenn ihr Hund sich an ihr Bein schmiegte und wie der Tee kühl ihre Kehle hinunterrann.
    Sie liebte Brooks.
    Sie riss die Augen auf.
    Nein, nein, sie hatte sich nur von den glücklichen Momenten überwältigen lassen. Es war einfach die Euphorie des Augenblicks, weil alles so war, wie sie es haben wollte. Und dann hatte sie das mit dem gemischt, was er heute früh zu ihr gesagt hatte, wie er sie angesehen hatte.
    Aktion und Reaktion, sagte sie sich. Nichts weiter.
    Aber wenn da nun doch mehr wäre?
    Ihre Alarmanlage piepste, und sie erstarrte. Sie legte die Hand auf die Glock.
    Sie erwartete heute kein Paket.
    Rasch trat sie an den Monitor, den sie auf der Veranda aufgestellt hatte. An das Auto erinnerte sie sich, noch bevor sie erkannte, wer am Steuer saß. Brooks’ Mutter – du lieber Gott – und zwei andere Frauen. Sie redeten und lachten miteinander, während Sunny aufs Haus zufuhr.
    Noch bevor sie entscheiden konnte, was sie tun sollte, bog der Wagen um die letzte Kurve. Sunny hupte fröhlich, als sie Abigail erblickte.
    »Hallo!«, rief sie aus dem Fenster, und dann stiegen alle drei Frauen aus.
    Die Frau auf dem Beifahrersitz musste Brooks’ Schwester sein, dachte Abigail. Die Haarfarbe, die Knochenstruktur, die Form der Augen und des Mundes waren viel zu ähnlich, um nicht genetisch bedingt zu sein.
    »Seht euch das an! Ein Schmetterlingsgarten!«
    »Ja. Ich habe heute Nachmittag daran gearbeitet.«
    »Oh, er wird wundervoll«, sagte Sunny. »Und wie das Heliotrop duftet! Ich habe Plato im Auto. Meinen Sie, Bert würde ihn gerne kennenlernen?«
    »Ich … ja, ich denke schon.«
    »Mama ist so damit beschäftigt, Hunde einander vorzustellen, dass sie an die Menschen gar nicht denkt. Ich bin Mya, Brooks’ Schwester, und das ist unsere mittlere Schwester Sybill.«
    »Freut mich, euch kennenzulernen«, stieß Abigail hervor.
    »Wir haben uns heute frei genommen.« Mya strahlte sie an. Sie war eine schlanke Brünette mit kurzen Haaren. »Von der Arbeit, von den Kindern, von den Männern. Wir haben schick zu Mittag gegessen, und jetzt wollen wir ein bisschen bummeln gehen.«
    »Wir haben gedacht, du möchtest vielleicht

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