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Die letzte Zeugin

Die letzte Zeugin

Titel: Die letzte Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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rührte in seinem Kaffee, der ihm heute nicht schmeckte. »Ich habe seine Mutter gar nicht im Gerichtssaal gesehen.«
    »Es heißt, Mrs Blake sei die Angelegenheit peinlich und sie habe es satt. Aber Blake hat ihr befohlen, sich zurückzuhalten. Er regiert ja zu Hause.«
    »Das mag sein, aber die Stadt regiert er noch lange nicht.«
    »Du denn, Chief?«
    »Ich schütze und diene«, erwiderte Brooks und blickte aus dem Fenster. »Die Blakes werden lernen müssen, was das bedeutet. Und wie ist es mit dir, Herr Bürgermeister?«
    »Es wird möglicherweise schwerer, die Wahl zu gewinnen, wenn Blake meinen Kontrahenten unterstützt, aber ich trete auf jeden Fall an.«
    »Neue Zeiten!« Brooks hob seine Tasse und prostete dem Freund zu. »Gute Zeiten!«
    »Du bist ja ganz schön munter heute Morgen, Kumpel. Ist das alles nur wegen Reingolds Entscheidungen?«
    »Die haben nicht geschadet, aber vor allem bin ich dabei, mich in eine faszinierende, schöne Frau zu verlieben. Schwer zu verlieben.«
    »Das ist aber schnell gegangen.«
    »Das liegt mir im Blut. Meine Eltern haben sich nur einmal angesehen, und schon war es um sie geschehen. Sie hat mich mitten ins Herz getroffen, Russ.« Er schlug sich mit der Faust auf die Brust.
    »Bist du sicher, dass sie dich nicht deutlich tiefer getroffen hat?«
    »Da auch. Aber du lieber Himmel, Russ, sie ist wirklich toll. Ich brauche nur an sie zu denken, und schon bin ich hinüber. Ich sehe sie an und … ich schwöre, ich könnte sie stundenlang ansehen. Tagelang.« Brooks lachte leise. »Ich bin hin und weg«, stellte er ein wenig überrascht fest.
    »Wenn du nicht langsam mal mit ihr zum Abendessen kommst, wird Seline es an mir auslassen.«
    »Ich arbeite daran. Die Frauen in meiner Familie werden bestimmt bald die gleiche Forderung an mich stellen, aber Abigail muss vorsichtig darauf vorbereitet werden. Irgendetwas ist mit ihr«, fügte er hinzu. »Irgendwas von früher. Sie ist noch nicht bereit, es mir zu erzählen. Aber daran arbeite ich auch.«
    »Ihr ist also noch nicht klar, dass du so lange graben und bohren wirst, bis du weißt, was du wissen willst?«
    »Ich blende sie mit meinem Charme.«
    »Wie lange funktioniert das deiner Meinung nach noch?«
    »Noch eine ganze Weile. Sie braucht Hilfe. Sie weiß es nur nicht oder ist nicht bereit, Hilfe anzunehmen. Noch nicht.«
    Abigail verbrachte den Vormittag glücklich an ihrem Computer und entwarf das Alarmsystem für eine Rechtsanwaltskanzlei in Rochester. Das Resultat gefiel ihr vor allem deshalb besonders gut, weil sie den Auftrag auf Empfehlung bekommen und ihn beinahe verloren hatte, da der Seniorpartner nicht damit einverstanden war, dass sie sich nicht persönlich vorstellen wollte.
    Er und die anderen Partner würden mehr als zufrieden mit dem System und ihren Vorschlägen sein. Und wenn nicht? Das war der Preis, den sie dafür zahlte, nach ihren Bedingungen arbeiten zu können.
    Zur Entspannung gönnte sie sich eine Pause im Garten.
    An der Südseite des Hauses wollte sie einen Schmetterlingsgarten anlegen, und sie hatte schon viel darüber gelesen und recherchiert. Mit Bert an der Seite lud sie Gartengeräte auf die Schubkarre. In ihrem kleinen Gemüsegarten grünte und gedieh alles. Der Duft der Kräuter stieg ihr in die Nase, als sie vorbeiging. Das Zwitschern der Vögel übertönte beinahe das Plätschern des nahen Bächleins, und die knospenden Zweige der Bäume bogen sich im frischen Wind.
    Sie war glücklich, stellte sie fest, als sie ihr Beet mit Stangen und Schnüren markierte. Wirklich glücklich. Mit dem Frühling, mit ihrer Arbeit, ihrem Zuhause. Mit Brooks.
    War sie vorher eigentlich jemals glücklich gewesen? Es hatte sicher Augenblicke des Glücks gegeben – zumindest in ihrer Kindheit, in ihrer kurzen Zeit in Harvard und bestimmt auch, nachdem sich alles so komplett geändert hatte.
    Aber sie konnte sich nicht daran erinnern, sich jemals so wie jetzt gefühlt zu haben. Nervös. Brooks hatte richtiggelegen mit ihrer Nervosität, und sie war sich nicht ganz sicher, ob es ihr gefiel, dass er immer recht behielt. Aber mit ihrer Nervosität kam auch eine Art Leichtigkeit, mit der sie nichts anzufangen wusste.
    Summend machte sie sich daran, den Boden aufzulockern. Der Bach plätscherte, die Vögel zwitscherten, und sie dachte, dass sie diese Augenblicke, dieses Gefühl am liebsten für immer festhalten wollte.
    Sie hatte einen befriedigenden Beruf, und die Gartenarbeit bereitete ihr mehr Freude, als sie jemals

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