Die letzte Zeugin
und statt ihn ihm zu reichen, damit er die Weinflasche öffnete, erledigte sie die Aufgabe schnell und effizient.
Zum Teufel, dachte er und setzte sich. »Dann ist also das Einzige, was gegen mich spricht, meine Neugier?«
»Nein, es gibt noch anderes. Dass Sie mir so auf die Pelle rücken, zum Beispiel. Das würde mir Probleme bereiten, wenn ich keinen Sex mehr mit Ihnen haben möchte.«
»Wie kommen Sie denn überhaupt auf die Idee, dass Sie jemals aufhören möchten, Sex mit mir zu haben?«
Sie holte zwei Gläser, zwei kleine Teller und Kuchengabeln aus dem Schrank. »Das Gesetz des Durchschnitts.«
»Oh, ach so. Ich halte nicht viel davon.«
»Viele Leute glauben aber daran.« Sie goss Wein in die Gläser und musterte ihn, als sie ihm ein Glas reichte. »Ich mag Ihre Nase.«
»Abigail, Sie faszinieren mich. Warum mögen Sie meine Nase?«
»Sie war irgendwann einmal gebrochen. Die mangelnde Symmetrie macht Ihr Gesicht charaktervoll und interessant. Das gefällt mir.«
»Und trotzdem wollen Sie keinen Sex mit mir.«
Sie lächelte wieder, dieses Mal offen. »Sie haben sicher andere Optionen.«
»Das ist wahr. Ich gebe Nummern aus wie in einer Warteschlange.« Er wartete, bis sie den Kuchen herausgeholt hatte. »Wollen Sie wissen, warum auch ich keinen Sex mit Ihnen haben will?«
Überrascht blickte sie ihn an. Er hatte ihre Neugier geweckt. »Ja.«
»Sie sind attraktiv und sehen hübsch aus … auch körperlich fit. Sie schauen mich an, dass ich das Gefühl habe, Sie würden mir direkt in den Kopf hineingucken. Ich weiß nicht, warum das sexy ist, aber es ist so. Sie brauchen Hilfe.«
»Ich will keine Hilfe.«
»Ich habe nichts von Wollen gesagt. Sie brauchen Hilfe, und ich habe eine Schwäche für Leute, die Hilfe brauchen. Ich mag Ihren Hund, obwohl ich ihn für fast genauso gefährlich halte wie die Glock an Ihrer Hüfte. Ich mag, wie Sie reden, so als ob Sie ein bisschen eingerostet wären. Ich würde gerne Ihre Lippen auf meinen spüren. Das möchte ich wirklich mehr, als ich mir vorgestellt habe. Aber …«
Übertrieben seufzend hob er die Hände und ließ sie wieder sinken. »Ich werde immer weiter Fragen stellen müssen. Das ist also ein Problem. Und obwohl ich offen bin für Sex mit jeder Frau, die in meine Richtung niest, lerne ich sie im Allgemeinen doch gerne zuerst einmal kennen. Abendessen, Gespräche, so etwas in der Art.«
»Ein Date. Ich gehe nicht zu Dates.«
»Es überrascht mich gar nicht, dass Sie das sagen. Wir haben zusammen etwas unternommen, nämlich auf Zielscheiben geschossen. Wir haben uns unterhalten und Ansichten ausgetauscht. Jetzt trinken wir Wein und essen Kuchen. Wenn ich das ein bisschen ausdehne, könnte man es leicht als Date betrachten.«
Verwirrt blickte sie ihn an. »Das ist kein Date.«
»Nach Ihren Maßstäben.« Er wies mit einer Gabel voll Blaubeerkuchen auf sie. »Aber ich habe meine eigenen. Und das Einzige, was mich davon abhält, Sex mit Ihnen zu haben, ist meine neugierige Natur. Die kann ich unterdrücken, und dann steht nur noch die Frage zwischen uns, ob Sie bereit sind.«
»Das bin ich nicht, also sollten wir uns über etwas anderes unterhalten. Ich wollte Sie nicht herausfordern«, fügte sie hinzu. »Ich wollte keine sexuelle Aufforderung in den Raum stellen.«
»Nein, das ist mir klar, aber es wirkte so. Und es ist süß. Wie der Kuchen.«
Er steckte sich einen Bissen in den Mund. »Haben Sie die Alarmanlage hier entworfen?«
Wieder wurde ihr Gesichtsausdruck misstrauisch. »Ja.«
»Auch die Kameras?«
»Ja. Allerdings habe ich die Geräte nicht selber hergestellt.«
»Nein, natürlich nicht.« Er legte den Kopf schräg, um ihren Rechner zu betrachten. »Ganz schöne Anlage.«
»Ich brauche sie für meine Arbeit.«
»Ich komme ganz gut mit einem Computer klar. Ich kann daran machen, was ich erledigen muss, und für gewöhnlich finde ich auch alles, was ich brauche. Aber mein Vater ist wirklich erstaunlich. Wenn ich Probleme mit dem Rechner habe, brauche ich nur ihn zu fragen. Das hat anscheinend was mit seiner Vorliebe für Mathematik zu tun. Waren Sie auch so ein Mathe-Nerd?«
Früher einmal, dachte sie, war sie in jeder Beziehung ein Nerd gewesen. Vielleicht galt das ja immer noch. »Ich mag Mathematik gern. Sie ist logisch.«
»Das hätte ich mir ja denken können.« Er wandte sich wieder ihr zu und trank einen Schluck Wein. »Mir gefällt Ihr Haus. Meine Mutter hätte am liebsten Ihre Küche.«
»Sie sollten ihr einen Hund
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