Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzte Zeugin

Die letzte Zeugin

Titel: Die letzte Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
Blick zu, als er seine Pistole wieder ins Halfter schob. Bert hatte sich nicht gerührt.
    Abigail zog die Zielscheibe heran und studierte die Gruppe, die fast so aussah wie ein Zwilling von ihren Treffern.
    »Sie sind auch ein exzellenter Schütze.«
    »Ich denke immer, wenn man schon eine Waffe mit sich herumträgt, dann sollte man auch das treffen, worauf man zielt. Ich kann besonders gut mit Gewehren umgehen. Meine Mutter teilt die Abneigung aller Blumenkinder gegen Waffen, möglicherweise habe ich deshalb so eine Neigung dazu entwickelt. Jugendliche Rebellion vermutlich.«
    »Ja.« Sie blickte ihn an. »Haben Sie schon einmal jemanden erschossen?«
    »Bis jetzt nicht, und ich hätte auch gerne, dass es so bleibt. Ein paarmal musste ich meine Pistole schon ziehen, aber zu einer Schießerei ist es bisher noch nie gekommen.«
    »Könnten Sie es denn?«
    »Ja.«
    »Woher wollen Sie das wissen, wenn Sie es noch nie getan haben?«
    »Schützen und dienen.« Er blickte in ihre Augen, die so wandelbar waren. Sie erwiderte seinen Blick sachlich. »Zuerst geht es ums Schützen. Ich brauche nicht zur Polizei zu gehen, wenn ich nicht schützen kann. Aber ich wäre froh, wenn ich nie eine Kugel in jemanden hineinschießen müsste.« Er sammelte seine Patronen ein. »Haben Sie schon einmal jemanden erschossen?«
    »Nein. Andererseits würde es sicher nur zu mehr Fragen führen, wenn ich sagen würde, ja, ich habe schon einmal jemanden erschossen.«
    »Ja, das stimmt. Könnten Sie es denn?«
    »Ja. Ich könnte es.« Sie wartete einen Moment. »Sie fragen gar nicht, woher ich das weiß.«
    »Das brauche ich nicht. Haben Sie noch was von dem Kuchen übrig? Und bevor Sie mich fragen, warum, sage ich es Ihnen. Jetzt, da wir uns gegenseitig gezeigt haben, was für gute Schützen wir sind, dachte ich, wir könnten die Flasche aufmachen, ein Glas Wein trinken und ein Stück Kuchen essen.«
    »Der Wein war also nur ein Vorwand.«
    »Zum Teil, aber es ist trotzdem ein guter Wein.«
    Er besaß den Charme seiner Mutter, dachte sie, und wahrscheinlich bekam auch er immer seinen Willen. Sie brauchte gar nicht erst zu leugnen, dass sie ihn körperlich attraktiv fand. Ihre hormonelle Reaktion auf sein Aussehen, seine Figur, sein Verhalten, ja sogar seine Stimme? Völlig natürlich.
    »Ich kann sowieso nicht den ganzen Kuchen essen. Das ist viel zu viel für eine Person.«
    »Und es wäre auch eine Schande, ihn wegzuwerfen.«
    Sie verstaute die Schutzbrille und die Ohrschützer in der Banktruhe. »In Ordnung. Sie können Wein und Kuchen bekommen. Aber ich werde keinen Sex mit Ihnen haben.«
    »Jetzt haben Sie aber meine Gefühle verletzt.«
    »Nein, habe ich nicht.« Sie wandte sich zum Gehen. »Ich mag Sex.«
    »Na, sehen Sie, da haben wir doch schon etwas gemeinsam. Wenn das so weitergeht, sind wir in einer Woche die besten Freunde.«
    »Wenn ich Freunde finden wollte, ginge ich in einen Lesezirkel.«
    Sie wird lockerer, dachte er und freute sich über ihre spöttische Bemerkung. »Ich lese auch gerne, eine weitere Gemeinsamkeit. Aber wir haben über Sex geredet.«
    »Der Sexualakt ist eine normale körperliche Funktion und eine angenehme Erfahrung.«
    »Bis hierher sind wir uns einig.«
    Sie zog die Schlüssel aus der Tasche und schloss die Tür auf. Drinnen schaltete sie die Alarmanlage wieder ein. »Sie finden mich vielleicht auf einer gewissen Ebene attraktiv.«
    »Nicht nur auf einer gewissen.«
    »Und das ist vielleicht der Grund, warum Sie mit einer Flasche Wein hierhergekommen sind. Ich trinke ein Glas Wein mit Ihnen, aber ich werde nicht mit Ihnen schlafen.«
    »Okay.« Entzückt folgte er ihr in die Küche. »Gibt es dafür einen bestimmten Grund, abgesehen davon, dass wir noch keinen Blaubeerkuchen miteinander gegessen haben?«
    »Sie stellen zu viele Fragen. Sie zu beantworten ist ermüdend und nervig.«
    »Diese verdammte Neugier. Abigail, haben Sie gerade gelächelt?«
    »Wahrscheinlich habe ich nur das Gesicht verzogen.«
    »Jetzt haben Sie einen Witz gemacht. Gleich setzen Sie sich einen Partyhut auf und tanzen auf dem Tisch.«
    »Sie sind lustig. Ich nicht, deshalb schätze ich jemanden mit natürlichem Humor.« Sie zog ihre Jacke aus, öffnete die Tür zu einem Zimmer, das anscheinend als Garderobe und Abstellkammer diente, und hängte sie auf einen Haken. »Und Sie sind körperlich attraktiv und fit. Ich habe bevorzugt Sex mit jemandem, der sich körperlich fit hält.«
    Sie holte einen Korkenzieher aus einer Schublade,

Weitere Kostenlose Bücher