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Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition)

Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Connor
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Aber sie wusste auch, dass sie nicht einfach Hals über Kopf die Verfolgung aufnehmen durften, bevor sie sich neu formiert und einen tragfähigen Plan entwickelt hatten, wenn sie die wenigen Bravos, die noch übrig waren, nicht ins sichere Verderben schicken wollte. Der Unterschied zwischen Abwarten und Handeln war fein, aber tödlich.
    »Wir sind noch nicht so weit«, sagte sie. »Ich möchte die Notvorräte anbrechen, und ich will, dass unsere Toten verbrannt werden, bevor die Wüstentiere sich über sie hermachen. So viel Respekt haben sie verdient.« Sie wies mit einem Daumen auf den Haufen toter Banditen. »Und ich will, dass diese stinkenden Leichen aus unserer Stadt weggeschafft werden.«
    Ex knurrte wild und schmerzerfüllt und fragte dann: »Was ist mit den Mädels?«
    Rosas Herz zog sich zusammen. Selbst jetzt, in höchstem Zorn, beugte er sich ihrer Führung – nur, dass sie sich zum ersten Mal fragte, ob sie diesen Respekt auch verdient hatte.
    »Wir warten bis zum Abend und schicken dann Patrouillen aus, um den Lagerplatz der Staubpiraten zu suchen. Sie können ihre Spuren nicht allzu gut verwischt haben, wenn sie die Frauen mitgeschleift haben. Bei Dunkelheit finden wir bessere Deckung, und wir können hoffen, dass Peltz mit Hochprozentigem feiert.« Sie sah Ex in die Augen. »Und dann schneiden wir jedem Einzelnen von ihnen die verdammte Kehle durch.«

36
    Chris erwachte am späten Nachmittag. Er lag im Schatten eines Felsüberhangs, konnte sich aber nicht daran erinnern, sich dorthin zurückgezogen zu haben. Während er sich aufsetzte, bemerkte er den durchdringenden, kräftigen Geschmack nach Kupfer im Mund. Er war nackt und hatte sich mit den Füßen in der Decke verheddert.
    Die Überreste eines toten Eselhasen lagen neben ihm.
    »Mein Gott«, flüsterte er.
    Er wandte sich von der frischen Beute ab und zog sich die Decke um die Schultern. Die Felsen fühlten sich unter seiner nackten Haut kühl an, aber sein Zittern hatte nichts damit zu tun. Irgendetwas in ihm musste sich verändern. Er konnte sich entweder mit dem abfinden, was er war, oder verrückt werden.
    Aber sich damit abfinden, dass er sich in einen verdammten Leoparden verwandeln konnte?
    Er raufte sich die Haare und beugte sich vornüber. Die ganze Sache war einfach falsch . So falsch.
    Und doch verspürte er selbst jetzt Befriedigung darüber, genug Beute gejagt zu haben, um sich zu ernähren. Sein Magen war voll. Für den Augenblick genügte das.
    Er erinnerte sich, wie Jenna und er einmal darüber spekuliert hatten, wie viele Kalorien solch eine Verwandlung wohl verbrannte. Er schloss die Augen und dachte an seine Freundin zurück. Sie hatte sich bei ihrer ersten Verwandlung radikal verändert und war zu etwas Wilderem geworden, das in besserem Einklang mit der anderen Seite ihrer Natur stand. Chris dagegen fühlte sich eher zwischen zwei Polen hin- und hergerissen: diese selige Ergebenheit selbst erleben zu wollen und sich zu wünschen, das Tier für immer wegsperren zu können.
    Ein Rascheln in einiger Entfernung zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Ein Erdhörnchen, vierhundert Meter entfernt. Und da, noch etwas – ein Falke, der auf dem Arm eines Saguarokaktus landete.
    Das kann man nicht wegsperren.
    Er konnte es für den Rest seiner Tage verleugnen, aber das würde nichts an dem ändern, wozu er geworden war. Die neuen, urtümlichen Regungen in seinem Blut waren nichts, was er ignorieren konnte.
    Er streckte sich, stand auf und ließ den Blick über das Tal schweifen. Erinnerungen an die Jagd am Nachmittag verschmolzen mit seinem erwachenden Verstand, als er die Stelle erkannte, an der er den Eselhasen erlegt hatte. Er konzentrierte sich und erkannte, dass er sich an alles erinnern konnte. An das Lauern. Die Stille. Den letzten Sprung, der ihm den Magen füllen würde. Diese Erinnerungen kamen ohne Worte und Bewusstheit aus, sondern umfassten nur die elementaren, instinktgesteuerten Erfordernisse des Augenblicks.
    Seltsam … befreiend.
    Die Decke um die Schultern gelegt, trat er ins schwindende Sonnenlicht hinaus. Sein Gesichtssinn war zwar noch immer nützlich, trat aber hinter dem zurück, was er hören und riechen konnte. Er begrüßte die neuen Waffen, die ihm zur Verfügung standen, da ihm klar wurde, dass er auf seiner Jagd weit herumgekommen war und sich ein ganzes Stück von Valle entfernt hatte.
    Was zur Hölle ist das für ein Gestank?
    Ein paar Minuten später erreichte er den Grat eines Höhenrückens, der an

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