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Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition)

Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Connor
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Jeder Fetzen von Chris’ verräterischer Haut wollte nach draußen. Zu erleben, dass sie ihn wie ein Ding betrachtete, war mehr, als er ertragen konnte. Er beherrschte sich; er hatte in der Wildnis an sich gearbeitet, bis er dazu in der Lage gewesen war.
    Aber um all dessen willen, was sie miteinander geteilt hatten – um des Mannes willen, der er gewesen war, und um der Träume willen, denen er sich gerade erst hinzugeben begonnen hatte –, musste er es ein letztes Mal versuchen.
    »Peltz und seine Männer sind in einer Schlucht südwestlich von hier. Ich habe das Lager gesehen und weiß, wo die Wachen aufgestellt sind. Ich kann euch bei der Planung helfen.« Er stand langsam auf. Seine Kniegelenke fühlten sich steif und wie zusammengeschweißt an. »Ich weiß nicht, wie ich mich im Kampf verhalten werde, also habe ich Verständnis dafür, wenn ihr mich nicht dabeihaben wollt.«
    »Du wirst uns helfen?«, fragte Ex.
    »Mit allem, was ihr braucht.«
    »Aber nur unter bestimmten Bedingungen, da bin ich mir sicher«, sagte Falco. »Was ist der Haken, Gestaltwandler? Du hilfst uns, und dafür darfst du bleiben?«
    Chris sah Rosas angespanntes Gesicht an und entdeckte darin keinen Hinweis auf Falcos Frage. Sie hatte ihre Antwort schon parat. Diesmal würde es kein Feilschen und keine Drohungen geben.
    Er konnte diese Frauen nicht leiden lassen.
    »Keine Bedingungen. Ich werde gehen, wenn es nun einmal so beschlossen ist, und ich werde die Arznei mittel hierlassen.« Chris schluckte. Seine Eingeweide brodelten vor Emotionen. Ihm würde von dem Fleisch, das er verschlungen hatte, noch übel werden. »Ich bitte nur um meine persönlichen Habseligkeiten. Es ist ein Buch dabei, das mir jemand geschenkt hat, und von dem möchte ich mich nicht trennen.«
    Rosa neigte den Kopf.
    »Das klingt mehr als fair«, sagte Jameson.
    Falco schüttelte den Kopf und verschränkte die Arme vor der Brust. »Unter keinen Umständen. Er ist nicht vertrauenswürdig. Allein sind wir besser dran.«
    »Du bist ja vielleicht bereit, dich blind da hineinzustürzen«, sagte Ex. »Aber ich nicht. Ich schlage vor, dass wir abstimmen.«
    Rosas kurze Gefühlsaufwallung war ihr nicht mehr anzusehen. Sie stieß sich von der Theke ab. »Abstimmen? Seit wann denn das?«
    »Ich bin auch dafür, dass wir abstimmen.« Rio stand auf, das Gewehr in den Armen.
    Chris fragte sich, wie viel Munition der Junge wohl noch hatte. Valles Munitionsvorräte waren gefährlich gering. Vielleicht hatten sie gar nicht genug, um einen erfolgreichen Schlag zu führen, was seine eigene Beteiligung umso wichtiger machte. Alle natürlichen Fähigkeiten würden von Vorteil sein.
    »Ich glaube, ihr vergesst, wo wir sind. Ich führe immer noch den Befehl in Valle de Bravo.« Rosa straffte die Schultern. Sie starrte einen Mann nach dem anderen nieder, bevor sie ihren kalten Blick auf Chris ruhen ließ. »Wenn ich sage, dass dieser Gestaltwandler eine lange Wanderung in die Wüste unternimmt und nie zurückkommt, dann geschieht das auch.«
    Chris’ Inneres war wie betäubt. »Hast du das so beschlossen, Jefa ?«
    Sie sah ihm in die Augen, und für einen Moment, der ihn so schmerzte wie eine direkte Verbannung, zögerte sie. Die Frau, die er schätzte und respektierte, steckte noch in ihr, so verletzt, dass sie kaum noch wiederzuerkennen war.
    »Lass mich los, verdammt!« Brick kam hereingestürmt.
    Jolene zog mit einer Hand an seinem Arm. »Du musst dich ausruhen, du Dummkopf!«
    »Wo ist Singer? Warum zum Teufel beantwortet mir niemand diese Frage?«
    Von Jameson geschoben, ließ sich Brick auf den nächstbesten Stuhl fallen, der unter dem Gewicht seines großen, starken Körpers ächzte. Er trug kein Hemd, aber sein Brustkorb war mit riesigen Stoffbahnen umwickelt, die über und über mit eingetrockneten Blutflecken durchtränkt waren.
    »Rosa«, sagte er mit flehentlicher Miene, »sag mir, wo meine Schwester ist und was du unternimmst, um sie zurückzuholen.«

37
    »Meine Pläne haben sich nicht geändert.« Es fiel Rosa höllisch schwer, das auch nur mit einem Anflug von Autorität zu verkünden.
    Die ganze Stadt war ein Schlachtfeld. Die meisten Bravos ließen erkennen, dass sie an Rosas Führungsanspruch zweifelten. Warum auch nicht? Jemand musste sie an Peltz verraten haben, und sie hatte es nicht kommen sehen. Die Folgen ihrer mangelnden Voraussicht brachen ihr das Herz.
    »Was ist mit dem Doc?«, fragte Ex.
    Das war die Frage, nicht wahr? Sie war die Last der Verantwortung

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