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Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition)

Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Connor
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warteten. Menschenfrauen. Steine und Stöcke wurden hochgerissen und zielten auf den Leoparden. Er zögerte.
    »Tut ihm nichts!«, befahl Rosa.
    Sie trat neben ihn an den Truck und schirmte seinen Körper mit ihrem ab. Der Leopard stupste sie in die Kniekehlen, nahm den Saum ihrer Hose zwischen die Zähne, zog und zerrte daran.
    Rosa sah mit fragender Miene zu ihm hinab. Noch ein Ruck. Noch ein leises Knurren.
    »Chris, bitte, ich …« Nun hielt sie ebenfalls inne und schnupperte an der Luft. »Verdammt. Das ist Benzin. Alle weg hier!«
    Der Leopard führte sie von dem Truck weg. Sein gesträubtes Fell glättete sich noch nicht wieder. Sie mussten sich schneller bewegen, sich weiter entfernen. Aber die Frauen waren immer noch verletzt und verängstigt. Obwohl sie für Menschen durchaus stark waren, brauchten sie Pflege.
    Bravos tauchten aus den Schatten auf. Einige waren mit Blut beschmiert, ihrem eigenen und dem ihrer Feinde. Manche trugen Kisten. Dem Verstand des Leoparden fielen die Namen und Bezeichnungen einfach nicht schnell genug ein. Er war so auf seine Aufgabe konzentriert, dass die Sprache in einen entfernten Winkel seines Kopfes verbannt war. Er bleckte wieder die Zähne.
    Nun kommt schon. Schneller.
    Rosa blieb stehen, um einer der Frauen zu helfen: Sie hob sie auf, zog sie weiter. Der Leopard kehrte um. Er würde sein Weibchen nicht im Stich lassen. Sie bildeten die Nachhut der weit auseinandergezogenen Reihe, die vor dem Benzingestank floh. Eine Explosion loderte über dem Boden der Schlucht auf. Der Leopard riss Rosa um. Mensch und Tier kauerten sich still tief zusammen. Flammen schossen in den Himmel und wirbelten dann von den steilen Wänden der Schlucht herab. Eine Hitzewelle streifte seinen Pelz, gefolgt von Metallstücken. Er krümmte sich vor Schmerzen. Ein Winseln entrang sich seiner Kehle.
    »Chris?«
    Rosa versuchte, sich zu befreien, aber er ließ sie noch nicht los. Das würde er erst tun, wenn das Schlimmste vorbei war.
    Als die Explosion zum Erliegen kam und nur noch Feuer von Peltz’ Truck übrig war, löste sich der Leopard von der Frau und hockte sich in den Staub. Sein Schwanz zuckte.
    Chris’ Verstand stellte den Betrieb ein, als ein brennender Schmerz seinen Pelz überzog. Sein Körper formte sich um und zitterte vor Entsetzen über so große Veränderungen. Fell schrumpfte zum Haar eines Menschen. Schwindel erfasste Chris, und er fand sich auf dem Boden liegend wieder. Seine Kehle fühlte sich ausgedörrt und trocken an, die Luft auf seiner nackten Haut plötzlich kälter. Während er noch dalag, wurde ihm klar, dass Ex verschwunden war. Die Gerüche aller Einzelnen fügten sich in seinem Kopf zu einer Liste zusammen, in der sich Raubkatzen- und Menschenwissen vermischten. Einige waren tot. Manche waren am Leben und flohen aus dem Lager und seinem Gestank.
    Die Gewohnheiten, die noch von seinem Katzenselbst blieben, sorgten dafür, dass sein erster Instinkt darin bestand, Rosa abzutasten, anzustoßen und zu streicheln, um festzustellen, ob sie verletzt war. Stattdessen zwang er seine Zunge, Wörter zu formen: »Geht es dir gut?«
    » Claro .« Sie setzte sich auf und berührte seinen nackten Rücken. Ihre Finger waren blutig, als sie sie wieder hob. »Du sollst verflucht sein! Ganz gleich, wie du gerade aussiehst, stur bist du immer.«
    Chris schnappte sich ihren Rucksack, zog seine Jeans daraus hervor und streifte sie schnell über. »Gehen wir.«
    Es war nicht weit bis zum Truck, aber sie mussten sich vorsichtig einen Weg durch eine schmale Schlucht suchen und über loses Geröll klettern, um ebenen Boden zu erreichen. Chris ließ den Blick über die Umgebung schweifen, während sie losrannten, um die anderen einzuholen, und legte den Kopf schief, um an der Nachtluft zu schnuppern.
    Blut. Tod. Ferne Feuer.
    Ex war irgendwo in der Nähe, wohl verletzt, aber nicht tödlich.
    Ein unangenehmerer Gestank drang ihm in die Nase, und er nieste, als Falco, der Maryann noch immer in den Armen hielt, als Erster durch eine enge Felsspalte trat. Ihr Kopf lehnte kraftlos an der Schulter des Bravos, und Chris wurde übel, als er daran dachte, was sie durchgemacht hatte – was ihr heute Nacht angetan worden war.
    Der Pfad hatte einen toten Winkel, aber bevor er eine Warnung rufen konnte, ertönte das unverkennbare Geräusch eines Gewehrs, das durchgeladen wurde. Er hob ruckartig den Kopf und sah Peltz in erhöhter Position stehen, die Waffe auf Falco und die Frau, die er trug,

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