Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition)
einen Rückzieher gemacht, als zu zerstören, was sie aufgebaut hatten, und Wort gehalten, als er versprochen hatte, keinen Ärger mehr zu machen.
Falco warf einen Blick über Rosas Schulter. Seine blauen Augen überzogen sich mit einem Grauschleier. »Pass auf sie auf, Doc.«
Rosa lächelte unter Tränen. »Wir werden aufeinander aufpassen. Lass ein Licht für uns brennen, mano. Eines Tages sehen wir uns wieder.«
»Verlass dich drauf.« Damit schloss er für immer die Augen.
41
Als Valle in Sicht kam, regten sich schon erste Lichtstreifen am Horizont und schoben sich scheinbar widerwillig über die Berge, als wollte die Sonne zögern, die Folgen dieser Nacht zu beleuchten. Zumindest kam es Rosa so vor. Sie lenkte den Truck, um ihren Händen und ihrem Verstand etwas zu tun zu geben.
Doch trotz aller Verluste durchströmte Dankbarkeit ihr Blut. Sie hatte überlebt. Cristián auch.
Die Erschöpfung lastete schwer auf den Gesichtern derjenigen, die vom Pick-up stiegen. Manche waren verletzt, andere mit dem Blut ihrer Feinde bespritzt. Alle waren schmutzig. Kein Wunder. Aber Rosa hatte nicht damit gerechnet, einen jungen Banditen von der Ladefläche kriechen zu sehen. In dem Durcheinander und der Dunkelheit musste er sich eingeschlichen haben, aber sie fragte sich, warum zur Hölle er so lange gewartet hatte, um etwas zu unternehmen.
Rosa zog die Waffe und nagelte ihn mit einem Blick fest. »Was tust du hier?«
»Nicht.« Singer stellte sich zwischen sie. »Er hat mich gerettet und mir geholfen, die Ketten aufzuschließen.«
»Also hast du ihn mitgebracht?«
»Er ist nicht wie die anderen. Als sein Vater gestorben ist, wusste er nicht, wo er hinsollte, und ist einer ihrer Patrouillen über den Weg gelaufen …«
» Sí, pobrecito , er hat eine traurige Geschichte, ich verstehe.«
Wenn einer ihrer Männer zum Verräter werden konnte, dann konnte vielleicht auch ein Staubpirat zu einem Mann von Ehre werden. Die Welt, die sie gekannt hatte und in der alle Gestaltwandler Feinde waren, war untergegangen. Es war an der Zeit, etwas Neues aufzubauen.
Sie wandte sich an den jungen Räuber. »Wie heißt du?«
»Kyle.«
»Nun, Kyle, wir haben hier gewisse Vorschriften. Frauen werden respektvoll behandelt, es wird nicht gekämpft oder gestohlen, und alle arbeiten. Kannst du so leben?«
»Es klingt wie im Himmel«, sagte er leise.
So jung. Ein Junge, vor der Dunkelheit gerettet.
» Bueno . Singer, du hilfst ihm, sich einzurichten.«
Wie ihr auffiel, schien Rio darüber nicht allzu erfreut zu sein, aber das konnten die jungen Leute unter sich ausmachen.
Obwohl Rosa die Augen vor Erschöpfung brannten, war noch viel zu tun. Falco wurde wie Manuel nach einer stillen Zeremonie am Stadtrand verbrannt. Sie hatten nicht sämtliche Gefallenen zurückbringen können, und so erwiesen sie ihm stellvertretend für alle die letzte Ehre.
Das Zahlenverhältnis zwischen Männern und Frauen war jetzt weitaus ausgeglichener. Auch das würde von nun an anders sein. Sie musste jemanden finden, der die taberna und den Laden übernahm. Aber all das konnte warten, bis die Ordnung wiederhergestellt war.
Der Tag zog sich in die Länge, und Rosa sah Chris nicht oft, weil er sich um die Verwundeten kümmerte. Nachdem sie sich gewaschen hatte, schlief sie ein paar Stunden lang zur heißesten Tageszeit. Dann rief sie die Überlebenden zusammen, die zwar übel zugerichtet, aber ausgeruht waren.
Nachdem sie sich alle in der taberna versammelt hatten, stieg sie auf einen Tisch. »Das ist der größte Sieg, den wir je errungen haben. Unser Territorium ist frei von Angst. Wir können uns dem Wiederaufbau widmen und in Frieden leben, wie wir es verdient haben. Ich glaube, es ist angemessen, wenn wir das mit einer anständigen Feuernacht feiern. Unsere Gefallenen würden ein Fest zu ihren Ehren zu schätzen wissen.«
Ihre Ankündigung wurde mit verhaltenem Jubel aufgenommen. Obwohl ihre Leute müde waren und trauerten, waren sie dankbar für das, was sie hatten, und freuten sich, am Leben zu sein.
Das war Valle.
Nach der Versammlung trat Allison an sie heran. »Wie kann ich mich nützlich machen?«
»Kannst du kochen?«
»Ganz gut.«
»Wärst du bereit, Vivs Platz in der taberna einzunehmen?«
Allison seufzte leise. »Es wäre schön, wieder eine Aufgabe zu haben.«
Ex lächelte. Aus seinem Gesicht sprach stiller Stolz. Allison winkte ihrerseits Maryann heran, von der alle angenommen hatten, sie sei so gebrochen, dass sie sich nicht
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