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Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition)

Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Connor
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wurde ihm übel. Sie hatten so viele verloren.
    Auf Singers Befehl hin kam Rio angelaufen, um ihnen zu helfen, Falco zum Truck zu tragen. Chris und Rio bildeten mit den Armen eine Trage und schleppten den Mann, so gut sie konnten. Falco ertrug das Schaukeln mit zusammengebissenen Zähnen, obwohl er fürch terliche Schmerzen leiden musste. Als sie das Fahrzeug erreichten, kam ein Vielfraß aus den Schatten hervor. Seine Schnauze war vom Blut derer, die er getötet hatte, scharlachrot verschmiert.
    Mit Rios Hilfe setzte Chris Falco auf den Beifahrersitz.
    »Alles einsteigen«, rief Rosa.
    Ex verwandelte sich. Chris bemühte sich, ihn nicht anzustarren, aber der Vorgang war immer noch verstörend, obwohl er ihn selbst schon durchgemacht hatte. Dann sah er einen nackten Mann mit einem Schnitt in der Schulter vor sich. Die Wunde war schon verschorft. Chris erinnerte sich, welche unheimlichen Selbsthei lungskräfte Jenna nach ihrer ersten Verwandlung entwickelt hatte, und fragte sich, ob diese nützliche Eigen schaft bei allen Gestaltwandlern auftrat. Er wäre froh gewesen, wenn das zugetroffen hätte, und sei es auch nur um seines eigenen angesengten Rückens willen.
    »Wieder da, Mann?«
    Ex knurrte. »Wo ist Allison?«
    Seine Geliebte rief seinen Namen und rannte auf ihn zu, immer noch die Machete in der Hand, die sie einem der Banditen abgenommen haben musste. Sie umarmten sich, und Chris beugte sich über Falco, um am Handgelenk seinen Puls zu tasten. Schwacher Herzschlag. Das ist nicht gut.
    »Ich will ja niemandem zur Last fallen«, sagte Ex, »aber ich könnte ganz gut ein paar Hosen gebrauchen.«
    Chris reichte ihm den Rucksack. »Wir müssen los.«
    Rosa beugte sich aus dem Fahrerhaus, in dem sie saß und mit einem Arm Falco stützte, während sie die andere Hand auf seine Wunde presste. »Ex, fühlst du dich imstande, Motorrad zu fahren?«
    »Na klar.«
    »Fahr einen Kreis ums Lager. Töte jeden, der sich noch rührt, und komm dann nach Hause.«
    Nach Hause , dachte Chris. Bald.
    Er behielt mit scharfem Blick alle nächtlichen Schatten im Auge, während er die Hände auf die Heckklappe legte. »Ich brauche eine Laterne, um Falco untersuchen zu können, sobald wir wieder in Valle sind. Und ich will wissen, wer wie schwer verletzt ist, also nehmt euch selbst in Augenschein und stellt fest, wer am schlimmsten dran ist.« Er schloss die Klappe und rannte zum Fahrersitz. »Alle gut festhalten! Wir fahren los!«
    Der Pick-up nahm Fahrt auf. Chris kämpfte mit dem Steuerrad, um über alle Unebenheiten, Schlaglöcher und sperrigen Wüstengewächse hinwegzugelangen.
    »Er liegt im Sterben«, flüsterte Rosa.
    Chris jagte den Motor hoch. Die Scheinwerfer konnten nicht viel gegen die pechschwarze Leere ausrichten. Nur sein animalischer Orientierungssinn sagte ihm, wohin er fahren musste. Sie waren auf halbem Weg nach Valle, als Falco sich verkrampfte und am ganzen Körper zu zittern begann.
    »Ich halte an«, sagte Chris.
    Die Bremsen quietschten, als er sich bemühte, langsamer zu werden, ohne die Leute auf der Ladefläche zu sehr durchzuschütteln. Das Fahrzeug bäumte sich auf wie ein Wildpferd, und Chris prallte mit dem Oberkörper aufs Steuerrad. Er stöhnte. Aber das Adrenalin brannte noch in ihm und hielt ihn in Bewegung. Eine der Frauen reichte ihm eine Taschenlampe, bevor er auch nur darum bat.
    »Falco«, sagte er und ließ das Licht kreisen. Obwohl der Bravo früher sein Rivale und eine ziemliche Nervensäge gewesen war, stand er nun an der Schwelle des Todes. Das Licht spielte keine Rolle. Es gab nichts, was er tun konnte.
    Falco schloss die Augen. »Halt den Mund, hombre. Rosa hat mir gerade etwas vorgesungen.«
    Rosa wiegte den Kopf des Bravos in ihrem Schoß. »Falco, sieh mich an, verdammt!«
    Sie weinte, und die Tränen liefen ihr in Strömen über das betörende Gesicht. Sie strich Falco das Haar aus der Stirn und sang ihm leise ein spanisches Schlaflied vor. Chris wollte ihnen etwas Privatsphäre verschaffen und öffnete die Fahrertür, aber Rosa umklammerte seine Hand und hielt ihn in ihrer Nähe.
    »Bleib.« Ihr Gesichtsausdruck verriet ihm, dass sie das hier nicht allein durchstehen wollte.
    Der Atem des schwer verwundeten Bravos war nur noch ein flaches Keuchen, das in ein wässriges Röcheln überging. Er sah in Rosas Gesicht hoch, während sie ein Gebet flüsterte. Chris sah, dass Falco sie geliebt hatte, ganz gleich, welche Fehler er sonst haben mochte. Er hatte auch Valle geliebt. Er hatte lieber

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