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Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition)

Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Connor
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erholen würde. Die Frau stand auf und nickte zustimmend.
    Rosa gebot ihr mit einer Geste Einhalt. »Bist du sicher, dass du dem gewachsen bist?«
    »Falco wollte, dass ich überlebe«, antwortete Maryann grimmig. »Er hat mir diese Chance verschafft. Ich werde sie nicht vergeuden … oder ihn beschämen, indem ich jetzt kneife.«
    Das hätte ihm gefallen , dachte Rosa. Er wäre gern der Held gewesen, der dem Mädchen einen Grund gegeben hat weiterzuleben.
    Stunden später, bei Sonnenuntergang, wurden die Lampen angezündet, und die Sterne wurden sichtbar. Die Bewohner von Valle machten sich über die üblichen Leckerbissen und reichlich Agavenwein her. Der neue Junge, Kyle, stellte auf der Fiedel des Ladenbesitzers ein gewisses Talent unter Beweis. Sein Vater hatte Geige gespielt, wie er mit einem traurigen Lächeln erläuterte. Rosa genoss die Musik, obwohl sie um Wicker trauerte.
    Die Bürger von Valle strömten auf die Plaza, wo ein bescheidenes Freudenfeuer den Himmel erhellte – ganz anders als in der entsetzlichen Nacht, als ihre Stadt in Brand gesteckt worden war. Die Stimmung war erst verhalten, weil die Verluste noch zu frisch waren. Aber bald fuhr die Melodie ihnen so in die Beine, wie der Wein ihnen zu Kopfe stieg. Jolene saß neben Brick, der mit immer noch verbundenem Oberkörper auf einem behelfsmäßigen Bett lag. Sie schlug mit den Füßen den Takt, und als andere Bravos sie zum Tanz auffordern wollten, lächelte sie nur und schüttelte den Kopf. Singer hatte nur Augen für Rio, den sie anscheinend davon überzeugt hatte, dass Kyle keine Bedrohung darstellte.
    Eine ganze Weile sah Rosa einfach nur zu: Tilly war bei Jameson und ihrem Baby, Ex bei Allison. Andere fanden sich für die Nacht zusammen, aber einige der Frauen, darunter Maryann, saßen nur steif am wärmenden Freudenfeuer und lauschten der Musik. Es war genug. Es war ein Anfang.
    Es war natürlich nicht mehr so wie früher, da es nicht mehr genug Bravos gab, die sich versammelten und in der Hoffnung um die Wette tanzten, eine Frau für die Nacht in ihr Bett zu locken. Aber Bräuche konnten sich ändern. Valle würde sich anpassen und dadurch nur noch stärker werden.
    Wenn Falco noch da gewesen wäre, hätte er versucht, Rosa mit ins ausgelassene Treiben zu ziehen. Aber er war tot, und der Mann, den sie wollte, hatte sich noch nicht blicken lassen. Sie wusste nicht, wo Chris steckte. Vielleicht schlief er; sie hatte keine Ahnung, ob auch er Gelegenheit gehabt hatte, eine Siesta einzulegen. Mit einem halben Achselzucken über ihre Gedanken nahm sie Singer das Tablett mit dem Essen und den Getränken ab und bot den anderen etwas an. Es hatte doch keinen Sinn, wenn die junge Frau Wein servierte, während Rio nur darauf wartete, mit ihr tanzen zu können. Brick sah ein bisschen finster drein, weil alle wussten, was das zu bedeuten hatte, aber Singer war alt genug, ihre eigenen Entscheidungen zu fällen. Das junge Paar küsste sich sanft und zärtlich, und Rio legte Singer die Hände auf die Taille. Auch angesichts dieses Neuanfangs wurde Rosa leichter ums Herz.
    Heute Nacht blickte Valle hoffnungsvoll in die Zukunft und funkelte dabei wie Pyrit.
    Sie spürte, dass jemand sie beobachtete, und ihre Haut prickelte vor Hitze. Schon bevor sie sich umdrehte, wusste sie Bescheid. Cristiáns Silhouette zeichnete sich in der Dunkelheit ab. Das war alles, was sie brauchte, damit es eine perfekte Nacht wurde.
    Mi corazón , flüsterte sie lautlos.
    Mit Bedacht stellte sie ihr Tablett ab. Sollen die Leute sich doch selbst bedienen . Im Takt der Musik ließ sie die Hüften gezielt sinnlich kreisen, die Arme ausgestreckt, den Rücken durchgedrückt. Auf und ab. Der langsame, verheißungsvolle Rhythmus zog ihn an, und er zögerte keinen Augenblick, sondern bahnte sich einen Weg durch die Feiernden. Sein Gesicht wurde von den zuckenden Flammen beleuchtet, als er seinen Platz bei ihr einnahm, so, wie es sein sollte. Rosa tanzte für ihn, nur für ihn, und ihr Körper sagte ihm alles, was sie erst noch in Worte fassen musste.
    Er zog sie an sich, und das Zittern seiner Hände schmeichelte ihr. »Du tanzt mit mir.«
    Er hatte sich einmal darüber beschwert, dass sie mit jedem außer ihm tanzte, aber von dieser Nacht an würden all ihre Tänze Cristián gehören. Sie lächelte zu ihm hinauf und ließ ihr Herz aus ihren Augen sprechen. »Das heißt, dass ich vorhabe, dich mit nach Hause zu nehmen, amorcito .«
    »Wann?«
    »Wenn wir mit dem Tanzen fertig

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