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Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition)

Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Connor
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fragte Falco.
    »Ich schwöre Rosa Gefolgschaft und lasse diese Frauen frei. Es ist ihre Entscheidung, ob sie hierbleiben oder nicht.« Er machte eine Kunstpause und fuhr dann kalt mit drohendem Unterton fort: »Aber nur, wenn jeder andere Mann hier den Eid noch einmal ablegt.«

19
    Er soll verflucht sein.
    Sein Plan war brillant, und das wusste er bestimmt auch. Pendejo. Mit einem einzigen Spielzug nistete er sich in Valle ein, sicherte seine eigene Stellung und band die Loyalität der Männer erneut an Rosa. Sie hatte die Unterstützung nötig, keine Frage, aber von nun an würde sie ihm etwas schulden. Auch das war ihm sicher klar.
    Alles war still, während Falco und seine Spießgesellen sich die Bedingungen durch den Kopf gehen ließen. Rosa ließ sich nichts von ihrem inneren Aufruhr anmerken: Sie war noch nie so nahe daran gewesen, die Macht zu verlieren. Die Umstände ihrer Rettung gefielen ihr nicht, schon gar nicht, da ihr Mund immer noch von seinen Küssen kribbelte. Chris näherte sich ihr nicht so wie andere Männer, mit plumpen Anzüglichkeiten oder dreister Anmaßung. Er verfügte über ein tiefer verwurzeltes Selbstbewusstsein, das er sich wahrscheinlich in seinen langen Jahren der Einsamkeit erworben hatte, und dass die Chemie auf sexuellem Gebiet zwischen ihnen stimmte, war unbestreitbar. Aber sie hatte nicht die Absicht, dem nachzugeben, obwohl er sie mit seinen Lippen überrascht hatte.
    Nicht dass er mich noch wollen würde, wenn er die Wahrheit kennen würde.
    Wie zu erwarten knickte Lem als Erster ein. Er war das schwächste Glied in Valle, und die Aussicht auf mehr Frauen, von denen ihn vielleicht eine erhören würde, erwies sich als zu große Versuchung. Natürlich hieß das auch, dass sein Wort nicht viel wert war.
    Aber sobald er »Ich schwöre« gesagt hatte, taten die anderen es ihm nach, Falco als Letzter von allen. Er musterte Rosa mit stahlhartem, nachdenklichem Blick und schaute zwischen Chris und ihr hin und her, als ob er die Verbindung zwischen ihnen auszuloten versuchte. Sie würde in Teufels Küche kommen, wenn er je von den heißen Träumen und verstohlenen Küssen erfuhr. Diese Regelung würde nur so lange Bestand haben, wie sie ungebunden blieb und keinen Grund hatte, ihn zurückzuweisen. Falco würde es übel aufnehmen, wenn ein anderer Mann sich den Platz sicherte, auf den er ein Anrecht zu haben glaubte.
    Nachdem alle Männer Chris’ Bedingungen zugestimmt hatten, sagte Rosa zu Singer: »Mach einen Geschenkkorb fertig und sag Ex, dass er seine Nadeln bereithalten soll.«
    Sie sah Chris an, dass er nicht mit viel Brimborium gerechnet hatte, aber wie alle unabhängigen Staaten hatten sie ihre eigenen Rituale und Zeremonien. Das Gelöbnis war bedeutungsvoll und diente dazu, den Bürgern von Valle das Gefühl zu verleihen, Teil von etwas Wichtigem zu sein. Solche Tricks funktionierten vielleicht bei Chris Welsh nicht, aber sie musste versuchen, ihn wirklich zu einem ihrer Bravos zu machen, sonst würde das alles hier zu einer Farce verkommen.
    »Jetzt?«, fragte er.
    »Warum nicht?«
    Chris kniff die Lippen zusammen. »Und die Beerdigung?«
    »Bei Sonnenaufgang«, sagte sie knapp. »Wir begraben die Toten bei Sonnenaufgang. Jetzt geh mit Rio, um dich bereitzumachen.«
    Er murmelte » Geschenkkorb? «, als der Junge ihn zum Bad führte. Rosa grinste über seine Verwirrung. Aber man konnte nicht feierlich auftreten, wenn man voller Blut und Schmutz war, und so machte sie sich ebenfalls fertig. Sie duschte schnell – am Morgen war ihr das ja nicht mehr gelungen – und ging nach Hause, um den angemessenen Ornat anzulegen. Singer hatte sich mit dem Kostüm selbst übertroffen. Es war eine lange, makellos weiße Robe mit roten Stickereien. Rosa trug sie zu dieser Gelegenheit und zu Weihefeiern.
    Sie frisierte sich die Haare mit etwas Öl, um ihre Zöpfe zu glätten und geschmeidig zu machen, und steckte sie dann zu einer komplizierten Krone hoch, die sie größer wirken ließ und ihr Autorität verlieh. Rosa hatte keinen Spiegel, in dem sie sich hätte sehen können, und arbeitete einfach aus dem Gedächtnis heraus. Sie schob sich einen Gegenstand in den Ärmel ihrer Robe, bevor sie auf die Plaza zurückeilte, um als Erste dort zu ein.
    Mit einer gewissen Erleichterung stellte sie fest, dass sie tatsächlich vor allen anderen am Ort des Geschehens eintraf. Sie schob ihre Zweifel und die leichte Verärgerung darüber beiseite, dass ihre Stellung binnen so kurzer Frist derart

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