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Die letzten Dinge - Roman

Die letzten Dinge - Roman

Titel: Die letzten Dinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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riss die Augen auf und wippte und es sah aus, als wollte sie die Tante antreiben.
    Uno momento … iste … momento!
    Jetzt alles durcheinander. Kann nichte höre. Warte.
    Donna Lucia wischte sich über die Stirn, als könnte sie damit einen Spuk vertreiben. – Glaub ich, will Seele ier bleibe. Sagte, ier wohnt. Nicht beese. Will … elfe. Ich sage – kannst du nicht elfe, bist du schon gestorbe. Wartest du. Uh. Dio mio. Was macke? Seele sagt, nicht tot, wir nicht tot, sie nicht tot, will ier bleibe! Ier. Ier bleibe. Muss elfe. Oh mein Gott. Aber was kann machen? Bist du keine Mensche mehr. Biste du gestorbe, glaube das.
    Donna Lucia sah auf einmal schwindelig aus. Ihr Gesicht wurde ganz bleich und sie fing an zu schwanken. Ludolfus glaubte, jetzt doch einsetzen zu müssen:
    Requiem aeternam dona eis, Domine: Et lux perpetua luceat!
    Dann sah er, wie Donna Lucia zitterte, und er holte schnell den Stuhl herbei und Donna Lucia plumpste darauf.
    Das sehr beese jetzt. Iste beleidigt.
    Moment, das Gespenst ist beleidigt?
    Si. Sagt, iste keine Gespenste, iste Mensche wie wir, bleibte ier, atte hier gewohnt.
    Aber wo iste jetz?, fragte Gianna. – Sehe ich nix.
    Donna Lucia fächelte sich Luft zu.
    Kann sein, da in Ecke.
    Wo?
    Da.
    Das vermutete Gespenst stand bei dem Kleiderständer am Bügelbrett.
    Hallo, sagte Pater Ludolfus. – Ich bin Pater Ludolfus. Du brauchst keine Angst zu haben, du seltsames Geschöpf. Zeige dich uns. Ich stehe im Dienst Gottes, vielleicht kann ich dir helfen!
    Er tastete nach seinem Kreuz. Beinahe schien am Bügeltisch etwas aufzuflackern, heller zu werden. Es war nur sehr schwach und doch fühlten alle deutlich eine Dichte, eine atmosphärische Wandlung, eine Anwesenheit.
    Seele will nichte. Will nichte in Lichte gehe. Will ier bleibe. Kann ich nix macke, ist stur. Stur wie Esel. Sagt, mir abe kein Ahnung. Padre, mir ganz schlecht. Abb ich Probleme mit die Mage. Brauche ich ein Toilette.
    Gianna sah den Pater entschuldigend an.
    Tante ate Probleme mit Verdauung.
    Tja, dann, wo ist denn hier eine Toilette?
    Auf Station, Personaltoilette.
    Gut, dann … brechen wir das Experiment an dieser Stelle ab. Interessant, sehr interessant.
    Aber Gespenst will nicht gehe!, schimpfte Gianna.
    Warten wir ab. Vielleicht verbirgt sich dahinter noch eine andere Geschichte. Wir … wir werden sehen. Lassen Sie uns getrost abwarten. Es wird sich eine Lösung ergeben … jedenfalls haben wir jetzt schon einmal einen ersten Eindruck über die Befindlichkeit des Wesens, vielleicht kann man es auf anderen Wegen noch mal kontaktieren … hm …
    Wir schnell gehe!, rief Donna Lucia und sie eilte mit Gianna durch die fünfte Station und kriegte eben noch die Kurve bis zur Drei.
    Aufatmend verschwand sie in der Personaltoilette. Pater Ludolfus war stehen geblieben und überlegte. Was hatte es auf sich mit diesen seltsamen Begegnungen? Es war zweifelsfrei eine Präsenz spürbar, es war zweifellos etwas im Zimmer, das mit gewöhnlichen Vorkommnissen nichts mehr zu tun hatte. Er brauchte nun professionellere Leute, die dieses Phänomen untersuchten, nachdem Donna Lucia und San Lorenzo auf vorbildliche Weise versucht hatten, das ihrige zu tun. Plötzlich wollte Ludolfus gar nicht mehr, dass jenes Wesen einfach so verschwand. Er wollte sich lieber damit beschäftigen, auch wenn ihn alle für verrückt erklärten. Bei dieser Gelegenheit konnte er auch mal durch die Stationen gehen und sehen, ob er nicht diesen oder jenen besuchten konnte, um ein wenig Trost zu spenden.
    Trost gab es nie genug auf der Welt und er fühlte sich berufen.

Kevin   hatte erlöst und ausgepowert das Heim verlassen und sank an der Bushaltestelle sofort auf die Bank. Er zündete sich eine Zigarette an und inhalierte tief.
    Du musst mehr Obst essen, hatte Rosalinde gesagt und ihm Orangen und Feigen aus Marokko hingelegt.
    Aber er aß nun mal nicht gern Obst. Er frühstückte nicht gerne. Er war überhaupt kein Morgenmensch – und dann immerzu Frühdienst. Seine Jacke stand weit und das inzwischen grau gewaschene T-Shirt fiel lose um seinen mageren Körper. Heute Abend wollte ein Kumpel zu ihm kommen. Dann tranken sie Büchsenbier und sahen Filme. Aber was für Filme? Der Kurtacker war an allem Schuld.
    Seit er ihm ein einziges Mal einen Porno mitgebracht hatte, war der Kurtacker versessen darauf. Kevin konnte nicht nein sagen. Also besorgte er ihm immer wieder welche, erst einen, dann zwei, jetzt regelmäßig. Und bei Kevins Kumpels hatte sich

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