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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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und haben die Kavallerie auseinandergerissen. Die Truppe der Hellebardiere hätte einen Wall bilden und den Angriff der Orks abwehren können, aber die kamen erst ganz hinten, weil ihr Kommandant von jüngerem Adel ist und keiner der Herrschaften von altem Adel ihn neben sich in der ersten Reihe haben wollte. Prinz Erik, der Sohn von Sire Erktor, und seine Bogenschützen wurden gar nicht erst aufgestellt. Sein Vater hat ihn weggejagt, nicht nur weil er gewagt hatte zu sagen, eine Truppenaufstellung nach Alter der Adelshäuser käme einem Selbstmord gleich, sondern auch weil Pfeile als Waffe – warte, wie hat er noch gleich gesagt –, weil Pfeile als Waffe unelegant seien: etwas für Wegelagerer und Banditen, gut für die Wildschweinjagd. Ein Pfeil kann von jedem hergelaufenen Idioten abgeschossen werden, aus der Ferne, und der vornehmste der Ritter stirbt genauso daran wie der letzte Hellebardier und das ist wenig elegant. Einer bringt sein halbes Leben damit zu, den kunstgerechten Gebrauch des Schwerts im Wettstreit zu üben, und dann ist das zu nichts nütze, wenn ihm aus dreißig Fuß Entfernung ein Pfeil durch die Kehle geschossen wird. Auch das ist unelegant. Lieber verliert man den Krieg, aber wenn der Krieg dann verloren ist, spielen die Orks mit den abgehackten Köpfen Boccia, und das ist auch nicht wirklich elegant. Zu dumm, dass ihr Ehrenkodex den Orks nicht verbietet, diese verflixten Armbrüste einzusetzen. Der Himmel war schwarz von ihren Pfeilen. Sie wären nur halb so tödlich gewesen, wenn die Unsrigen nicht wie angewurzelt dagestanden wären und sich hätten durchbohren lassen. Das Reglement der Armee von Varil verbietet es, sich zu Boden zu werfen, um sich zu schützen, das gilt als gleichbedeutend mit Flucht. Es steht Todesstrafe darauf. Sie sind stehen geblieben. Es hätte genügt, sich hinter die Schilde zu ducken und für eine Gegenoffensive am Leben zu bleiben. Sie sind aber stehen geblieben. Natürlich nicht immer, nur bis sie so schwer verwundet waren, dass sie nicht mehr stehen konnten. Sire Erktor wurde gefangen genommen und sofort gehenkt. Damit sein Tod nicht allzu schmerzhaft würde, hat sein Sohn, Prinz Erik, einen Sack Goldstücke vom Festungswall hinuntergeworfen, und sie begnügten sich damit, ihn zu hängen. Für die anderen Gefangenen hat Prinz Erik alles Gold der Stadt vom Festungswall hinuntergeworfen, aber das reichte nicht für alle und da …«
    »Ich weiß, ich weiß«, fiel ihr der Bruder ins Wort. »Ich weiß, was sie machen.«
    Das Mädchen brach in Tränen aus, fasste sich aber gleich wieder und fragte, ob jemand etwas zu essen hätte. Rankstrail und sein Leutnant teilten ihr Brot mit ihr.
    »Warum hast du dieses Zeug da an?«, fragte der Hauptmann, auf das Hochzeitskleid deutend, ein über und über besticktes weißes Gewand, besetzt mit kleinen Schleifchen. Er hatte die Stimme gesenkt, aber Yorsh hatte das feine Gehör der Elfen und auch durch das Geprassel des brennenden Scheiterhaufens hindurch hörte er jedes Wort. »Das war das Kleid unserer Mutter. Was fällt dir denn ein? Und was willst du anziehen, wenn der Bäckersohn um deine Hand anhält?«
    »Der Bäckersohn wird nie um mich anhalten. Niemals. Seine Mutter, die alte Hexe, verlangt mindestens zwanzig Goldstücke Mitgift und die haben wir nicht. Werden wir auch nie haben. Und selbst wenn wir sie hätten, um nichts auf der Welt will ich einen haben, der mich nur will, wenn ich eine Mitgift habe, und der mich vor den Orks im Stich gelassen und sich aus dem Staub gemacht hat. Hätte ich nicht den Bogen gehabt, den du mir gemacht hast, und hättest du mir nicht beigebracht, ihn zu gebrauchen, ich wäre seit anderthalb Tagen tot. Ich habe dieses Kleid angezogen, weil ich mir sicher war, dass ich den nächsten Morgen nicht erleben würde. Ich wollte nicht in den üblichen Lumpen sterben, und da ohnehin nie jemand um mich anhalten wird – da wollte ich zum ersten und letzten Mal dieses Kleid anziehen.«
    Das Mädchen fing wieder an zu weinen.
    »Warum habt ihr so lang gebraucht? Warum habt ihr so lang gezögert?«, fragte sie.
    Dann beruhigte sie sich und fing erneut an, von dem Kleid zu sprechen, vermutlich, um sich bei einem weniger grausamen Thema als dem Krieg und den Orks zu beruhigen. Sie senkte die Stimme noch mehr, aber Yorsh konnte sie trotzdem verstehen.
    »Weißt du, dass es neu war? Es ist nie getragen worden! Ich hatte geglaubt, unsere Mutter hätte es bei der Hochzeit getragen, aber nein. Die

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