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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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Stickerei war nicht richtig gemacht, du weißt ja, Mama war nie besonders gut im Sticken und dann sah sie ja auch nicht so gut und beim Sticken hatte sie Vorder- und Rückseite des Mieders zusammengenäht. Ich musste das auftrennen, bevor ich es anziehen konnte.«
    Rankstrail war wie versteinert.
    »Bist du sicher?«, fragte er schließlich.
    Yorsh fand es im höchsten Maße fragwürdig und dumm, über Kleiderfragen zu diskutieren, während die Stadt in Flammen stand und eine Schlacht zum größeren Teil noch zu schlagen war, und er wunderte sich, denn bis zu diesem Zeitpunkt war ihm Hauptmann Rankstrail alles andere als dumm erschienen.
    Mit erheblicher Mühe versuchte er, wieder auf die Beine zu kommen. Rankstrail packte ihn am Arm und zog ihn hoch.
    Der junge Elf erinnerte sich wieder, wen er da vor sich hatte.
    Bisher hatte er in ihm einen Menschen gesehen, der verzweifelt war über sein geschundenes Land, einen großen Krieger, einen unerschrockenen Kämpfer, imstande, sich umbringen zu lassen, um die gefangenen Geiseln zu befreien.
    Jetzt erinnerte er sich, dass der, den er da vor sich hatte, Kommandant der Kavallerie von Daligar war. Die Wut gab ihm Halt. Unwillig machte er sich aus dem Griff der großen, dunklen Hand los. Seine Müdigkeit war verflogen.
    »Ihr habt den letzten Drachen töten lassen«, zischte er, bleich vor Zorn und Verachtung. »Ihr seid derjenige, der Erbrow hat ermorden lassen.«
    Langes Schweigen. Rankstrail schien verlegen, senkte den Blick aber nicht.
    »Ich habe dich gerettet«, antwortete er heftig. »Ich habe euch alle gerettet. Dich und die anderen Hungerleider. Ich hatte den Befehl, euch auszulöschen, euch zu vernichten, und ich habe euch entkommen lassen. Ich habe den Befehl zum Angriff hinausgezögert, um euch Zeit zu lassen, euch in der Schlucht in Sicherheit zu bringen. Dir und den anderen. Ich wollte nicht einen Haufen Bettler auf dem Gewissen haben und ich habe euch Zeit gelassen zu entkommen … Du verdankst mir dein Leben.«
    »Ihr habt unser Leben nicht gerettet. Ihr habt Euch darauf beschränkt, es uns nicht zu nehmen. Ihr selbst habt es in Gefahr gebracht. Meines Wissens war es der letzte Drache, der uns das Leben gerettet hat. Nie mehr werden sich auf der Welt die Schwingen eines Drachen öffnen, durch Eure Schuld.«
    Yorsh fühlte sich übermannt von Zorn und Verachtung. Die Erinnerung an Erbrow erfüllte ihn ganz. Er hätte den Hauptmann schlagen mögen, ihm wehtun. Der Wolf spürte das, wie er den Hass und die Wut in seiner Stimme gespürt hatte, und knurrte bedrohlich, aber der Hauptmann brachte ihn mit einem Befehl zum Verstummen. Langes Schweigen.
    »Ich glaube, du hast recht«, sagte der Hauptmann.
    Das hatte Yorsh nicht erwartet.
    »Ich glaube, du hast recht«, wiederholte Rankstrail und strich sich die Haare aus dem Gesicht, das dadurch noch schmutziger von Blut, Ruß und Schlamm wurde.
    Der Hauptmann hatte eine Verletzung am Handgelenk, die er nicht bemerkt hatte; er schien der Sache keine Bedeutung beizumessen. Er merkte, dass er auch an einer Schulter und über einem Knie verwundet war, aber auch das kümmerte ihn nicht. In allem, was er tat, lag so etwas wie Achtlosigkeit sich selbst und dem eigenen Leben gegenüber.
    »Ich weiß, dass du recht hast«, fuhr er fort, »und das Schlimmste ist, dass ich es auch damals wusste, in jener Nacht. Ich hatte beschlossen, Söldner zu werden, weil ich Geld brauchte, und basta. Ich hatte nicht daran gedacht, dass ich damit mein Schwert verkaufte und dass das bedeutete, die Seele zu verkaufen. In dieser Nacht damals wussten wir nicht, was wir tun sollten. Man hatte uns gesagt, dass ihr der Erzfeind seid. Der Befehl lautete, euch zu vernichten, und den Befehl nicht auszuführen, hätte bedeutet, das Leben meiner Leute dranzugehen. Andererseits waren da Kinder, ein Haufen Kinder, ein Mädchen mit einer Krone auf dem Kopf, Bettler, Hungerleider, Alte … Wir wussten nicht, was wir tun sollten. Wir haben den Drachen getötet und erzählt, dass ihr alle unter einem Erdrutsch umgekommen seid … Das schien uns eine gute Idee … Man hat euch nie verfolgt, weil wir erzählt haben, ihr wärt alle tot. Du begreifst das nicht. Es stand nicht nur mein Leben und das meiner Männer auf dem Spiel. Auch das ihrer Geschwister und Eltern, die in Daligar leben, ihrer Frauen und Kinder, auf die der Verwaltungsrichter Zugriff hat, auch wenn es verboten ist. Wir mussten die Familien der Männer schützen, die aus Daligar

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