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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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wenigstens das.
    Es ärgerte ihn, dass er in der Kälte sterben musste. Er hatte Kälte immer gehasst. Auch im Sommer schleppte er immer ein Gefühl von Kälte mit sich herum, wie ein erloschener Herd in einem Haus.
    Moron schüttelte sich. Wichtig war, dass es sofort zu Ende war, wo er starb, würden schließlich keine Margeriten wachsen.
    Doch da täuschte er sich.
    Nachdem das Wasser seinen Atem erstickt hatte, nachdem die Flut ihn fortgetragen hatte und als der Felsen bei Ebbe wieder aus dem Wasser auftauchte, war er bedeckt von einer Handvoll Margeriten. Es waren nur wenige, klein, schief und krumm, wie die stumme, vergebliche und verspätete Bitte um ein wenig Zärtlichkeit.
    Niemand bemerkte es.
    Die darauffolgende Flut löschte sie aus, für immer.

DRITTES BUCH

D ER LETZTE O RK
    Lisentrail hatte nämlich eines Tages zu ihm gesagt:
    »He, Hauptmann, hast du gewusst, dass die Kinder von Königen allein in einem dunklen Zimmer schlafen müssen, ohne wen, der ihnen eine Geschichte erzählt oder ihnen etwas vorsingt? Davon bekommen sie einen miesen Charakter, und wenn sie erwachsen sind, liefern sie die Leute dann dem Henker aus.«

Kapitel 1
    Robi hatte Glück. Bei den Resten von Yorshs Scheiterhaufen angekommen, hatten die Orks offenbar beschlossen, ihr Lager aufzuschlagen. Sie hörte ihre Stimmen und stellte fest, dass sie ihr nicht folgten. Sie ritt eine Nacht und einen Tag. Sie trank aus Bächen, plünderte Kirschbäume, stahl in den verlassenen Bauernhöfen Karotten und vertrocknete Äpfel und rastete nie, außer so lang, wie unbedingt notwendig war, damit Enstriil nicht vor Erschöpfung zusammenbrach. Oft fiel sie, überwältigt von Müdigkeit, in einen kurzen Schlaf voller Albträume, aus dem sie mit einem schmerzlichen Schluchzen aufschreckte. Vor ihr saßen Erbrow, still und wie in einen Traum versunken, und Jastrin, der die halbe Nacht hindurch geweint hatte und erst aufhörte, als Robi ihn anherrschte, er solle damit aufhören.
    Als er sich beruhigt hatte, nahm Jastrin sein ununterbrochenes Geplapper wieder auf. Robi trauerte dem Schluchzen nach. Jastrin kannte die Prophezeiung Arduins, sie war Bestandteil seiner fragmentarischen, aber beträchtlichen Geschichtskenntnis. Sobald er sich die Tränen aus den Augen gewischt hatte, begann er wieder, davon zu reden. Ob es stimmte, dass sie wie ihr Urahn in die Zukunft schauen konnte?
    Die zweite Hälfte der Nacht war ein ununterbrochenes Loblied auf ihre Hellsicht.
    »Es ist ein Glück, die Zukunft zu kennen. Dir geht es nicht so wie uns gewöhnlichen Menschen, dass man nicht weiß, was man sagen oder tun soll … Bei dir kommt es nie vor, dass du nicht weißt, wie eine Sache ausgeht! Alles ist in deinem Kopf drin. Man braucht bloß die Augen zu schließen und alles ist da. Alles ist leicht … man weiß alles schon im Voraus …«
     
    Jastrin ließ nicht locker. Hatte er erst einmal ein Gesprächsthema gefunden, so konnte er vom ersten Funkeln des Abendsterns bis zur Morgendämmerung und noch einmal bis zum Aufgang des Abendsterns ununterbrochen reden, nur mit den unbedingt notwendigen Pausen zum Luftholen.
    Robi versuchte nachzudenken, aber Jastrins Stimme lag ihr unentwegt in den Ohren.
    Im Stillen hasste und verfluchte sie ihn, doch nicht mit dem erbitterten und bösen Hass, womit man Feinde verfolgt, sondern mit dem freundlichen und nachsichtigen, wie man ihn für Nervensägen übrighat.
    Nur ein unverbesserlicherer Schwachkopf konnte meinen, ihre Visionen seien ein Segen. In Wirklichkeit waren sie bruchstückhaft, chaotisch, unvorhersehbar, fast immer unverständlich und widersprüchlich, manchmal absurd. Sie hatten sie beschützt und ihr geholfen, als sie noch ein Kind war, auf ihrer abenteuerlichen Flucht mit Yorsh, im Übrigen aber verstand sie ihren Sinn immer erst, wenn es zu spät war. Sie kamen ihr sinnlos, lästig und zudringlich vor wie Fliegen an einem Sommernachmittag. Als Yorsh aufgebrochen war, um in seinen Tod zu gehen, hatte sie nur eins im Kopf gehabt, und das war die Vision eines Rudels rennender Wölfe gewesen.
    Nach dem Grauen seines Todes waren die Visionen blasser und seltener geworden und hatten jede erkennbare Kontur verloren. Yorsh hatte oft gesagt, die Zauberkraft der Elfen werde im Schmerz zunichte. Etwas in dieser Art musste auch ihr zugestoßen sein. Seitdem ihr Gemahl ins Reich der Toten eingegangen war, hatte sie nur noch unbestimmte Schatten im Kopf, Farbflecken, die sich in einem dichten, dunklen Nebel

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