Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork
Groll machte sich breit unter den Leuten gegenüber den Männern des Hauptmanns, die Wachteln und Fasane verspeisten, durch das freundliche Schilf streiften, wo in Bächen klares Wasser floss, ein jeder auf einem Pferd, was pfundweise gutes, frisches Fleisch ohne Würmer bedeutete.
Eines Morgens, es war schon glühend heiß, obwohl die Sonne eben erst aufgegangen war, teilte Morgentau dem Hauptmann mit, dass die Wölfin durch das Andenken Arduins vorläufig noch vor allzu begehrlichen Blicken geschützt war, dass aber das Wolfsjunge in diesen trostlosen Zeiten in Gefahr war, zusammen mit den letzten in der Stadt verbliebenen Zwiebeln ein böses Ende zu nehmen.
Aus Respekt vor seinem alten Waffengefährten, der ihm mindestens ein halbes Dutzend Mal das Leben gerettet hatte und nun eben seit Neuestem Vater geworden war, versprach Rankstrail, dass er eine Unterbringung für das Wolfsjunge finden würde.
Der Tag war glühend heiß. Im Schilf stand das Wasser träge und stickig, darüber Mückenschwärme. Vor Mittag griffen die Orks an. Sie kamen in einer ungewöhnlich zahlreichen und kampfbereiten Formation und sie hatten vor allem auch Pferde.
»He, Hauptmann«, rief Lisentrail ihm zu, während sie für den Gegenangriff nach einer Deckung suchten, »diese verfluchten Kerle haben nicht nur ihre Wurfmaschinen wieder instand gesetzt, sondern offenbar auch die Brücke wieder aufgebaut.«
»Ja«, sagte jemand anderes, »weiter im Süden im Schilf, wo man es nicht sieht.«
»Hauptmann«, gab ihm einer der Zwerge Bescheid, »sie haben Menschen bei sich.«
»Ja, ich habe die Standarten gesehen. Es sind Angehörige der Kavallerie von Daligar. Die Orks haben sie an ihren Pferden festgebunden.«
»Warum haben sie sie noch nicht umgebracht?«
»Das heben sie sich für heute Nacht auf.«
»Hauptmann, wenn wir sie nicht befreien, dann sollten wir sie lieber töten. Besser, wir tun es, als sie müssen diese Nacht erleben.«
»Dann versuchen wir, sie zu befreien, Nirdly, ich bringe nicht gerne Kameraden um, auch wenn die beleidigt sind, wenn wir sie als unsere Kameraden bezeichnen. Lisentrail, du reitest durchs Schilf und überraschst sie von hinten. Nimm die Herren vom Volk der Zwerge mit, außer Nirdly. Trakrail, du bist der beste Bogenschütze, du bleibst mit den Männern hier. Du, Nirdly, kommst mit mir und wir machen ein Ablenkungsmanöver.«
»Was machen wir zwei, Hauptmann?«
»Wir fliehen und schlagen dabei ein bisschen Lärm, aber nicht zu viel, damit es nicht wie absichtlich aussieht. Um uns zu verfolgen, lassen sie die Gefangenen mit ein paar Wachen zurück, und Lisentrail befreit sie. Wenn sie im offenen Gelände sind, kommen die Pfeile von Trakrail und den anderen dazu. Noch Fragen?«
»Ja, ich, Hauptmann: Wenn wir eins der Pferde der Orks erbeuten, dürfen wir das dann essen?«, erkundigte sich Nirdly. »Ich würde mir doch zu gern noch einmal richtig den Bauch vollschlagen, bevor ich abkratze.«
Zum ersten Mal, seitdem sie zusammen waren, verlor Rankstrail in dem Gefecht etliche Männer. Aber er konnte ein halbes Dutzend Soldaten von der regulären Armee befreien, die die Orks gefangen genommen und an ihren Pferden festgebunden hatten. Wie die Unglückseligen verlauten ließen, waren sie gemeinsam von Ayil aus aufgebrochen und hatten versucht, nach Daligar zu gelangen, wo ihre Familien waren. Bis in die Berge des Nordens hatte es sich herumgesprochen, dass in Daligar eine Königin-Hexe war, eine Nachfahrin Arduins, die kämpfte, und dass die Stadt sich wehrte und den Orks trotzte.
Noch am selben Nachmittag auf dem Rückweg beschloss Rankstrail, dass er die Königin um eine Audienz bitten würde.
Er ließ den Wolf bei der Truppe zurück und machte sich auf den Weg. In einem der unterirdischen Gänge der Stadt traf er auf eine Mutter mit einem aufsässigen Kind.
Der Junge war wirklich unerträglich. Er warf sich auf den Boden, spuckte seine Mutter an und versuchte, nach ihr zu treten. Sie zerrte heftig an ihm und bemerkte die herankommenden Söldner nicht.
»Du weißt ja, was mit bösen Kindern passiert? Wenn du nicht aufhörst«, zischte sie, »dann hol ich den Söldnerhauptmann, und der frisst dich.«
»He, Volk von Daligar!«, mischte sich Lisentrail empört und spöttisch ein. »Mit Hunderten von waschechten Orks bester Qualität vor den Toren bräuchtet ihr euren Kindern nicht solchen Schwachsinn aufzutischen, wenn ihr sie nicht erziehen könnt …«
Der Hauptmann beschränkte sich auf ein
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