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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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beizubringen.
    »Möchtest du einen kleinen Hund?«, fragte der Hauptmann schließlich. »Ein hübsches Hündchen zum Spielen, magst du das? Dann bist du nicht mehr so allein. Und wenn ein Ork kommt, um dir wehzutun, dann beißt das Hündchen ihn.«
    Die Kleine sah ihn an. Ein Funken Interesse glomm in ihren Augen auf wie ein einziges Glühwürmchen in einer Nacht von Verzweiflung.
    »Wi’kli?«, fragte sie und legte die Stirn in Falten.
    Der Hauptmann fragte sich, was zum Teufel »Wi’kli« heißen sollte, und es fiel ihm nichts ein.
    Mit einem Kopfschütteln bedeutete er dem Kind, dass er nicht verstanden hatte. Die Kleine zeigte zuerst auf sich selbst, dann auf die Holzpuppe und dann wieder auf sich selbst.
    »Wi’kli?«, fragte sie noch einmal.
    »Na sicher, wirklich, ein wirkliches Hündchen, kein Holzspielzeug.«
    »Wau?«, erkundigte sich die Kleine zweifelnd.
    »Nein, bellen tut er eigentlich nicht, er heult. Aber das ist genau so gut, oder sogar noch besser, weißt du? Hündchen, die heulen, sind besser als die, die bellen. Sie wecken dich nachts nicht auf, oder vielleicht ein bisschen, aber nur wenn Vollmond ist. Und wenn ein Ork kommt, sind die Hunde, die heulen, gefährlicher als die, die bellen. Ich habe auch so einen, weißt du, meiner ist der Papa von diesem hier. Ich habe ihn extra für dich mitgebracht«, log der Hauptmann schließlich.
    Rankstrail durchquerte den Garten bis zu der Stelle, wo er den kleinen Wolf zurückgelassen hatte. Er war aufgewacht und sah das Mädchen von der Seite her an. Das Mädchen sah den Welpen an, der Hauptmann beugte ein Knie auf die Erde, die Kleine bückte sich, das Wolfsjunge legte die Pfote auf den Saum ihres Kleides und die beiden Nasen berührten sich. Das Mädchen legte beide Hände vor den Mund, der sich endlich, etwas getröstet, zur Andeutung eines Lächelns öffnete.

Kapitel 9
    Die Königin-Hexe kauerte auf ihrem steinernen Thron, nicht zuletzt weil das der höchste Punkt von Daligar war, von wo aus man den ganzen südlichen Teil der Ebene überblicken konnte, und sie schaute auf die Neumondhügel, die sich am Horizont abzeichneten.
    Der Hauptmann informierte sie, dass eine Brücke wiederaufgebaut worden war und Daligar wieder komplett umzingelt war. Die Stadt war am Ende. Noch in dieser Nacht musste eine Entscheidung getroffen werden. Eine Möglichkeit war, umgehend anzugreifen, bevor das Nordufer wieder ganz in die Hände der Orks fiel. Nach und nach gewannen die Feinde ihre versprengten Pferde zurück und gut ein Drittel ihrer Kavallerie war schon wiederhergestellt. Hätte man in Daligar nur etwa hundert Fußsoldaten und rund dreißig Berittene zur Verfügung, könnte man einen Überraschungsangriff auf das feindliche Lager unternehmen und Kühe und Schafe rauben, außerdem die Trinkwasservorräte, die wesentlich weiter oben aus dem Dogon geschöpft und in Fässern auf Karren aufbewahrt wurden, um sie schneller hin und her transportieren zu können.
    »Ich glaube, sie stellen die Fässer extra hin, damit wir sie sehen, wie ihre Ziegenherden, um unseren Hunger und unseren Durst auf die Spitze zu treiben. Das wäre ein schöner Schlag, wenn wir ihnen sowohl das Wasser als auch die Tiere wegnehmen könnten. Das würde der Stadt eine Verschnaufpause von ein, zwei Monden geben.«
    »Wir haben weder Infanteristen noch Kavalleristen«, antwortete die Königin. »Die andere Möglichkeit?«
    »Wir essen die Pferde auf und hoffen darauf, dass wir verdursten, bevor die Orks kommen. Entweder wir greifen sofort an, Herrin, oder wir greifen nie mehr an. Solange das Nordufer in ihrer Hand ist, haben wir überhaupt keine Bewegungsfreiheit mehr. Kein Gras mehr für die Pferde und keine Jagdbeute mehr für die Männer. Die Pferde würden bald verhungern, und da können wir sie genauso gut aufessen, bevor sie allzu sehr abmagern. Oder, Herrin, wir greifen mit dem an, was wir haben. Die Chancen auf Erfolg sind allerdings verschwindend gering, und wenn wir uns haben abschlachten lassen, wäre die Stadt vollkommen wehrlos.«
    »Da scheint es mir doch besser, die Pferde zu essen, so sind wir wenigstens zufrieden und haben einen vollen Bauch, wenn wir krepieren. Ich habe noch nie Pferdefleisch gegessen, ich nehme aber an, es ist besser als die Grillen mit Honig, die wir jetzt verspeisen.«
    »Ich wüsste das auch nicht zu sagen«, ließ sich näselnd der Seneschall vernehmen, der steif und kerzengrade am anderen Ende des Saales im Schatten stand. »Bis auf den heutigen Tag

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