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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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Arduin, der Herr des Lichts, war in die Geschichte eingegangen für seinen Mut, nicht für seine Barmherzigkeit.
    Mit dem längeren ihrer beiden Schwerter zwang Robi Argniòlo, das seine zu senken. Mit dem anderen schlug sie ihm den Kopf ab.
    Das verlangte einen starken Arm und den hatte sie. Wut vervielfacht die Kräfte, Angst zehrt sie auf. Während das Blut über ihren Mantel spritzte, setzte sie Argniòlos Offizier, einem Mann mittleren Alters, glatzköpfig und mit einer Habichtsnase, die Spitze des langen Elfenschwerts an die Kehle. Entgeistert und zutiefst erschrocken sah er sie an. Rankstrail und seine Männer hatten die Schwerter gezogen. Oben auf den Wehrgängen hatten die Männer und Frauen, die Aurora ausgebildet hatte, ihre Bögen gespannt. Die Enthauptung Argniòlos durch diejenige, die ihrer Auffassung nach schon eine Art Gefangene war, hatte alle paralysiert.
    »Ihr seid zu spät dran!«, rief die Königin. »Die Zeit der Übereinkünfte ist vorbei. Wer gemeuchelt, verstümmelt und gebrandschatzt hat, der findet keine Vergebung. Wir liefern ihm keinen der Unseren aus, in der Hoffnung, dass ihn das milde stimmt und er so vielleicht ein bisschen weniger meuchelt und brandschatzt. Diejenigen, die unsere Häuser niedergebrannt und unsere Leute ermordet haben, die reißen wir in Stücke, bevor sie noch mehr Häuser verbrennen und noch mehr töten. Wir vergelten Hieb mit Hieb und machen allen Schurken dies- und jenseits der Grenzen der Bekannten Welt klar, dass die Zeiten vorbei sind, da man die Kinder vom Volk der Menschen ungestraft töten durfte, und dass sie auch nie mehr wiederkehren. Ich bin der Kommandant dieser Stadt, ich bin die Erbin Arduins. Ich bin der König. Und ich sage euch, in dieser Stadt ist die Zeit der Feiglinge und der Verräter vorbei.«
     
    In diesem Augenblick erschien Aurora auf den Wehrgängen, sie erblickte den Leichnam Argniòlos und erbleichte. Grauen zeichnete sich in ihren Augen ab. Kurz schien ihr übel zu werden, doch dann fasste sie sich, auch wenn ein kleines Beben in ihrer Stimme war.
    »Meine Herrin«, sagte sie voller Achtung zu Robi, ihre Stimme erschallte laut und vernehmlich im ganzen Hof und auf den Wehrgängen. »Der Führer der Ersten Division der Orks mit Namen Sryassink ist hier und erklärt, er wolle mit dem Mann namens Argniòlo sprechen.«
    Die Königin nickte. Der untertänige Respekt, mit dem Aurora, die Tochter des Verwaltungsrichters und dessen einzige Erbin, sie angesprochen hatte, schüchterte den kahlköpfigen Soldaten und die anderen noch weiter ein. Sie musste rasch entscheiden, was zu tun war. Immerhin waren die Neuankömmlinge etwa hundert gut bewaffnete Männer.
    »Habt Ihr einen Namen?«, fragte sie unwirsch den Mann, an dessen Kehle die Spitze ihres Schwerts lag.
    »Anrico«, lautete die Antwort.
    »Hauptmann Rankstrail«, befahl Rosalba, »führt Anrico und seine Männer in die Waffenkammer und gebt jedem Mann einen Helm. Sie werden Euren Angriff von den Flanken her unterstützen. Wer nicht kämpfen will, wird hingerichtet, ich will seinen Kopf noch vor heute Abend auf einer Pike sehen. Wer mitkämpft, soll mit Respekt behandelt werden, und es soll ihm das Einwohnerrecht in der Stadt eingeräumt werden.«
    »Herrin!«, wagte der Mann zu widersprechen, seine Empörung verlieh ihm Mut. »Meine Familie ist eine der Gründerfamilien von Daligar. Das Einwohnerrecht in dieser Stadt stand mir schon zu, lang bevor ich oder Ihr geboren wurdet, und es ist nicht an Euch, es mir zu- oder abzuerkennen.«
    Rosalba hatte einen Fehler gemacht. Sie konnte und durfte nicht mit Leuten kämpfen, die weder an sie noch an die Stadt glaubten, lediglich gezwungen von der Angst vor dem Standrecht. Anrico gefiel ihr.
    Die Königin holte tief Luft und trat einen Schritt zurück, sodass sie sich an alle neu Angekommenen richten konnte.
    »Heute gründen wir diese Stadt neu«, erwiderte sie laut und vernehmlich. »Wer heute nicht mitkämpft, bleibt für immer draußen. Es zählt nicht mehr, was Eure Vorfahren in der Vergangenheit getan haben. Was Ihr heute tut, das zählt. Jeder hat sein Geschick und seine Zukunft in Händen. Heute werden wir sehen, ob wir alle gemeinsam sterben oder ob wir uns die Freiheit von Orks und Mördern erkämpfen. Heute werden wir kämpfen: Männer, Frauen und Kinder, Adelige und einfaches Volk, Ritter, Galeerensträflinge oder Herren vom Volk der Zwerge, und alles, was war, wird heute annulliert. Für uns alle wird die Welt heute neu erschaffen

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