Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork
dem Staub Erde, und ihr werdet ein Volk. Bis dahin seid ihr bloß ein Haufen gemeiner Banditen, die weniger wert sind als der Boden, auf den ihr eure Füße setzt, und es ist erlaubt, euch zu vernichten und sich der Zahl der Getöteten zu rühmen. Ich befehle dir, abzuziehen und deine Horden mitzunehmen, oder im gesamten Dogontal wird euer Blut die Erde in Schlamm verwandeln und den Würmern als Nahrung dienen, die wir zum Angeln im Fluss verwenden, womit ihr endlich ein eurer würdiges Ende gefunden hättet.«
Der Ork wankte wie unter einem Hieb. Seine Meute murrte bedrohlich.
Rosalba begriff, dass sie ihm die Ehre genommen hatte. Ihre Worte hatten sein Ansehen und vielleicht auch seine Macht geschwächt.
»Wer du, Frau, wagen, mit mir reden wie mit Diener, ich bin Kommandant. Ich zerstör dich und die Stadt. Wir abschlachten alle bis auf den Letzten, und wenn Frauen und Männer tot, schlachten wir die Kinder in Müttern«, kreischte er mit vor Wut schriller Stimme.
»Es ist nicht wahr, dass ich mit dir spreche wie mit meinen Dienern. Meine Diener sind ehrbare Menschen und niemals würde ich ohne Respekt oder ohne Rücksicht mit ihnen sprechen.« Das Murren unter den Orks wurde lauter.
»Ich abschlachten dich und Bastard in dir«, drohte der Anführer der Orks.
»Ich bin die Herrscherin von Daligar, Kommandant und König der Stadt. Ich bin die Erbin Arduins, sein Blut fließt in meinen Adern. Was ich in mir trage, ist der legitime Nachfahre, in dem sich das Blut des letzten Königs der Elfen mit dem der Erben Arduins vereint. Meine Söhne werden die heute begonnene Aufgabe zu Ende führen, die Auslöschung der Orks, die es wagen, das Blut der Söhne der Menschenwelt zu vergießen.«
Der Name Arduins hallte dumpf wider. Der Anführer der Orks erbleichte.
»Das mir keine Angst machen«, entgegnete er. »Nicht mal vor Mong-halul-Orks wir Angst haben.«
Das war ein Fehler gewesen. Rosalba bemerkte es. Indem er verneinte, Angst zu haben, räumte er die Möglichkeit ein, welche zu haben. Er hatte seine Ehre eingebüßt.
Robi fragte sich, wer wohl die Mong-halul-Orks sein mochten und was sie mit der Sache zu tun hatten. Vermutlich waren sie Teil der Mythologie, eine Art Ungeheuer oder Dämonen. Offenbar bewegten sich die Gedankengänge der Orks in anderen Bahnen als ihre, doch das war nicht der Zeitpunkt, um Lücken in ihrem geografischen und historischen Wissen aufzufüllen. Sie lachte von Herzen.
»Aber ich will dich ja gar nicht schrecken!«, sagte sie sanft, fast beschwichtigend. »Ich will nur deinen Kopf so bald wie möglich vom Rumpf getrennt haben und dann wieder schlafen gehen, denn weißt du, seitdem ich schwanger bin, schwellen mir die Füße an, wenn ich zu lange stehe, und ich muss mich viel ausruhen.«
Das Murren in der Masse der Orks steigerte sich zum Gebrüll. Eine der Hellebarden schwirrte durch die Luft, aber sie galt nicht ihr. Der Anführer der Orks wurde an der Gurgel getroffen. Er hatte zugelassen, dass eine schwangere Frau ihm drohte und ihn dann noch weiter entehrte, indem sie über Frauenangelegenheiten mit ihm sprach. Rosalba hatte nicht nur ihm die Ehre genommen, sondern ihnen allen. Der Ork sah Rosalba einen Augenblick lang an, dann quoll ein Schwall von Blut aus seinem Mund, sein Atem ging über in Röcheln und er fiel zu Boden.
»Einer weniger«, knurrte Rankstrail.
»Einer weniger«, bestätigte Lisentrail. »Sie haben dreimal so viele Krieger wie wir, aber im Reden sind wir besser. He, Hauptmann, weißt du, warum den Elfen nichts aufhalten konnte und warum er vor nichts Angst hatte? Mit einer solchen Frau im Haus müssen ihm die Orks wie Witzfiguren vorgekommen sein.«
Ein großartiger Führer war sie, die junge, schwangere Königin, wenn auch etwas reizbar, das musste man zugeben. Andererseits aber sollte dem Vernehmen nach auch ihr Vorfahr nicht gespaßt haben, sobald die Zeit für Späße vorbei war.
Kapitel 12
Rosalba kehrte in ihre Gemächer zurück, um ihre Tochter ein letztes Mal zu umarmen. Die Vorstellung, aufs Pferd zu steigen, war ihr unerträglich.
Der Hauptmann folgte ihr und setzte ihr dabei seine Idee auseinander, in zwei Kolonnen auszuschwärmen. Sein Stellvertreter würde mit den Neuankömmlingen in Richtung Osten reiten, so als ob sie die Abkürzung nach Varil nehmen wollten … Seine Stimme klang immer verschwommener.
Robi verspürte einen stechenden Schmerz im Bauch. Einen Augenblick lang bekam sie keine Luft, dann ging es vorbei und sie atmete normal
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