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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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und gegen Frost mehr als ein Elf. Ständig konfrontiert mit der eigenen Unvollkommenheit, immer wieder in die Knie gezwungen von einer unverständlichen und unbeherrschbaren Wirklichkeit, mussten die Menschen den Mut erlernen. Nicht die selbstmörderische und blutrünstige Verwegenheit der Orks, sondern echten Mut, den Mut, immer wieder aufzustehen. Der einzige Weg, den das Volk der Menschen beschreiten kann, ist, sich die Materie durch Verstehen Untertan zu machen. Vielleicht werden auch die Menschen eines Tages mit einer Handbewegung Feuer anzünden, den Schmerz überwinden oder sich Flügel bauen können, die sie wie einen Vogel oder wie einen Drachen durch die Lüfte tragen. Die Gabe, die die Menschen mitbekommen haben, ist der Mut, nicht aufzugeben und es immer wieder von Neuem zu versuchen. Es gibt eine Legende vom Anfang der Welt, die von einem Zaubergarten erzählt, in dem ein Baum stand, dessen Früchte verboten waren. Die Große Mutter der Elfen beachtete ihn gar nicht, die der Orks liebkoste die Früchte lange mit Blicken und Händen und sog ihren Duft ein. Die Mutter der Menschen dagegen biss in die Frucht und erkannte ihren Geschmack. Deshalb wurden ihre Nachfahren dazu verdammt, ohne eine Gabe gegen Tod und Schmerz auskommen zu müssen.«
    »Wirklich erhebend«, bemerkte Rosalba eisig.
    »Wisst Ihr«, fuhr Aurora fort, »es gibt eine eigenartige Interpretation dieses Mythos. Der absolute Gehorsam der Elfen wurde mit Unsterblichkeit belohnt, die sie schließlich zugrunde richtete; der teilweise Gehorsam der Orks mit der Unempfindlichkeit gegenüber Schmerz, die in Grausamkeit umschlug. Die einzig richtige Wahl war die der Menschen, ihre Neugier, ihre Kühnheit. Sich niemandem unterzuordnen, wissen zu wollen. Das war es, was der universale Schöpfergeist des Universums bezweckte. Findet Ihr das nicht spannend?«
    »Es verschlägt mir vor Spannung den Atem«, versicherte Rosalba trocken. »Könnten wir zur Geschichte Arduins zurückkehren, wenn es Euch beliebt?«
    Rosalba hoffte, dass der universale Schöpfergeist Sinn für Humor hatte. Sie musste verschiedene Dinge mit ihm klären, wenn sie denn je das Glück haben sollte, ihm zu begegnen.
    »Prinzessin Jade, die sechs Jahre älter war als Arduin, willigte ein, seine Gemahlin zu werden«, fuhr Aurora fort.
    »Hat sie ihn aus eigenem Willen geheiratet, oder war das der Preis dafür, dass der Krieger für sie kämpfte?«, fragte der Hauptmann.
    »Das … weiß ich nicht. Das … das wird in keinem der Berichte erwähnt. Ich glaube, da nichts anderes gesagt wird … hat sie es vermutlich … gewollt«, entgegnete Aurora unsicher.
    »Könnten wir vielleicht mit der Geschichte fortfahren, wenn es nicht allzu viel Mühe macht?«, fragte Rosalba und hatte das unangenehme Gefühl, die Einzige in der Runde zu sein, die noch etwas gesunden Menschenverstand besaß.
    Aurora versuchte, rasch zum Schluss zu kommen. »Das Volk der Menschen liebte Arduin über die Maßen, aber ebenso maßlos schämte es sich auch für ihn. Das war der Grund, weshalb die Welt dann in Feigheit und Barbarei versank. Auch weil sie den Elfen nicht verzeihen konnten, dass diese sich hatten von den Orks besiegen lassen.«
    »Warum sind die Elfenreiche gefallen?«, fragte der Hauptmann. »Wie war das möglich? Sie mussten doch über außerordentliche Kräfte verfügen.«
    »Weil ihre Fähigkeit zum Mitleiden so groß geworden war, dass es sie zugrunde gerichtet hat«, diesmal war es Rosalba, die antwortete. »Mein Gemahl hat es mir erklärt. In Friedenszeiten waren sie gute Könige, wenn sie den Menschen auch fern und oft unverständlich blieben, weil sie sich nur mit den Bewegungen der Gestirne oder dem Erlernen des Lautenspiels befassten. Als die Orks anrückten, waren die Elfen nicht in der Lage, sie zu bekämpfen. Mein Gemahl musste einen Mann töten, wisst Ihr, als er kam, um mich aus den Klauen des Verwaltungsrichters zu befreien. Seither ist kein Tag in seinem Leben vergangen, an dem er nicht an diesen getöteten Mann gedacht hätte. Als die Orks anrückten, waren die Elfenkönige nicht imstande zu kämpfen, weil sie jeden Hieb, den sie austeilten, wie am eigenen Leib fühlten, und das wurde ihnen als Schwäche gegenüber dem Feind ausgelegt. Verwundete Gegner tötete man, und wenn jemand etwas zu rächen hatte, dann ließ er das an ihnen aus, und ich glaube, es hat vieles zu rächen gegeben. Zuletzt verlangten die Elfenkönige sogar, dass Gefangene gemacht werden. Wer aber Frau und

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