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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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herauswachsen, über jedem davon brannte ein Feuer, um das Pech zu erhitzen, das auf die Belagerer hinabgegossen wurde. Die Stadt glich immer mehr einem Igel und wurde uneinnehmbar. Die Feuer sah man in der Dunkelheit, und sie gaben denen Mut, die ihn verloren hatten. Eine Menschenstadt hatte sich befreit und kämpfte. Früher oder später würden auch die anderen es schaffen …«
    »Hat man ihn deswegen Herr des Lichts genannt?«, fragte der Hauptmann.
    »Ja, sicher, aber ich glaube, da gab es noch ein anderes, bedeutungsvolleres Motiv, verborgener, aber nicht weniger wichtig. Es war ein Lichtstrahl, dass ein Ork für die Rettung der Kinder kämpfte statt für ihre Ermordung. Das bedeutete, dass man wählen kann, dass das Schicksal nicht vorgezeichnet ist. Dass die Hoffnung nie verloren ist. Es bedeutete, dass Orksein eine Wahl ist, kein Schicksal. Auf seine Art ist mein Vater ein Ork, auch wenn er zarte Hände hat und sein Bart seidenweich und schön gekämmt ist. Arduin hatte beschlossen, nicht länger Ork zu sein. Ursprünglich lautete sein Name, glaube ich, Arduink. In den alten Chroniken wird er so geschrieben.«
    »Aber warum war er unbesiegbar als Krieger? Weil er ein Ork war? Die anderen waren doch auch Orks, vom Ersten bis zum Letzten …«
    »Die Orks sind ungeliebte, gehasste Kinder, die auf die Welt gebracht werden, um Krieger zu werden und wie eine Keule oder wie ein Wurfgeschoss gegen eine verhasste Welt eingesetzt zu werden. In der Welt der Orks ist die Mutter nur ein Werkzeug, das der Krieger benutzt, um noch einen Krieger zu erschaffen, oder wenn möglich, mehr als einen. Es gibt keine Zärtlichkeit. Es gibt kein Mitleid. Jeder Ork empfindet ein Höchstmaß an Lust dabei, sich zusammen mit allen anderen zu bewegen. Sie kämpfen alle gemeinsam, sie essen alle gemeinsam, sie betrinken sich alle gemeinsam. Habt ihr schon einmal eine Orkparade gesehen? Das ist sehr eindrucksvoll. Keiner rührt ein Glied, wenn nicht im Gleichtakt mit allen anderen. Für jeden stumpfsinnigen Kommandanten sind sie die idealen Soldaten. Sie können nicht denken, weil sich Gedanken nur in demjenigen bilden, der Vertrauen zum Leben hat, und wer nicht geliebt wurde, hat dieses Vertrauen nicht. Isoliert von den anderen, ist ein Ork verloren. Ohne Befehl wissen sie nicht weiter. Kriege gewinnt man mit Barmherzigkeit und mit Denken. Wer weder das eine noch das andere hat, muss verlieren, auch wenn er oft die ersten Schlachten gewinnt. Wenn ein Ork jedoch im Kindesalter von der Barmherzigkeit berührt wird, hört er auf, Teil eines Heeres zu sein, und wird ein unbesiegbarer Krieger. Nach wie vor kennt er keine Angst, aber die Hellsicht nimmt zu und kann in einigen Fällen die Jahrhunderte durchdringen. Nie wird er Erbarmen mit dem Feind kennen, den er erschlägt, aber er wird für die Gerechtigkeit kämpfen bis zum Sieg. Die Orks wurden gleichzeitig mit den Menschen und den Elfen erschaffen. Der gleiche universale Schöpfergeist schuf sie und verlieh ihnen Gaben, und wenn den Elfen große Macht über den Geist und über die Materie gegeben ist, so hat das Volk der Orks nicht weniger mitbekommen, das Fehlen von Angst, die Fähigkeit, Schmerz zu ertragen, und in einigen Fällen eine mehr oder minder ausgeprägte Fähigkeit, in die Zukunft zu blicken. Dann hat der Böse sich eingemischt und die Orks verfielen der Macht von grausamen und dumpfen Göttern. Der Schmerz hat sie verkrüppelt und der Hass auf ihr Elend hat sie verdorben. Sie sind niederträchtige, blutrünstige und gemeine Wesen geworden, die die Welt mit ihrer Grausamkeit überziehen. Sie verstecken ihr Gesicht unter Kriegsmasken, die sie sich auf die nackte Haut kleben. Dadurch muss ihr Gesichtsausdruck immer gleich bleiben, was das Denken noch mehr behindert. Aber am Anfang der Zeiten waren sie groß wie die Elfen. In der alten Sprache wurde Elf und Ork verschieden ausgesprochen, aber mit den gleichen Zeichen geschrieben.«
    »Und haben die Menschen denn auch etwas mitbekommen, eine Gabe, meine ich, außer den Läusen?«, fragte Robi.
    »In gewisser Weise war genau das ihre Gabe«, antwortete Aurora und gestattete sich den Anflug eines Lächelns.
    »Die Läuse?«
    »Seht Ihr, Herrin«, entgegnete Aurora, »glaubt man den Berichten vom Anfang der Welt, so war die einzige Gabe für die Menschen das Fehlen einer Gabe. Die Menschen haben keine Macht über die Materie oder den Geist, niemals könnten sie einen Drachen reiten, sie sind gegen Schmerz empfindlicher als ein Ork

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