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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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Es muss eine unbeschreibliche Qual sein, einen verwerflichen Vater zu haben, zu wissen, dass die eigenen Kinder sein Blut in sich haben werden«, sagte sie halblaut.
    Rosalba sah Rankstrail an und verstummte plötzlich.
    Der Hauptmann stand so reglos da wie die Statuen hinter ihm und wirkte genauso undurchdringlich. Die Königin sah ihn noch lange an, als ob sie ihn zum ersten Mal sähe, dann verabschiedete sie sich rasch mit einem Kopfnicken.
    Sie zog sich in ihre Gemächer zurück. Erbrow und ihre kleinen Brüder schliefen wie Engelchen. Rosalba entließ Parzia und verfolgte vom Fenster aus, ob sie wohlbehalten nach Hause kam. Bevor sie sich niederlegte, verrammelte Robi die Tür mit allem, was sie finden konnte, und glitt dann in einen leichten Schlaf, aus dem sie immer wieder aufwachte, ihre Kinder im Arm und die Schwerter von Yorsh und Arduin in Reichweite.

Kapitel 20
    Wenn sie nicht mit ihrem Wolfsjungen spielte und nicht bei ihrer Mama war, sah Erbrow die Brüderchen an, die fast immer schliefen, versunken in ihre Träume von Milch und der Lust zu trinken. Sie unterschieden sich sogar in ihren Träumen. Arduin träumte von hellem Licht, Yorsh von der Dämmerung. Wenn Parzia sie wegschickte, ging Erbrow zu Jastrin und hörte ihm zu, oder vielleicht sollte man besser sagen, sie hielt sich in dem Raum auf, wo Jastrin unentwegt redete.
    Jastrin betonte immer wieder, wie wichtig die Erkenntnis sei und dass die höchste und erstrebenswerteste Form der Erkenntnis das Wissen um die Geschichte der Menschen sei. Am Firmament des Jungen war nach Yorsh ein neuer Stern aufgegangen, der seinen Wissensdurst stillte: Aurora. Aurora wusste alles, hatte alles gelesen, Jahre und Jahre in den Bibliotheken der Grafschaft zugebracht, und wenn sie nicht gerade jedem, der es begehrte, das Bogenschießen beibrachte oder in den Verbandsstationen den Verwundeten beistand, hockte sie bei Jastrin auf dem Tisch und unterhielt sich mit ihm. Gerade tags zuvor hatte sie ihm ein Geschenk gemacht, eine Pergamentrolle, die von einer dicken, samtenen Schicht Spinnweben überzogen war und die nicht einmal sie bisher Zeit gehabt hatte zu lesen. Jastrin würde der Erste sein.
    Yorsh wie Aurora waren der Ansicht, dass, wer die Vergangenheit kennt, die Zukunft vorhersagen kann. Damit meinten sie nicht die blitzartige Hellsicht eines Sire Arduin oder der Königin-Hexe, die durch die Schleier der Zeit in die Zukunft blicken konnten. Sie sprachen von einem anderen Wissen, weniger spektakulär, dafür aber nachhaltiger, bestehend aus mühsam erworbenen Kenntnissen, Einsichten, Vergleichen und Intuitionen, die zwar keine festen Gewissheiten bieten, aber in der Unvorhersehbarkeit der Welt eine gewisse Orientierung ermöglichen. Schon fünf Jahre zuvor hatte Aurora vorausgesehen, dass die Orks bald einen entscheidenden Angriff unternehmen würden. Sie hatte bemerkt, dass die Überfälle an den Grenzen mindestens zwei Jahre lang unterblieben, um dann nur umso heftiger zu werden, wie das auch in früheren Jahrhunderten immer wieder vorgekommen war. Eine Weile lang hielten die Orks sich still, sodass man fast meinen konnte, der Krieg sei vorbei, währenddessen aber rekrutierten und bewaffneten sie ein Heer, dann begannen sie, die Truppen zu erproben, und schließlich kam der große Angriff. Von Aurora stammte auch die Theorie, das Wichtigste sei die Rückeroberung der Neumondhügel, denn hatte man erst einmal den Verbindungsweg zwischen Daligar und Varil in der Hand, war der Krieg schon halb gewonnen … Auch Sire Arduin hatte den Krieg gewonnen, indem er sich die Kontrolle über diese Anhöhen sicherte. Man brauchte ja nur die Aufzeichnungen aus der Zeit zu lesen …
    Ein bisschen hörte Erbrow zu, ein bisschen spielte sie mit den Pergamentrollen, ein bisschen nickte sie ein, um beim Aufwachen festzustellen, dass Jastrin ununterbrochen weitererzählt hatte.
    Zwei Tage nach der Geburt der Brüderchen, während eine leichte Brise die Hitze etwas milderte, verstummte Jastrin auf einmal. Erbrow, die eingenickt war, schreckte bei dieser plötzlichen Stille auf. Mit weit aufgerissenen Augen, die Hände voller Spinnweben, hockte Jastrin da.
    »Erbrow«, hauchte er, »es gibt einen unterirdischen Gang! Er beginnt im südlichen Abschnitt des Flusses, direkt unter der Wasseroberfläche. Die Orks tauchen unter und schwimmen durch eine Öffnung, die bei dem kleinen Brunnen herauskommt, dem unteren, nicht dort, wo wir Wasser holen gehen, bei dem anderen mit dem stehenden

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