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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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brüllte die Stimme. »Ich hab das Mädchen. Ein Ork weniger …«
    Noch eine Übergabe.
    »Nimm du sie. Ich reite in Richtung Stadt. Die glauben, ich habe die Kleine. Ich lenke sie ab«, sagte die Stimme noch.
    Die Stimme des Mannes, der ihr das Wolfsjunge geschenkt hatte, redete ihr gut zu.
    »Hab keine Angst, Kleine. Ich bin da. Hab keine Angst. Du wirst sehen, wir schaffen es.«
    Endlich machte Erbrow die Augen wieder auf. Der Mann mit dem Hündchen hielt sie im Arm und das war gut so. Sie mochte den Geruch dieses Mannes und das Gefühl von Wärme in seinem Arm. Ihr war noch eiskalt vom Hass und vom Flusswasser. Sie fühlte sich wohl im Arm des Mannes mit dem Hündchen. Erbrow bemerkte, dass sie von Orks umzingelt waren, die bis an die Zähne bewaffnet waren, vor allem mit Bögen.
    Selbstverständlich hatte sie keine Angst. In dem Moment, als sie ihrem sterbenden Papa in die Augen sah, hatte sie all das gelernt, was ihr Papa konnte, auch wenn sie es dann nicht angewandt hatte.
    Ihr Papa hatte sein Herz nicht selbst angehalten, aber den Gedanken daran hatte sie wahrgenommen und hatte gelernt, wie es ging, auch wenn es nur ein Gedanke geblieben war. So hatte sie gefühlt und gelernt, wie man Pfeile ablenkt. Ihr Papa hatte es nicht getan, damit ihr der Mann, der ihr die Klinge an die Kehle hielt, nicht wehtat, aber er hatte es gedacht, und der Gedanke hatte Erbrow erreicht, wie der Schmerz des Pfeils sie erreicht hatte, der die Schulter ihres Papas durchbohrte. Der Mann mit dem Federbusch auf dem Helm würde nie erfahren, dass es ihr Papa gewesen war, der mit letzter Kraft selbst den tödlichen Pfeil auf sein Herz gelenkt hatte, weil sie, Erbrow, diesen Pfeil abgelenkt hatte. Ihr Papa wollte nicht gerettet werden, zu groß war die Gefahr, dass man sie töten würde, wenn er sich nicht ermorden ließ. Ihr Papa hatte allerdings bemerkt, dass sie ihn hatte retten wollen, trotz der drohenden Klinge an der Kehle, und es waren Tränen der Rührung gewesen, die ihm in die Augen traten.
    Jetzt war da aber kein Kind mit der Klinge an der Kehle. Kein Pfeil würde sie treffen. Kein Pfeil würde den Mann treffen, den sie den Hauptmann nannten, und auch keinen seiner elenden Männer, die aussahen wie Orks.
    Auch Angkeel kam angeflogen und stand über ihnen in der Luft und beim Anblick der weiten, weißen und blauen Schwingen empfand Erbrow die Lust an der Leichtigkeit; das Pferd des Hauptmanns lief wie der Wind und ebenso schnell galoppierten die Pferde der Männer hinter ihm. Auch der Papa ihres Wolfsjungen, der seit jeher mit hängender Zunge hinter dem Hauptmann herhechelte, weil die Pferdebeine viel länger waren als seine, lief an diesem Tag mit dem Wind.
    Erbrow lehnte sich mit dem Rücken fester gegen den Harnisch des Hauptmanns, der sie fest an sich gedrückt hielt und sie vor den Pfeilen zu schützen versuchte, die sie aber ohnedies nicht treffen würden.
    Sie zog ihre Puppe aus der Schürzentasche und ließ die Finger über das alte, abgenutzte Holz gleiten. Wind hatte sich erhoben und die Schwüle und die lastenden Wolken vertrieben. Die Wipfel der Bäume glänzten im sommerlichen Sonnenlicht, ein Geruch von heißer Erde und Gras lag in der Luft. Die Mohnblüten leuchteten durchscheinend im flirrenden Sommerlicht. Der Ginster blühte und stand in großen gelben Flecken auf den Hügeln, wo es von Schmetterlingen und Bienen wimmelte.
    Es würde ein wunderschöner Ritt werden.
    Dann verspürte Erbrow den Schmerz, es war großer Schmerz und große Angst. Sie kam von fern, von dort, wo das Brombeergestrüpp und die spitzen Felsen waren, wo zum Geruch der heißen Erde der des Blutes hinzutreten würde, und da war sie froh, beim Hauptmann zu sein. Er würde wissen, was zu tun war.
    Sie musste ihn nur dorthin lenken, wo er gebraucht wurde.

Kapitel 21
    Rankstrail schlug das Herz bis zum Hals.
    Zum Glück hatte jemand Alarm geben können. Die Leichte Kavallerie war eben hinausgeritten und die nördliche Zugbrücke war noch nicht wieder hochgezogen. Als er die Glocke hörte, machte der Hauptmann kehrt und ritt durch die Stadt, wobei er beinah die Verkaufsstände mit Süßigkeiten und Apfelküchlein über den Haufen warf, die wieder aufgetaucht waren, seitdem die Söldner die Vorräte der Orks geplündert hatten. Die große südliche Zugbrücke ging langsam und quietschend hinunter, und sie waren draußen, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie das Mädchen von ein paar halb nackten und triefnassen Kriegern einem Trupp berittener

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