Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
Vom Netzwerk:
träumten, der Bär, der Krieger, der Hauptmann der Leichten Infanterie zu sein.
     
    In der glühenden Mittagshitze kamen die Söldner in Daligar an. Der Sommer ging dem Ende zu. Das Huhn war irgendwo in den Sümpfen der Ebene gegen Lebensmittel eingetauscht worden, unter dem prüfenden Blick von majestätischen weißen Kühen, was bei den Söldnern die Erinnerung an die zähen, flinken Tiere vom Hochfels wachrief und sie mit Wehmut erfüllte. Die Söldner waren schmutzig, müde und hungrig wie nie zuvor. Wenn sie vorüberzogen, riefen Mütter ihre Töchter ins Haus, und jeder brachte sein Federvieh in Sicherheit. Als sie vor den Toren der Igelstadt standen, gab es ein langes Hin und Her, denn niemand war auf die Idee gekommen, etwas zum Essen für sie zu besorgen und einen Platz, wo sie schlafen konnten.
    Schließlich wurden sie in einem Eselstall untergebracht, wo man immerhin aufrecht stehen konnte; doch während der Schafstall in Kastei Hohe Wacht leer gewesen war, waren hier die Esel noch da und kamen sich mit den Söldnern ins Gehege.
    Nach einem halben Tag der Diskussionen bekamen sie drei Brote und fünf Liter Kohlsuppe für fünfzig Mann. Und um sie loszuwerden, gab man ihnen drei Tage Urlaub.
    Das kam zwar selten vor, war aber nicht ungewöhnlich. Einige der älteren Männer hatten eine Frau oder Kinder in Daligar, manche hatten noch Eltern. Dann waren da die, die niemanden hatten und zwischen den Eseln im Stall und der Stadtmauer herumlungern und die Zeit totschlagen würden, so gut es ging, bis jemand etwas zum Essen für sie auftrieb, vor allem aber ihnen sagte, was sie tun sollten.
    Rankstrail hatte noch sechs Silbertaler und vierzehn Kupfergroschen, die er in einer sorgfältig mit Lederbändern verschlossenen Innentasche seines Hemds verwahrte. Das war nicht genug für ein Pferd und der Traum von der Leichten Kavallerie musste aufgeschoben werden, aber es war mehr als ausreichend für ein Schwert. Eines von denen aus blank poliertem Stahl, wie sie im Mittleren Bezirk hergestellt wurden und die nie zerbrachen, auch unter dem Axthieb eines Orks oder Banditen nicht.
    Der Hauptmann benutzte nach wie vor die riesige Axt, die er seinem ersten überwundenen Gegner abgenommen hatte und die ihm als Waffe am liebsten war. Er trug auch immer den Schwertstumpf an der Seite, sei es, um den Schein zu wahren, sei es, weil er nützlich war zum Brotschneiden, wenn welches vorhanden war, aber es ging nicht an, dass er weiterhin ohne eine Waffe war, die diesen Namen verdiente. Ein Schwert für ihn musste mindestens vier Fuß lang sein und die Länge machte es kostspieliger und wertvoller.
    Die Härte eines Schwerts hängt nicht nur vom Gewicht ab, sondern von der Qualität des Stahls, das heißt von der zu seiner Herstellung aufgewendeten Zeit und Geschicklichkeit. Je besser die Qualität, desto höher der Preis. Ab einer gewissen Qualität der Klinge kamen aber leider auch die Verzierungen am Griff hinzu, fast immer in Silber oder Hartzinn, oder bei höherwertigen Klingen sogar in Gold. Rankstrail hasste alles Gekünstelte aus tiefster Seele. Nicht nur weil das eine Frage des Geldes war, die an sich schon grundlegend war, sondern weil etwas daran falsch war. Er hatte es nie bereut, Gegner getötet zu haben. Stets hatte er die Gräuel vor Augen gehabt, die sie angerichtet hatten. Er hatte deswegen keine schlaflosen Nächte verbracht und nicht ihre Gesichter vor sich gesehen, aber sie zu töten, hatte ihm auch keinen Spaß gemacht. Ein Schwert war ein Schwert. Es wurde befleckt mit dem Blut von einem, der, so schlecht er auch sein mochte, doch stets ein Lebewesen blieb, das eine Frau in ihrem Schoß getragen hatte. Keine silberne oder goldene Verzierung sollte das Töten zum festlichen Akt machen.
    Rankstrail brach auf nach Varil. Als er seinerzeit den umgekehrten Weg gegangen war, um sich als Söldner zu melden, hatte er bei all seinem Zaudern und Zögern drei Tage gebraucht. Ohne solches Hin und Her, zu Fuß und bei flottem Gehtempo brauchte man einen Tag, bei normalem zwei.
    Der Weg verlief durch Schilf am westlichen Ufer des Dogon in einem breiten Tal zwischen flachen Hügeln, die im Westen zu den Dunklen Bergen hin anstiegen. Als das Tal sich auf die Ebene von Varil öffnete, war es Nachmittag, und die Sonne war verhangen. Die Welt war eine Abfolge von Grautönen, der Himmel, die Flügel der Reiher, das Wasser auf den Reisfeldern, ein leichter Nebel, der alles einhüllte. Dann riss der Himmel auf, und bei seiner

Weitere Kostenlose Bücher