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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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Betragen, andererseits zur Begleichung der von ihnen an Staatseigentum verursachten Schäden. Alles, was er gelesen hatte, und alles, was er beim Feuer von dem Geldverleiher gehört hatte, reichte Rankstrail nicht aus, um zu begreifen, dass mit Staatseigentum der verfluchte, dreckige Schafstall gemeint war, wo sie auf allen vieren laufen mussten wie die Hunde. Der Gouverneur musste es ihm erklären; desgleichen erklärte er ihm, wenn er sie nicht alle auf der Stelle hängen ließe, dann sei der einzige Grund dafür, dass die Orks die Grenzen wieder unsicher machten und die Leichte Kavallerie allein nicht ausreichte, um sie in Schach zu halten. Keiner würde der Kavallerie zu Hilfe kommen können, außer ihnen.
    Rankstrail überquerte den mittlerweile verlassenen Marktplatz mit einem merkwürdigen Gefühl, das vage an Übelkeit erinnerte und es vielleicht auch war.
    Nicht einmal damals, als er ausgepeitscht worden war, hatte sich das so angefühlt. Da hatte er gewildert und war erwischt worden, das war etwas anderes.
    Er seufzte.
    Er sah zum Himmel hinauf, von wo wieder ein leiser Nieselregen zu fallen begann, der das Gras für die Kühe, die er hergeführt hatte, kräftiger und noch grüner machen würde.
    Er seufzte noch einmal.
    In der Dunkelheit konnte er die endlosen Orangenhaine nicht sehen, aber er wusste, dass sie da waren.
    Dann ging er zu seinen Männern, um ihnen zu sagen, dass es weder Felder noch kleine Weinberge geben würde, nicht einmal ein Pferd. Vielleicht ein anständiges Essen, einen Schal und einen Kreisel für diejenigen, die Frau oder Kinder hatten, vielleicht ein Schwert für jemand wie ihn, der nur ein abgebrochenes hatte. Der Geldverleiher hatte sie wenigstens bezahlt und etwas hatten sie beiseitelegen können.
    »He, Hauptmann«, antwortete ihm Lisentrail, »du hast doch wohl nicht ernsthaft geglaubt, dass sie uns den Sold ausbezahlen würden? Wir haben weder dem Totengräber noch dem Henker zu tun gegeben, und weil es so schön warm ist und sie so gut genährt sind, sind unsere Läuse dick und fett geworden wie Mäuse. Etwas haben wir also und das ist ja nun wirklich noch nie da gewesen.«
    Tatsächlich hatte keiner von seinen Männern, die sowohl länger auf der Welt als auch beim Söldnerheer waren als er, daran geglaubt, dass ihnen vergönnt sein würde, irgendwann weniger verzweifelt und arm zu sein.
     
    Zwei Tage später brachen sie auf, von ferne eskortiert von den drei Kavalleristen und den vier Infanteristen der Garnison, als ob sie Verbrecher wären.
    Der Geldverleiher war nicht da zum Abschiednehmen, er hatte erfahren, dass er gesucht wurde, und war am Tag zuvor aufgebrochen, um sich für den Winter nach Hochfels oder vielleicht nach Scannaruzzu zurückzuziehen, wo er sicherer war.
    Aber die anderen waren da, alle, einschließlich des halb blinden Bauern, dem Lisentrail das Huhn gestohlen hatte.
    Sie warteten am unteren Ende von Prallstein auf sie, wo das Hügelland in die Ebene überging. Sie hatten ihnen Orangen mitgebracht, Käse und Brot. Der Bauer schenkte ihnen ein mageres, schwindsüchtiges Huhn, das er als »schee wia d’ Sunna« definierte. Auch die Frauen waren gekommen, alte Gevatterinnen, Mütter mit ihren Kindern und junge Mädchen. Jemand weinte, und jemand warf Blumen, als sie vorüberzogen.
    »Konnten sie nicht früher kommen? Nicht erst jetzt, wo wir abziehen?«, fragte jemand.
    »Männer«, antwortete Lisentrail, »wir sind Söldner. Uns geben sie ihre Töchter nicht. Aber Brot und Käse haben sie uns gegeben. Das Huhn gehört mir. Wer es anrührt, dem ziehe ich bei lebendigem Leib die Haut ab. Wir nehmen es mit nach Daligar.«
     
    Zum letzten Mal zogen der Hauptmann und die Leichte Infanterie durchs Dorf und ließen es hinter sich, ohne einen Blick zurück, denn ein Söldner schaut nicht zurück.
    Die Bäche waren jetzt nicht mehr nur von spärlichem Schilfrohr gesäumt, sondern von Dutzenden von Orangenbäumen, die sich Jahr für Jahr zu Hunderten und Tausenden vermehren würden, um die Täler schließlich ganz zu füllen, in feierlichem Wechsel mit dem silbrigen Grün der Olivenbäume und dem zarteren der Mandelbäume, die im Frühjahr alles mit ihrer rosa Blütenpracht überzogen.
    Auf ihren Kuppen trugen die Hügel keine Bäume, dafür aber blühende Wiesen. Dort weideten kleine Herden mit griesgrämigen Kühen, gehütet von rauflustigen Hirten, die, wenn keiner in der Nähe war, ihren Hirtenstab wie eine Axt oder ein Schwert verwendeten und davon

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