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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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ins Auge. Der Blick des Gouverneurs verlor sich im Grün und sein Gesichtsausdruck entspannte sich etwas.
    »Weißt du wenigstens, wessen Verdienst das hier alles ist?«, fragte er.
    Zum Glück begriff Rankstrail rechtzeitig, dass das eine jener Fragen war, auf die keine Antwort erwartet wird, und er hielt den Mund. Er konnte jedoch nicht verhindern, dass sich in Erwartung des Danks und der Belobigung die Andeutung eines Lächelns auf seinem Gesicht breitmachte.
    »Nun denn, wir haben es geschafft. Zoll um Zoll, Scheiterhaufen für Scheiterhaufen haben wir es geschafft. Wir haben die Welt von allen Elfen befreit, von allen Hexen. Jetzt sind die Tore der Unterwelt verschlossen und die Dämonen speien kein Unheil mehr aus über uns. Die Welt ist wieder ein blühender Garten geworden.«
    Rankstrail ließ schnellstens sein halbes Lächeln verschwinden, das in der dunklen Ecke, in die er verbannt war, zum Glück unbemerkt geblieben war.
    »Der einzige Fleck, das einzige Schandmal, die einzige Schmach, die da noch übrig sind, das seid ihr, du und deine elende Bande. Woher weißt du, dass du dich heute hier einfinden solltest?«
    Rankstrail dachte einen Augenblick lang nach und kam zu dem Schluss, dass es auf diese Frage, so idiotisch sie auch sein mochte, eine Antwort geben musste. Er holte das Pergament hervor. »Ich bin vorgeladen worden. Ihr selbst habt mich vorgeladen. So steht es geschrieben.«
    »Siehst du«, sagte der Gouverneur triumphierend. »Das ist der Beweis! Ich habe dir bewusst eine schriftliche Vorladung geschickt. Den Brief kann dir nur der Wucherer vorgelesen haben. Jetzt kannst du nicht mehr leugnen, dass du mit ihm im Bunde bist. Du bist die Schande, die Schmach, der Abschaum. Du hast dich verkauft. Du hast dein Schwert verkauft und dabei gehört dein Schwert dem Verwaltungsrichter und der Grafschaft von Daligar. Und«, setzte er, jede Silbe einzeln betonend, hinzu, um den Sinn des Satzes nachdrücklicher und klarer zu machen, »du hast dich für Geld verkauft, für GELD.«
    Rankstrail brauchte eine Weile, um zu begreifen, was da vor sich ging. Genauer, er begriff es sofort, Zeit brauchte er, um es glauben zu können. Am Ende glaubte er es.
    »Ich bin der Hauptmann der Leichten Infanterie«, antwortete er, indem er näher an den Tisch herantrat. »Ich habe Männer befehligt, die unter meinem Kommando verstümmelt wurden oder ihr Leben gelassen haben, und aus Achtung vor diesen Männern bin ich nicht bereit, irgendeine Form von Respektlosigkeit zu dulden. Mein Schwert gehört weder dem Verwaltungsrichter noch der Grafschaft. Mein Schwert gehört mir und nur mir allein. Ich habe es mir selbst gekauft, gebraucht, und ich habe mir das billigste ausgesucht. Ich habe nicht mein Schwert verkauft, sondern meine Arbeit. Ihr habt mich geschickt, die Banditen zu fangen, und ich habe sie für Euch gefangen. Auch dem Geldverleiher habe ich meine Arbeit verkauft, nicht meine Ehre. Für Geld, natürlich. Das Wort ›verkaufen‹ bedeutet eben dies: dass im lausch für Geld etwas gegeben wird. Wenn man bei diesem lausch nichts bekommt, dann sollte man von Großzügigkeit oder von Dummheit sprechen; ich persönlich ziehe die zweite Deutung vor, aber das ist Ansichtssache. Ich verleugne meine Freundschaft mit dem Geldverleiher keineswegs. Der Beweis dafür, dass ich ihn kenne, liegt aber nicht im Lesen Eurer Vorladung, denn ich bin durchaus des Lesens kundig, was überhaupt nichts Außergewöhnliches ist, ich teile diese Fähigkeit mit der Mehrzahl meiner Männer …«
    Der Gouverneur lachte sein schiefes Lachen: »Du wirst doch wohl nicht erwarten, dass ich dir glaube?«
    »Ich bin es nicht gewohnt, wie ein Lügner behandelt zu werden«, antwortete der Hauptmann ungerührt, dann fuhr er fort: »Der Beweis für meine Freundschaft mit dem Geldverleiher ist darin zu sehen, dass ich und meine Männer am Leben und bei guter Gesundheit sind. Wir haben seit drei Jahren kein Stück Brot zu Gesicht bekommen und auch keinen Groschen Geld, um welches zu kaufen, wie hätten wir Eurer Meinung nach da überleben sollen? Ihr habt meine Männer vor die Alternative gestellt, zu verhungern wie die Idioten oder als Diebe unter den Zangen des Henkers zu sterben.«
    Die Frage sollte unbeantwortet bleiben. Rankstrail würde nie erfahren, wie sie hätten überleben sollen. Der Gouverneur jagte ihn hinaus. Er setzte ihn davon in Kenntnis, dass ihr Sold beschlagnahmt war, und zwar vollständig, einerseits als Strafe für unehrenhaftes

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