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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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Wehrgängen hinaufführten.
    Da war auch eine Einheit Kavalleristen mit wundervollen Pferden. Einer hatte einen Rappen, so schwarz wie Rabenflügel. Rankstrail dachte sich, wenn er je ein Pferd besitzen sollte, dann müsse es so eines sein. Er sah den Reiter an und war sich fast sicher, ihn wiederzuerkennen. Das Visier war heruntergeklappt, aber Rankstrail hatte das bestimmte Gefühl, das sei der Mann, vor dem er Lisentrail und seine fünf Zähne gerettet hatte. Er erinnerte sich an den Namen, Argniòlo. Schließlich ergriff der Ritter das Wort und verkündete, in etwa zehn Tagen würden sie alle zusammen aufbrechen; in diesen zehn Tagen aber sollten sie die Straßen der Stadt nicht durch ihre Anwesenheit verschandeln und die Luft nicht durch ihren Atem verpesten. Sie sollten in den Ställen bleiben, die man ihnen angewiesen hatte, und wer sich auf der Straße blicken ließ, würde dem Henker übergeben, damit der ihn gebührend darüber aufklärte, was Befehle sind und wie man sie befolgt. Dann würden sie an die Grenzen der Bekannten Welt ziehen. Sie würden Silario durchqueren, das gepriesene Land, wo die Nymphen aus dem Dogon-Fluss und die aus dem See Silar zusammenkommen, dann würden sie die Ehre haben, die wunderbaren Gefilde der Goldenen Wälder zu durchqueren, und schließlich würden sie den Gespaltenen Berg und die Hochebene von Bonavent erreichen. Dort konnten sie zeigen, was sie taugten, vorausgesetzt, sie taugten überhaupt etwas.
    Reglos und mit angehaltenem Atem lauschte die Menge der Soldaten.
    »Warum brechen wir nicht gleich auf?« Das war die Stimme des Hauptmanns gewesen, laut und vernehmlich, wie ein Steinwurf hallte sie in der befohlenen Stille wider. »Wenn es stimmt, dass die Zahl der Toten und der Verwüstungen mit jedem Tag zunimmt, warum warten wir dann?«
    Der Ritter musste guter Laune sein, denn er wurde nicht ärgerlich, sondern lachte.
    »Weil keiner da ist, der dich hinführen kann, du Trottel. Wie willst du ihn denn finden, den Gespaltenen Berg? Willst du einen Ork nach dem Weg fragen?«
    Heiterkeit regte sich unter den Kavalleristen.
    Rankstrail lächelte höflich und verbindlich. Der Ritter hatte das Visier nicht hochgeklappt, aber seine Stimme war unverkennbar, es war Argniòlo. Offenbar war auch er wegen des Kriegs gegen die Orks vom Hochfels zurückbeordert worden. Es war ausgeschlossen, dass Argniòlo ihn nicht wiedererkannte, aber er ließ es sich nicht anmerken.
    »Wenn Ihr uns eine Landkarte gebt, Exzellenz, oder uns sagt, an welchem Sternbild wir uns orientieren sollen, dann könnten wir, glaube ich, auch allein zum Gespaltenen Berg finden«, schlug er vor.
    »Wem willst du denn weismachen, dass du eine Landkarte lesen kannst, du Tölpel? Das kannst du deiner Mutter oder deiner Schwester erzählen, wenn du eine hast.«
    Diesmal war die Heiterkeit unter den Kavalleristen unverhohlen.
    »Exzellenz!«, begann Rankstrail wieder, weiterhin sehr respektvoll. »Seht Ihr, wir von der Leichten Infanterie, wir finden unseren Weg, natürlich nicht so wie Ihr, Exzellenz, wie Ihr nie und nimmer, aber wir finden ihn! Wenn Ihr uns eine Landkarte gebt oder uns sagt, an welchem Sternbild wir uns orientieren sollen, dann brechen wir auf!«
    Argniòlos gute Laune war plötzlich verflogen.
    »Was hast du es denn so eilig, du Nichtsnutz?«, fragte er erbost. »Ist dir ein Wucherer auf den Fersen, oder der Henker oder ein betrogener Ehemann? Oder kannst du es nicht erwarten, dass die Orks dir die Eingeweide herausreißen?«
    »Gewiss, die Orks sind schrecklicher als die Banditen«, räumte Rankstrail ein, »kein Vergleich, aber vielleicht können wir doch den einen oder anderen aufhalten, bevor er uns die Eingeweide herausreißt. Ich glaube, es ist besser, wir brechen gleich auf.« Der Hauptmann verstummte. Sein höfliches Lächeln erlosch. Er richtete sich auf und reckte den Kopf in die Höhe. Er drehte sich zu seinen Männern um, wodurch er der Kavallerie den Rücken zukehrte.
    »Wir brechen jetzt auf!«, brüllte er, und seine Stimme schallte laut durch den ganzen Hof. »JETZT! Keine gebrandschatzten Häuser mehr, keine Männer mehr, die verschleppt und einen Kopf kürzer gemacht werden! Keine ermordeten Kinder mehr! Schaut euch doch nur um, dort draußen vor den Mauern. Hört die Wehklagen der Mütter, die ihre Kinder sterben sahen, die die Köpfe ihrer Männer sahen, abgeschlagen und auf Pfähle gesteckt, zur Einzäunung der Gemüsebeete. Geht hin und hört sie an, denn mehr davon wird es

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