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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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Hochzeit müsst Ihr dann ein Hochzeitsgeschenk verlangen, sonst verheiratet Ihr Euch nicht.«
    »Aber wenn ich so tue, als wollte ich die Hochzeit, dann ist es nicht logisch, dass ich etwas verlange, um die Ehe einzugehen, die ich doch wünsche.«
    »In der Tat, meine Dame, keinerlei Logik. Es muss aussehen wie eine Laune. Ihr verheiratet Euch nicht, bevor Ihr nicht den Beweis habt, dass Euer Bräutigam Euch über die Maßen liebt, und er muss es mit Geschenken beweisen.«
    »Und welche Geschenke soll ich verlangen?«
    »Der erste Wunsch ist ein Pferd, schnell wie der Wind, unermüdlich wie die Raserei. Das schnellste Pferd im Land. Die Geschwindigkeit eines Pferdes ist messbar, also gibt es ein schnellstes Pferd im Land. Wenn man zu fliehen beabsichtigt, ist es immer nützlich, das beste Pferd zu haben. Das ist keine hundertprozentige Garantie für den Erfolg, erhöht die Wahrscheinlichkeit des Gelingens aber sehr.«
    »Der Vorschlag scheint mir vernünftig. Und dann?«
    »Verlangt das absurdeste Kleid, das man sich denken kann. Etwas, wozu es viel Geld, Zeit und Energie braucht, und während alle damit beschäftigt sind, es herzustellen, bereitet Ihr Eure Flucht vor.«
    Aurora nickte und dachte nach.
    »Etwas in der Farbe des Nebels oder der Dunkelheit, von Rauch und Nacht, ein Kleid, das für einen Mann und zugleich für eine Frau ist … sicher … etwas Absurdes, um Zeit zu gewinnen, dabei aber auch etwas, was Euch hilft, Euch auf der Flucht unsichtbar zu machen.«
    Aurora lächelte und nickte überzeugt. Das würde ihr gelingen.
    »Wisst Ihr, mein Herr, da ist etwas, was meine Mutter mir noch sagen konnte, bevor man sie … ich meine, bevor sie sterben musste. Sie hat zu mir gesagt, ihre ganze Liebe gelte natürlich mir, aber außerdem demjenigen, der imstande wäre, mir den Weg zu zeigen … mir den Weg zu zeigen … um …«
    Sie verstummte, in Gedanken versunken, aber auch seltsam fröhlich, fast freudig erregt. Dann wurde sie wieder ängstlich. Sie sah Rankstrail an.
    »Ich habe noch eine Frage, mein Herr, das wird wirklich die letzte sein. Tragt Ihr schon das Gesicht einer Dame in Eurem Herzen?«
    »Nur das Gesicht meiner Mutter«, antwortete der Hauptmann entschieden.
    Aurora lachte hell auf. Diesmal schlug sie nicht die Hände vor den Mund und erschrak nicht.
    Der Regen ließ allmählich nach, und es blieb nur noch das leise Geräusch der Tropfen, die von den Bäumen fielen. Lärm und Stimmen kamen von jenseits der Mauern, eindeutiges Zeichen dafür, dass die Schar der Höflinge sogleich zurückkehren würde.
    Rankstrail und Aurora standen auf, um auf die Veranda und zur Schaukel zurückzukehren, und erst da bemerkten sie, dass der Regen den Boden rings um den Schuppen in eine einzige Schlammlache verwandelt hatte.
    »Sie dürfen nicht merken, dass ich hier gewesen bin«, sagte das Mädchen entschieden. Das Erste, was Rankstrail einfiel, war, sie auf seinen Armen hinüberzutragen, wie er es mit Fiamma gemacht hätte, aber er wagte es nicht. Er zog sein irgendwie braunfarbiges Hemd aus und legte es über den Schlamm, damit Aurora darüber hinweggehen konnte. Dann zog er es wieder an und legte auch gleich den Harnisch darüber an. Als er sich zu ihr umwandte, hatte das Mädchen die Hände vor den Mund geschlagen und die Augen weit aufgerissen.
    »Mein Herr, was hat man Euch getan?«, fragte sie.
    Rankstrail begriff.
    »Das ist nichts«, beruhigte er sie. »Als Kind habe ich gewildert und dabei hat man mich einmal erwischt; das sind die Spuren von den Peitschenhieben.«
    Er erzählte ihr auch, dass er diese Auspeitschung vor allen geheim gehalten hatte, das Hemd hatte ihm an den Wunden geklebt, und er hatte abgewartet, dass es aufhörte wehzutun. Da er sich so schrecklich schämte, hatte er nicht einmal seiner Schwester Fiamma etwas davon gesagt oder sie um Hilfe gebeten. Aurora war die Erste, die die Narben zu Gesicht bekam und ihn bemitleidete.
    »Es hat nicht sehr wehgetan«, setzte er noch hinzu. Das war gelogen, um die Kleine zu trösten, denn ihr standen die Tränen in den Augen.
     
    Die Geräusche kamen näher.
    Das Tor wurde geöffnet.
    Rankstrail erinnerte sich an das Stück Hemdsärmel in den Händen des Mädchens, aber Aurora hatte es schon verschwinden lassen.
    Wieder umringt von ihren sämtlichen Hofdamen, wurde Aurora erneut überschüttet mit Lobeshymnen auf ihre Schönheit und Klagen über den skandalösen Zustand ihrer Kleider. Trotz aller Bemühungen der beiden hatte der Tag auf dem

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