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Die letzten Städte der Erde

Die letzten Städte der Erde

Titel: Die letzten Städte der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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das hätten so manche nicht ertragen können. Aber es gab einen Luxus, den Ginar hier hatte, abgesehen von den erlesenen Speisen und seinen Dienern: er stammte selbst von den Ersten Kolonien und war seit vielen Jahren süchtig, ein Traumreisender, der nur für dieses Vergnügen lebte, das ihm hier näher war als anderswo; und jenseits des Flusses außer Reichweite, es sei denn, irgendein Band konnte heimlich aus der Stadt gebracht werden, gekauft zum entsprechenden Preis.
    Daher Belat, der die langen Fahrten mit den Schiffen machte und schon lange im Geschäft war, und dessen Wohlergehen gegenwärtig auf der Kippe stand.
    Belat machte sich jetzt auf den Weg über die Brücke, während die Sonne noch im Aufgehen begriffen und sicher war – über die Brücke, die die älteste und letzte von den Brücken der Stadt war. Auf ihr starrten dunkle Monolithen, die einmal Statuen gewesen waren, zu Boden, Marmorsäulen, denen die Zeit alle äußeren Kennzeichen geraubt hatte, deren Gesichter nur noch in Andeutungen zu erkennen waren, Hinweise auf zum Kreischen aufgerissene Münder und eingesunkene Augen, und handlose, ausgestreckte Arme.
    Und dahinter – ein langsamer Gang durch die eigentliche Stadt, durch die Katakomben, wo Zerstörung auf Zerstörung gehäuft war, vernachlässigt, denn niemand machte sich die Mühe, das zu reparieren, was die Zeit schon immer letztlich zerstört hatte. Arbeiter blickten aus Augen, wie die der Statuen, dunkle Abgründe, in denen die Furcht stand. Manchmal huschte einer schnell davon, aber die meisten blieben immer dort stehen, wo sie einmal erwischt wurden, versuchten vielleicht, stumpf zu erscheinen... denn nächtens und zu Zeiten, wenn kein besonderes Spiel stattfand, kamen die Herren zu ihnen heraus und suchten einen von ihnen für dieses Schicksal aus, wen immer die Herren der Vorstellungskraft für schuldig befanden, wer immer Spaß versprach.
    Nie sah Belat einen, der trotzig wirkte. Diejenigen, die solche Blicke zeigten, wurden als erste ausgewählt und vermittelten den höchsten Genuß.
    Er ging weiter, widmete den Arbeitern keine große Aufmerksamkeit, denn er mochte ihre Augen nicht; sie hatten ihm noch nie gefallen, so oft er auch diesen Weg schon zurückgelegt hatte.
    Sieben Hügel, und der im Mittelpunkt aller anderen war ein gespaltener Berg, wo bei Unwettern die Blitze am heftigsten ihr Spiel trieben, ein Berg, auf Ruinen schwebend und gespalten durch die Narbe eines alten Fehlers. Götter hatten einst hier gehaust, und jetzt tat es der Tyrann, am Ende einer Straße, die der altertümlichen Reihe der Zerstörung folgte. Er schlief jetzt, wie es die ganze Stadt tat, auf ihren Hügeln kauernd. An dieser Stelle hatte eine antike Ruine gestanden, und Stücke aus weißem Marmor waren ausgearbeitet worden wie gebrochene Knochen aus der Narbe dieser alten Wunde, der einzige nackte Erdboden in der ganzen Stadt, umgeben von Katakomben und den aufgehäuften Ruinen aus den Jahrtausenden, die die Stadt schon gesehen hatte.
    Ein eisernes Tor bildete den Eingang zu diesem Tal, wo ein Wächter stand, ein geringerer Herr auf Tagwache, dem ein Schutz vor der Sonne zur Verfügung stand, wenn sie aufging, ein Torhaus aus kunterbunt gemischten Marmorstücken, gealtert und glatt und umrankt von Reben. Das Interesse des Wächters erwachte angesichts dieses Besuches – der nur so selten kam; und Belat stand vor den Toren, ohne sie zu berühren, die Hände gefaltet, kam dem Wächter an Hochmut gleich.
    »Ich habe ein Geschenk dabei«, sagte Belat. Der Wächter betrachtete ihn einen Moment lang aus schwarz umrandeten Augen und schenkte ihm mattes, tödliches Lächeln.
    Und mit einer Berührung entriegelte der junge Herr das Tor. »Gehen Sie weiter«, flüsterte er mit diesem heiseren, gedämpften Tonfall der städtischen Aristokratie. Keiner von den Edlen sprach jemals laut; das war ein Kennzeichen ihrer eigentümlichen Kunst.
    Belat ging hindurch und folgte dem Weg zwischen den Ruinen. Er spürte das Lächeln hinter seinem Rücken, ein wildes Lächeln, das ihm mit trägen, schwarz umrandeten Augen hinterherblickte, das nach ihm gierte, auf die eine oder andere Weise.
    Die Straße schlängelte sich weiter, hinweg über das Feld aus zerbrochenen Teilen des Altertums, die Katakomben zur Linken in die Tiefe führend, eine langsame Flut von ihnen von rechts her scheinbar gegen dieses Tal plätschernd. Die Straße schlängelte sich weiter, ohne daß dafür ein Grund erkennbar gewesen wäre, aber es

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