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Die letzten Tage von Hongkong

Die letzten Tage von Hongkong

Titel: Die letzten Tage von Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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Gründen superreich, hauptsächlich jedoch deshalb, weil ihre Freunde in Peking sie erst vor kurzem zur Leitenden Direktorin einer Baugesellschaft der Volksrepublik China mit Sitz in Hongkong ernannt hatten. Die neue Gesellschaft diente dazu, Finanzmittel in Hongkong aufzutreiben, mit denen sich große Grundstücke entlang des Perlflusses erschließen ließen. Als Beweis für ihr Vertrauen in dieses Projekt hatte sie eine hübsche Summe ihres eigenen Geldes hineingesteckt.
    Das Verhältnis zwischen Wong und Ping war eher asiatisch als westlich. Ihre Familien waren entfernt miteinander verwandt und seit langem befreundet. Sie hatten zusammen Grundschule und Gymnasium besucht, zusammen die Prüfungen abgelegt und zusammen in England studiert, wenn auch an unterschiedlichen Universitäten (Emily in Cambridge, Wong in Oxford). Sie waren nie ein Paar gewesen. Emily war Trauzeugin gewesen, als Wong Charlie Chans Schwester Jenny geheiratet hatte. In Asien gab es durchaus noch Aspekte des menschlichen Lebens, die völlig unschuldig sein konnten, unberührt von allen sexuellen Untertönen.
    Beim Geld war das etwas anderes. Obwohl Wong aus einer wohlhabenden Familie stammte und eines Tages mehr als eine Million US-Dollar erben würde, konnte er sich nicht mit ihr vergleichen. Er verdankte seine hohe Stellung innerhalb der Anwaltskanzlei Emily, die darauf bestand, all ihre lukrativen Aufträge über ihn abzuwickeln. Unter diesen Umständen machte es Wong nichts aus, sie zum Mittagessen einzuladen, was ohnehin aufs Spesenkonto der Kanzlei ging.
    Wong wartete im China Club auf sie, der ein ganzes Stockwerk im alten Gebäude der Bank of China einnahm. Dort trugen die Kellner Rotgardistenuniformen; ein riesiges Porträt des Vorsitzenden Mao starrte herunter auf die Gäste; Wandzeitungen hingen neben abstrakten Bildern aus Peking. Wong mochte Chen Guanzhong und andere Künstler der Volksrepublik China, die chinesische Sensibilität mit westlichem Stil verbanden. Die Möbel waren aus Ebenholz und hatten Marmoroberflächen. Alle waren der Meinung, daß es eine gute Idee war, Nostalgie für den chinesischen Kommunismus zu wecken, bevor er offiziell das Zeitliche segnete.
    Wong bestellte sich eine Bloody Mary. An einem Nebentisch entdeckte er die englische Frau eines seiner Anwaltskollegen, auf der anderen Seite saßen an einem Sechsertisch zwei Anwälte und drei Geschäftsleute, die er alle gut kannte, und in einer Ecke des Raums sah er einen auf Copyright-Fragen spezialisierten Kollegen, einen schlanken Engländer, der die peinliche Angewohnheit hatte, ein Monokel zu tragen. Hongkong war eine kleine Stadt, in der die Superreichen einander immer wieder über den Weg liefen. Als Wong an seinem Drink nippte, beobachtete er einen Engländer, den er als Politischen Berater des Gouverneurs erkannte, zusammen mit dem Bürgermeister von Schanghai beim Hereinkommen. Hinter ihnen folgte Emily.
    Ihr schwarzes Chanel-Kostüm mit dem breiten Goldgürtel paßte zu den schwarzen Strümpfen und den schwarz-weißen, hochhackigen Schuhen; ihr großer Busen füllte eine weiße Bluse mit Goldknöpfen. Sie hielt sich kerzengerade.
    Wong hörte, wie sie dem Bürgermeister von Schanghai etwas auf Mandarin zurief. Er drehte sich strahlend zu ihr um. Cuthbert, der Politische Berater, trat einen Schritt beiseite, während die beiden alten Freunde einander begrüßten. Sie kannte auch Cuthbert, also tauschten die drei ein paar Minuten lang Höflichkeiten aus, bis Emily auf den Tisch deutete, an dem Wong saß, und sich mit einer Entschuldigung verabschiedete.
    »Der Bürgermeister von Schanghai«, sagte Emily und hielt Wong die Wange hin, damit er ihr einen Kuß gab.
    »Und Cuthbert, der Politische Berater«, sagte Wong und hob dabei die Hände mit den Handflächen nach oben. »Du kennst immer die wichtigeren Leute als ich.«
    »Ich habe eben ein Geheimnis: Es heißt: schuften wie ein Pferd. Wenn du dein fahn gegessen hättest, wie deine Mummy dir’s immer gesagt hat, und wenn du nicht ständig ins Kino gerannt wärst, hättest du vielleicht auch den Bürgermeister von Schanghai kennengelernt.«
    »Langweilig. Übrigens: Wie geht’s den Titten?«
    Emily legte den Finger auf die Lippen. »Sch! Nicht so laut!« Sie verzog das Gesicht. »Nicht so gut. Es ist demütigend. Gott allein weiß, wie ich auf die Idee gekommen bin, sie mir vergrößern zu lassen, ich hatte ja vorher auch keinen so kleinen Busen. Das sieht mir überhaupt nicht ähnlich.«
    »Ich hab’

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