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Die letzten Tage von Pompeji

Die letzten Tage von Pompeji

Titel: Die letzten Tage von Pompeji Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lytton Bulwer
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verzweifelten Angriffe abhänge, stürzte er wüthend auf Eumolpus los; der Römer wich zurück – Lydon stieß abermals zu – Eumolpus mache eine Seitenwendung – das Schwert glitt an seinem Panzer ab, Lydon stellte seine Brust bloß, und der Römer stieß sein Schwert durch die Gelenke der Rüstung seines Gegners, jedoch nicht in der Absicht, ihm eine tiefe Wunde zu versetzen; Lydon aber stürzte erschöpft vorwärts, gerade in die Waffe des Feindes und diese durchbohrte ihn dergestalt, daß sie auf dem Rücken wieder zum Vorschein kam. Rasch zog Eumolpus das Schwert heraus; Lydon machte noch einen Versuch, um das Gleichgewicht wieder zu gewinnen, aber das Schwert entfiel ihm, unwillkürlich versetzte er dem Gladiator einen Streich mit der bloßen Hand und stürzte dann auf die Arena.
    Einstimmig gaben der Editor und die Versammlung das Zeichen der Gnade; die Kampfwärter näherten sich und nahmen dem Besiegten den Helm ab. Er athmete noch, trotzig starrten seine Augen den Gegner an; die Wildheit, welche er in seinem Berufe erlangt hatte, leuchtete aus seinem Gesicht, über das bereits die Schatten des Todes sich legten; dann wendete er noch einmal mit krankhaftem Stöhnen seine Augen nach oben. Sie ruhten weder auf dem Gesichte des Editors, noch auf den mitleidigen Mienen der ihm gewogenen Richter. Er sah diese nicht; für ihn war der ungeheure Raum des Theaters öde und menschenleer! nur nach einem bleichen, schmerzvollen Antlitze schaute er; der Schrei eines gebrochenen Herzens war Alles, was unter dem Gemurmel und Geschrei des Volkes sein Ohr erreichte. Die Wildheit verschwand von seiner Stirne; ein sanfter und zärtlicher Ausdruck heiliger, aber verzweifelnder Kindesliebe spielte auf seinem Gesichte, erlosch jedoch bald wieder. Seine Augen brachen, und seine Mienen nahmen die vorige Wildheit wieder an. Er fiel entseelt auf die Erde.
    »Seht nach ihm,« sagte der Aedil, »er hat seine Pflicht gethan.«
    Die Kampfwärter brachten ihn nach dem Spoliarium.
    »Ein treues Bild des Ruhmes und seines Schicksals!« murmelte Arbaces, und sein über die Versammlung hinschweifendes Auge verrieth so viel Hohn und Verachtung, daß Jeder, den sein Blick traf, plötzlich den Athem anhielt, und ein Gefühl von Unheimlichkeit kaum bemeistern konnte.
    Abermals ergoß sich ein wohlriechender Thau über das Theater und die Kampfwärter streuten frischen Sand auf die Arena.
    »Bringt den Löwen und Glaukus, den Athener,« sagte der Editor.
    Eine tiefe und athemlose Spannung und ein gewaltiger – doch seltsam genug – nicht unangenehmer Schrecken lag gleich einem schauerlichen Traum über der ganzen Versammlung.

Drittes Kapitel.
Sallust und Nydia's Brief.
    Dreimal bereits war Sallust aus seinem Morgenschlummer erwacht und dreimal hatte er in der Erinnerung, daß sein Freund heute sterben müsse, mit einem tiefen Seufzer sich wieder in eine kurze Vergessenheit zu versenken gesucht. Sein ganzes Streben war gewöhnlich darauf gerichtet, das Unangenehme zu vermeiden, und wo ihm dies nicht gelang, es wenigstens zu vergessen.
    Da er seine peinlichen Gedanken nicht länger in Schlummer zu wiegen vermochte, so richtete er sich im Bette auf und sah seinen geliebten Freigelassenen, wie immer, gleich daneben sitzen; denn Sallust war, wie ich bereits gesagt, nach Art der Vornehmen, ein Freund der schönen Wissenschaften und ließ sich jeden Morgen, ehe er aufstund, ungefähr eine Stunde lang vorlesen.
    »Keine Bücher heute! Nichts von Tibull! Nichts von Pindar! Pindar! Ach, sein Name schon erinnert mich an jene Spiele, wovon unsere Arena nur eine traurige, rohe Abart darbietet. Hat es begonnen, das Amphitheater?«
    »Schon längst, o Sallust! Hörtest Du nicht die Trompeten und den Lärmen der Volksmenge?«
    »Ja, ja! aber den Göttern sei Dank, ich war schlaftrunken und kaum hatte ich mich umgewendet, so schlummerte ich wieder ein.«
    »Die Gladiatoren müssen schon lange im Kampfe begriffen sein.«
    »Die Unglücklichen! ist keiner von meinen Leuten ins Theater gegangen?«
    »Nein; Du verbotest es auf's Bestimmteste.«
    »Ganz richtig; ich wollte, der Tag wäre vorüber! Was für ein Brief liegt dort auf dem Tische?«
    »Nun, jenen Brief brachte man Dir gestern Nacht doch Du warst zu – zu –«
    »Betrunken, um ihn zu lesen, willst Du sagen. Gleichviel, er kann von keiner großen Wichtigkeit sein.«
    »Soll ich ihn für Dich öffnen, Sallust?«
    »Ja, wenn ich nur Zerstreuung finde. Armer Glaukus!«
    Der Freigelassene erbrach das

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