Die letzten Worte des Wolfs
wollen die Klippenwälder so schnell wie möglich wieder verlassen.«
»Skerb?« riet Queckten.
»Nein. Mitten im Festland. Warchaim.«
»Hm. Gut. Ein Skerber Hund hat von einem Hai nichts zu erwarten.« Die anderen brummten zustimmend und spuckten aus. Insgesamt waren sechs Jungen in der Baracke versammelt. Der jüngste von ihnen sah aus, als wäre er noch keine zehn. »Gib mir einen Anhaltspunkt, sonst weià ich nicht, was ich dir erzählen soll.«
»Uns ist zu Ohren gekommen, daà jemand in dieser Stadt Fängermagie anwendet, um Wale anzulocken.«
»Wale!« platzte es aus dem Jüngsten heraus. »Die Wale sind böse!«
»Die Wale sind böse?« hakte Hellas nach. »Was soll der Quatsch?«
»Das erzählt der alte Teoch dauernd. Damit erschreckt er die Kinder.«
»Wer ist der alte Teoch? Ein Magier?«
»Ein Spinner«, erläuterte Queckten. »Ein Verrückter. Hat früher in Galliko gegen die Affenmenschen gekämpft. Sein eines Auge ist hinüber. Er streunt durch die Stadt und schwingt Reden. Aber Magier ist der nicht. Er bettelt und friÃt Müll.«
»Vielleicht weià er etwas. Wo kann ich ihn finden?«
»Vormittags am Süderhafen. Wenn die Frühfischer zurückkehren vom Fang, fällt meistens etwas für ihn ab.«
»Gut. Gibt es sonst einen wichtigen Magier in der Stadt?«
»Magie ist nicht gut gelitten in Wandry. Früher gab es viele Magier hier. Seemagier, Windbeschwörer, Propheten, Bootesegner, Leuchtturmzauberer, Galeonsfigurenbeseeler, Netzhexen, Wellentänzerinnen, Tauchwunder, all soân Quatsch. Aber es wurde zuviel Schindluder getrieben. Wünscher und Verwünscher, die ihre VerheiÃungen nicht einhielten oder genau das Gegenteil von dem bewirkten, was man sich von ihnen erhofft hatte. Man begann zu fürchten, daà die Magier von Skerb hierher eingeschleust werden, um Wandry zu schaden, und man wurde argwöhnisch. Dazu kam noch, daà Aldava Kontrollen durchführte, ob auch ja keine Fängermagie angewendet wird. Wandry wurde ein ungemütliches Pflaster für Magische.«
»Diese königlichen Kontrollen gibt es immer noch?«
»Ja. Ein- oder zweimal im Jahr.«
»Also wer wäre in dieser Stadt verrückt genug, sich mit der Königin anzulegen?«
»Ich weià es nicht. Dazu kenne ich die Geheimnisse der Leute zuwenig.«
»Du muÃt die Geheimnisse der Leute aber zu schätzen wissen, wenn du mit den Haien jemals aus dieser stinkenden Grätenhalde herauskommen willst. Also, wen gibt es in der Stadt? Wer ist wichtig?«
»Yrmenlaf ist der Stadtkapitän. Ein starker, tollkühner Mann. Besitzt zwanzig Schiffe und hat das oberste Wort im Sturmhaus. Es gibt noch andere wichtige Kapitäne im Sturmhaus: Ohter, Beceorfan, Yldest und Scirham Sceat, aber keiner von denen kann Yrmenlaf das Wasser reichen. Dann gibt es noch Stav Clegos, den Bürgermeister, aber der ist nur eine Marionette der Königin und hat in Wandry so gut wie gar keine Macht.«
»Könnte sein, daà er das ändern will. Was weiÃt du über diese vier anderen Kapitäne?«
»Ohter befehligt die Krabbenfischer und hält die Zügel des Rotleuchtenviertels und aller übrigen festländischen Ungesetzlichkeiten straff in seiner Hand. Die Krabbenfischer sind zahlreich und gut aufeinander eingespielt. Mit ihnen haben wir viel mehr Ãrger als mit den Gardisten. Beceorfan ist ein Einzelgänger â er besitzt nur ein einziges Schiff, gilt aber als Wandrys bester Seemann. Yldest möchte den Krieg gegen Skerb vorantreiben. Er ist viel eher Piratenkapitän und Seekrieger als Fischer oder Händler. Scirham Sceat schlieÃlich stammt nicht aus Wandry, sondern aus Ferbst und hat vor zwanzig Jahren als AuÃenseiter hier angefangen. Da er es aber mittlerweile zu fünfzehn Schiffen gebracht hat und regelmäÃig groÃe Stadtfeste ausrichtet, hat er sich sozusagen ins Sturmhaus eingekauft.«
Hellas rauchte der Kopf. »Na bitte«, ächzte er, »du bist ja doch gut unterrichtet. Mehr kann ich mir fürs erste gar nicht merken. Es gibt ja auch noch mehrere Banden hier. Was ist denen zuzutrauen?«
Queckten zuckte die Schultern. »Alles.«
»Na groÃartig. Einen Delphiortempel gibt es womöglich auch noch?«
»Verfallen und verrottet. Die Wandryer vertrauen nur sich selbst, nicht toten
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