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Die leuchtende Stadt

Titel: Die leuchtende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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hatte. Ik klammerte sich mit eisernem Griff an Bandicut und den Festländer und begann die Sekunden zu zählen, bis sie wieder Frischluft würden atmen können.
    Bandicut war bei Bewusstsein, aber völlig benebelt, während ihn die Neri die langen Gänge entlangzogen, einen Gang nach dem anderen, immer weiter vorwärts in Richtung … nein, es sah nicht so aus, als ob sie zu der Sektion zurückkehren würden, in der sie vorhin gewesen waren. Was die Neri vorhatten, wusste er nicht. Möglicherweise wollten sie zu einer anderen Luftkammer. Er wünschte sich sosehr, diese Tauchhaube loszuwerden und damit aufzuhören, ein Fisch zu sein. Er wollte frei durchatmen können und sich ausruhen. Er konnte hören, wie die Neri sich miteinander unterhielten, doch bemühte er sich nicht, ihre Worte zu verstehen. Sie würden es ihm schon noch früh genug mitteilen.
    Eisern hielt er den Festländer an den Halteriemen von dessen Atemgerät und war sich dabei nur dunkel bewusst, dass er selbst, der Festländer und Ik gemeinsam abgeschleppt wurden wie ein harpunierter Wal. Hin und wieder konnte er Sekundenbruchteile lang durch die Gesichtsmaske des Festländers schauen, je nachdem, wie das Licht, das sich mit den Bewegungen der Schwimmer änderte, auf die Maske fiel. Er erkannte allerdings lediglich, dass die Augen des Festländers offen waren, der dennoch eher tot als lebendig wirkte. Vermutlich stand er unter Schock – zumindest befand er sich in einem Zustand, der beim Menschen als Schock bezeichnet wurde; wie das bei seiner Spezies aussah, wusste Bandicut nicht. War der Festländer etwa dabei zu ersticken? Oder war sein momentaner Zustand die Folge seines Aufenthaltes in der Antriebskammer? Bandicut überlegte, ob er überhaupt die Möglichkeit hatte, dem Landbewohner zu helfen.
    ///Ich, aahh, ich fühle mich langsam etwas besser.
Vielleicht sollte ich versuchen, Kontakt … ///
    /Wenn du das tust/, grummelte Bandicut, /sei bloß verdammt vorsichtig!/ Irgendwann, in einer Situation wie dieser, würde das Quarx versuchen, Kontakt zu jemand Fremdem aufzunehmen und sich dabei einmal zu weit aus dem Fenster lehnen – und dann Prost Mahlzeit!
    »… in Ordnung? … wir können ihn jetzt nehmen, ja? … versuch einfach, dich zu entspannen …«
    Wer sprach da mit ihm? Schließlich begriff er, dass es L’Kells Worte gewesen waren.
    »Ah – was hast du gesagt?«, fragte Bandicut, vermutlich zu leise, denn der Neri reagierte nicht auf ihn.
    »John Bandicut, bist du in Ordnung?« L’Kells Stimme klang jetzt klarer und dringlicher als eben noch.
    »Ich denke schon …«
    »Möchtest du den Festländer denn nicht loslassen?«
    »Ich …«
    ///Tu ‘s nicht! Das ist gerade etwas schwierig!///
    Bandicut hielt die Luft an und registrierte überrascht, dass Charlie bereits den Versuch unternahm, eine Verbindung zu dem Festländer herzustellen – durch den Taucheranzug, das Wasser und die Haut. »Ach, nein«, antwortete er L’Kell mit belegter Stimme, »lass mich ihn halten! Ich glaube, er ist verletzt. Braucht Hilfe.«
    Der Neri schien etwas verwirrt über diese Antwort, ließ aber Bandicut den Festländer auch weiterhin festhalten. »Wir sind dabei, dich hier herauszuholen«, erklärte L’Kell dann. Sie schwebten durch die düsteren, gewundenen Gänge wie Gespenster in der Nacht oder Fledermäuse in einem Spukschloss.
    ///Moment mal!
Die Steine haben
erhöhte Strahlenwerte ausgemacht!///
    Bandicut war bestürzt. /Erhöhte Strahlenwerte? Was für Strahlung?/
    ///Ich werde mich bei den Steinen erkundigen,
aber sorg dafür, dass wir hier Halt machen!
Die Neri sind nämlich in größerer Gefahr als wir.
Und auch der Festländer.///
    Bandicut blinzelte, dann rief er den Neri zu: »He, haltet hier mal an! Hier gibt es Strahlung!« Die Neri reagierten sofort; aufgeschreckt beobachteten sie, wie Bandicut sich in dem dämmrigen Licht im Gang orientierte. »Wo sind wir hier?«, wollte er wissen, nachdem er sich umgeschaut hatte. »Wohin führt dieser Durchgang?« Sah er da vorne blaues Licht glimmen? Gab es dort Tscherenkow’sche Strahlung?
    L’Kell rückte näher an ihn heran. »Wir haben einen Weg genommen, der uns in einen anderen Teil des Wracks führt. Dort haben wir ein großes …« – kkriikk – »… Transport-Tauchboot. Damit wollen wir die Verwundeten und den Gefangenen von hier wegbringen. Wir halten es für einen günstigen Zeitpunkt, das jetzt zu tun, weil es draußen bald hell wird und nur noch wenige Festländer

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