Die leuchtende Stadt
sich.
L’Kell war einigermaßen erstaunt über die Frage. »Du weißt doch, dass wir darüber nichts herausgefunden haben. Der Ozean ist voller gesunkener Schiffe. Dieses hier unterscheidet sich von den anderen, aber …«
»So, als ob jemand anders es gebaut hätte?«
L’Kell ließ sich etwas zurückfallen, bis er an Bandicuts Seite schwamm, schoss dann aber wieder ein kurzes Stück vor und ließ sich neuerlich zurückfallen – fast schon so rastlos wie bei einer Neri-Besprechung. »Ja«, bestätigte er. »Wirklich, es unterscheidet sich sehr, nicht nur, was die Maschinen angeht, sondern in seinem ganzen Bauplan. Wir haben uns oft gefragt, welche Nachkommen unserer Urahnen es entworfen und gebaut haben.«
»Ich glaube«, meinte Bandicut, »dieses Schiff ist weitaus fremdartiger, als ihr es euch vorstellen könnt.«
Ohne darauf eine Antwort zu haben, glitt L’Kell ganz in Gedanken versunken weiter.
Schließlich weitete sich der Gang, dem sie gefolgt waren, zu einer großen, hohen Halle, relativ gut erleuchtet von einer Anzahl von Neri-Lampen. Überall am Boden verstreut standen fremdartige, kleine Schiffe – oder kleine Orbiter? – und ein großes Tauchboot der Neri. Auf dieses Frachtboot schwamm die Gruppe um Bandicut nun zu. Gerade als sie das Boot erreicht hatten, explodierte die Halle vor Licht – Sonnenlicht, wie Bandicut blinzelnd in der blendenden Helligkeit feststellte. Die Wand am anderen Ende der Halle war soeben von einigen Neri-Schwimmern geöffnet worden. Hangar-Türen! Draußen musste bereits der Morgen angebrochen sein, und selbst das schwache Licht des ersten Tages, das bis in diese Tiefe hinunterfand, tauchte das Schiffsinnere im Gegensatz zu dem endlos scheinenden Dämmerlicht der Neri-Lampen in gleißendes Licht.
L’Kell schwamm ihnen zum Frachtboot voraus. Weit hatte man dessen längliche Außenluke geöffnet, und Bandicut konnte in die gefluteten Laderäume blicken. Er sah jede Menge aus dem Schiffswrack geborgener Maschinenteile auf dem Hangarboden herumliegen; schließlich hatte man im Frachtboot Platz für die verwundeten und kranken Neri schaffen müssen, die Bandicut jetzt ausgestreckt in den Laderäumen liegen sah – wahrscheinlich, so hoffte er jedenfalls, waren auch die Neri darunter, die Ik und er zu heilen versucht hatten. »Auf Gleis eins abfahrbereit der Medizinische Tiefsee-Express nach Neri-City«, murmelte er vor sich hin.
»Das ist das letzte einsatzfähige Tauchboot, das wir hier im Wrack noch haben – außer dem, mit dem wir beide hierher gekommen sind«, berichtete L’Kell. »Wir lassen das kleinere hier für die von uns, die noch im Wrack sind.« Bandicut kommentierte das nicht, obwohl er sich darüber wunderte, dass Neri-Schwimmer hier zurückgelassen werden sollten. Um den Anspruch der Neri auf das havarierte Schiff sicherzustellen? Oder um das beschädigte Boot zu bewachen und zu reparieren? »Wir können dich in die trockene Sektion durchschleusen«, bot L’Kell Bandicut an.
Bandicut bekam einen unerwarteten Stoß gegen die Rippen, als der Festländer sich in seinem Griff zu winden begann. Er erhaschte einen Blick in die Augen des Geschöpfes; er sah, dass dieses Wesen, das er hielt, bei Bewusstsein war – und Angst hatte. Natürlich war es möglich, dass er Emotionen wie Angst in den Augen eines Festländers gar nicht zu identifizieren wusste, aber in einem war Bandicut sich völlig sicher: Das fremde Wesen war in Not. »Könnt ihr auch den Festländer dorthin durchschleusen?«
L’Kell zögerte. »Wir sollten ihn besser hier unten im Rumpf bewachen, denke ich, in einem der Frachträume.«
»Da kann er nicht überleben!«, erwiderte Bandicut scharf. »Er sollte mit uns nach oben kommen!« Der Festländer versuchte schwach, sich aus dem Griff zu befreien, während Bandicut und L’Kell diskutierten.
L’Kell hob ebenso abwehrend wie abwiegelnd die Hände, spreizte die mit Schwimmflossen versehenen Finger. »Ich weiß wirklich nicht, wie das geh …«
»Himmel noch mal, bewacht ihn eben im Oberdeck anstatt unten im Frachtbereich! Ich bezweifele stark, dass seine Tauchausrüstung für die Tiefe, in der eure Stadt liegt, überhaupt ausgelegt ist. Und außerdem könnten, wie wir alle wissen, jeden Moment seine Luftvorräte erschöpft sein!«
»Aber …«
»Sein Atemgerät dürfte mit Sicherheit nicht den Sauerstoff aus dem Wasser aufnehmen wie die euren! Vertrau mir einfach! Wir können ihn auch auf dem Oberdeck bewachen!«
»Also gut«,
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