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Die Lichtfaenger

Die Lichtfaenger

Titel: Die Lichtfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmar Bereuter
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irgendeine Grete beschuldigt hat. Darauf war er anscheinend besonders stolz, weil, einen richtigen Werwolf zu überführen, das ist ja nicht so einfach. Da braucht es schon List, Schläue, Mut und Ausdauer, mein Lieber!« Sein kurzes Auflachen war höhnisch. »Während in Rheinbach, Flerzheim, Schweinheim und Meckenheim die Feuer brannten, wollten der Moeden und der versoffene Bürgermeister Augustin Strom von Flerzheim ihren eigenen Werwolf haben. Weil, wie gesagt, so einen Werwolf zu fangen, das ist schon etwas
    Außergewöhnliches, das schafft Ruhm, Ehre und Ansehen! In Todenfeld und Loch, das sind zwei armselige, gottverlassene Weiler, wurden zwei Kinder, so zwischen sieben und acht Jahren, von Wölfen in die Büsche gezerrt und dort zerfleischt.
    Die Eltern waren auf Taglohn, die Kinder allein zu Hause.
    Man fand nur noch die Gebeine und zerrissene Kleider, nicht aber den Wolf. Wer konnte das gewesen sein? Sonnenklar, da waren sich die beiden Halunken einig, es kam nur der einarmige Jacob infrage! Sie haben ihn erst unsäglich gefoltert und dann als Werwolf verbrannt.«
    Hermann Löher war erregt, als sei all das erst gestern geschehen. »Diese Blutschlürfer! Wo Büsche, Sträucher, Wälder und Wildnis sind, da verstecken sich Wölfe, das weiß jedes Kind, sogar diesen beiden eitlen Trotteln hätte das bekannt sein müssen! Um sein Vieh zu schützen, hat sich das Kloster in Schweinheim große kräftige Hunde angeschafft, weil Wölfe nicht einmal vor einem Pferd zurückschrecken.
    Warum, frage ich, sollten sie dann die günstige Gelegenheit versäumen, zwei unbeaufsichtigte Kinder zu fressen?«
    »Schultheiß war auch der Ansicht, dass die Werwölfe das Menschenfleisch nicht im Magen behalten können, sondern es wieder auswürgen müssen!«, warf Palingh ein.
    »Eben. Daran siehst du, wie einfältig sie sind. Warum sollten die Werwölfe denn das Fleisch fressen, wenn sie wissen, dass ihnen speiübel davon wird?«
    »Wie hat die Frau geheißen, die den Schafhirten beschuldigt hat?«, fragte Palingh nach einer Weile nachdenklich.
    »Grete, soweit ich mich recht erinnere. Der Name des Mannes war – er fällt mir nicht mehr ein. Irgendetwas mit Tö… ach, ich weiß es nicht mehr!«, antwortete Löher.
    Abraham Palingh trat zum Tisch und begann in dem Buch zu blättern. Nach einiger Zeit hob er den Kopf. »Da! Da habe ich es! Steffen Thönnissen, so hat der Schafhirte geheißen und gefangen hat ihn der Heinrich Schultheiß in Kallenhardt. Der gute Doktor war sich so sicher, im Recht zu sein und eine Seele gerettet zu haben, dass er sein Verhör mit der Grete als geradezu beispielhaft empfand und im Wortlaut wiedergab!«
    Er schob Löher das Buch zu. »Da!«
    Dieser versuchte sich an den ersten Zeilen, wandte sich dann seinem Freund zu.
    »Diese lateinischen Silbenfresser!«, schimpfte er. »Soviel ich mitbekomme, geht es darum, der Grete das Versprechen abzunehmen, gegen den Thönnissen auszusagen und kein Wort mehr zu sprechen, als Schultheiß sie ausdrücklich fragen würde. Danach holen sie den Schafhirten in den Gerichtssaal.«
    »Genau. Die Grete fragt den Schultheiß, was sie tun soll.
    Komm, gib her!« Palingh nahm ihm das Buch aus der Hand.
    »Doktor: ›Gretchen, sag mir, du siehst den Mann dort vor Gericht stehen, sag mir: Wer ist der Mann?‹
    Grete: ›Das ist der Thönnissen, von dem ich schon gesagt habe, dass ich ihn auf dem Tanz habe tanzen gesehen.‹
    Doktor: ›Ist das der Thönnissen, der hier vor deinen und meinen Augen steht, der, wie du gestanden hast, mit dir und den anderen auf dem teuflischen Tanzplatz gewesen ist und dort getanzt hat.‹
    Grete: ›Ja, den Thönnissen habe ich dort selbst tanzen und hüpfen gesehen. ‹
    Doktor: ›Sag mir, Grete, hast du denselben Thönnissen, der jetzt vor deinen und meinen Augen steht, auf dem teuflischen Hexentanzplatz tanzen sehen.‹
    Grete: ›Ja, Herr Doktor, da habe ich ihn gesehen, und er ist da gewesen zum Tanz.‹
    Thönnissen: ›Du verlogenes Weibsstück, wo bin ich mit dir gewesen und wo hast du mich tanzen sehen?‹
    Doktor: ›Du, Grete, sollst ihm nicht antworten und schweigen, bis ich dich fragen werde. Dann erst sollst du mir Antwort geben.‹
    Thönnissen: ›Herr Doktor, ich muss doch fragen und von ihr hören und wissen, wo sie mich hat tanzen gesehen.‹
    Doktor: ›Ich frage dich, Grete, willst du nun darauf leben und sterben, um am jüngsten Tag wieder aufzuerstehen, dass du diesen Thönnissen, welcher hier vor deinen und meinen

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