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Die Lichtfaenger

Die Lichtfaenger

Titel: Die Lichtfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmar Bereuter
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Instrument, das dir gestern bestimmt nicht gefallen hat, mir dafür umso mehr. Was hältst du davon, wenn wir wieder die Laute schlagen und den Galgentrott tanzen?«
    Der Kommissar stellte keine Fragen mehr. Er saß nur da, starrte düster auf den Bauern, nahm dann und wann einen Schluck Wein, stand gelegentlich auf, griff sich scheinbar achtlos einen Stock und schlug auf eines der gespannten Seile.
    Durch die kleinen, doppelwandigen Fenster drang der dumpfe Ton der beiden großen Trommeln, die nach altem Brauch kurz vor dem Ende der Prozession geschlagen wurden.
    Hilger Lirtz nahm es noch auf, obwohl er kurz davor war, ohnmächtig zu werden.
    Der Henker war ein Mann mit jahrzehntelanger Erfahrung, der die Anzeichen zu deuten wusste. »Ich denke, wir sollten aufhören. Er ist zwar zäh wie Ochsenleder, aber trotzdem schon so mitgenommen, dass er es nicht mehr lange durchsteht!«
    Te deum, laudamus! Ganz Rheinbach schien sich zum Schlusslied in einer einzigen, gewaltigen Stimme vereint zu haben. Andächtig und inbrünstig füllte das Lob Gottes die Straßen des Städtchens, stieg empor in einen hellen, sonnigen Festtagsmorgen.
    Buirmann trat zum Bauern, besah ihn kurz und nickte dann.
    Eine zweite Böffgen würde er sich nicht leisten können.
    »Also, lassen wir es gut sein. Bringt ihn zurück ins Gefängnis und verbindet seine Verletzungen!« Ohne noch einen weiteren Blick auf den Lirtz zu verschwenden, machte er kehrt und verließ die Kammer.
    »Und?«, fragte der Schöffe Thynen.
    »Nichts!«, antwortete der Kommissar und hob bedauernd die Schultern.
    »Er ist schon ein harter Brocken. War immer schon so!«, meinte der Halfmann.
    »Den klopfe ich schon noch weich! Verlasst Euch darauf!«
    Von St. Matthias herüber schlug es die Stunde.
    »Elf Uhr. Wir sind beim Schreiber Heimbach eingeladen.
    Wir alle! Er hat ein großes Essen für uns vorbereitet!«, sagte Buirmann, worauf sich die beiden Schöffen verwundert ansahen.
    Thynen und Halfmann waren stadtbekannte Geizkragen, die noch nie einen Schoppen Wein ausgeschlagen hatten, aber auch nie auf den Gedanken gekommen wären, einen
    auszugeben. Und wer den Heimbach kannte, wusste, dass der ebenfalls nicht zu denen gehörte, die in Spendierhosen herumliefen.
    Buirmann hatte den Blick bemerkt. »Der Gerichtsschreiber Heimbach hat alles nur ausgerichtet, bei sich zu Hause.
    Bezahlen tut er es selbstverständlich nicht!«
    »Wer dann?«, fragten die beiden Schöffen fast gleichzeitig.
    Der Kommissar grinste und entblößte seine schiefen Zähne.
    »Na, wer denn? Der Lirtz natürlich!« Er vergnügte sich an den verdutzten Gesichtern. »Prozesskosten!«, lachte er und auch die beiden Franziskaner grienten.
    Hermann Löher stieß Gertzen mit dem Ellbogen an. »Da, sieh mal!«
    Zusammen waren sie nach der Prozession in einem Gasthaus eingekehrt, saßen nun mit anderen Rheinbacher Bürgern an den im Freien aufgestellten Tischen bei einem Krug Bier.
    Gertzen blickte um sich, sah aber nichts Besonderes. »Was meinst du?«
    Aber Löher war schon aufgesprungen und zwischen den Leuten verschwunden. Als er zurückkam, bedeutete er Gertzen aufzustehen und mit ihm abseits zu treten. Offensichtlich ging es um etwas, was nicht für jedermanns Ohren bestimmt war.
    »Wo bist du denn plötzlich hingerannt?«
    Löher überhörte die Frage. »Der Kommissar stolziert herum wie ein Gockel, mit ein paar Schritten Abstand folgt der Halfmann unterwürfig wie immer, hinter dem wiederum kommen die beiden Bettelmönche und dahinter läuft der Thynen daher und versucht jedem auszuweichen, der ihn kennt. Einzeln verschwinden sie dann in Heimbachs Haus, nicht ohne vorher zu schauen, ob sie auch niemand sieht. Ich bleibe stehen, warte. Dann kommt die Küchenmagd vom
    ›Vollen Becher‹ mit einem großen, leeren Tablett aus der Tür.
    ›Oho‹, sage ich, ›beim Heimbach wird Fronleichnam aber festlich begangen, wie es scheint.‹ ›Ja‹, plappert sie drauflos,
    ›eine große Tafel hat er bestellt, Fasane, Tauben, Kalbfleisch, Fische und rote und weiße Weine, alles vom teuersten und feinsten!‹«
    »Der Heimbach zahlt das nie im Leben!«, sagte Gertzen nach einer Weile und Löher nickte.
    »Selbst wenn er die Rechnung begleicht, bezahlen tut sie jemand anderer. Er weiß schon, wie man das macht.
    Momentan ist er ja gut im Geschäft, ist nicht nur hier in Rheinbach Gerichtsschreiber, sondern auch bei Buirmanns Freund, dem Hexenkommissar Doktor Moeden drüben in Flerzheim, wo mein Schwiegervater

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