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Die Lichtfaenger

Die Lichtfaenger

Titel: Die Lichtfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmar Bereuter
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Schultheiß ist. Der Thynen ist auf meinen Schwiegervater nicht gut zu sprechen, weil er vor drei Jahren einen Hexerprozess abwürgte, den der Thynen angestrengt hat. Der Heimbach hatte dort ebenfalls seine Finger im Spiel, lässt sich aber nichts anmerken. Jetzt sind die beiden hier in Rheinbach, wo sie im Halfmann einen Gleichgesinnten gefunden haben!«, antwortete Löher nachdenklich.

    Seit nunmehr über drei Wochen lag der Bauer Lirtz in seiner Zelle und immer noch hatte er nicht gestanden. Der Henker, dem seine Pflege oblag, wunderte sich nicht nur einmal, ihn am Morgen überhaupt noch lebend anzutreffen. Niemandem wäre es auch in den Sinn gekommen, den Gefangenen aufzusuchen. Das hätte nur zu Verdächtigungen Anlass gegeben. Von den Vorgängen an Fronleichnam wussten zudem nur die Beteiligten und diese hüteten sich, auch nur ein Sterbenswörtchen darüber zu verlieren. In der Zwischenzeit waren etliche andere Verdächtige festgesetzt worden, wozu der Kommissar jedes Mal die Zustimmung der Schöffen einholen musste. Das war zwar lästig, ließ sich aber nicht umgehen. Ein Teil der Männer schien nach wie vor misstrauisch, da half es auch nicht viel, dass Buirmann die Sitte eingeführt hatte, die Genehmigung zu einer neuen Verhaftung gemeinsam mit den Schöffen mit einem guten Umtrunk zu begießen.
    Heute wollte er es wissen, heute würde er herausfinden, wie weit er gehen konnte, wie groß ihre Angst vor ihm war und wer es noch wagte, sich ernsthaft gegen ihn zu stellen.
    Langsam stand Buirmann auf, trat in die Mitte des Gerichtssaals, sodass er sie alle im Auge hatte, verschränkte die Arme vor seiner mageren Brust und musterte wortlos einen nach dem anderen.
    »Es ist eine ungewöhnliche Zeit, schon so früh am Morgen, ich weiß…«
    »Neun Uhr!«, unterbrach ihn Löher ungehalten. »Irgendwann sollte ich mich wieder um meinen Wollhandel kümmern können und ich denke, den anderen geht es genauso!«
    Fast alle nickten und murrten unwillig.
    Mit einer herrischen Geste brachte Buirmann sie zum Schweigen. »Im Gefängnis ist wieder Platz, nachdem wir gestern die fünf Hexen auf den Richtplatz gebracht haben.
    Dank Eurer Mithilfe und Unterstützung war es ein schneller Prozess. Anklage, Verhör, Urteil und Vollstreckung in nur drei Tagen. So sollte es sein, denn mir ist daran gelegen, Rheinbach möglichst schnell und zügig von dieser Plage zu befreien. Von den Hingerichteten, aber auch von außerhalb wurden zwei Personen sehr schwer beschuldigt. Von Euch will ich die Zustimmung, diese Personen nach meinem Gutdünken
    festnehmen lassen zu können, ohne dass Ihr erfahrt, um wen es sich handelt! Ebenso bestimme ich den Zeitpunkt!«
    Unter den Schöffen herrschte zunächst lähmende Stille, die jedoch schlagartig einem lautstarken Tumult wich. Jan Thynen und Dietrich Halfmann stellten sich sofort auf die Seite des Doktors, während besonders Herbert Lapp, der als ältester Schöffe zugleich der Sprecher war, heftig gegen das Ansinnen aufbegehrte.
    Aber schon stand Buirmann vor ihm. »Ich bin hier als Kommissar eingesetzt. Soll ich vielleicht Namen nennen? Ich als Kommissar? Das ist bei Zaubereiprozessen nicht üblich!«
    Sein Gesicht hatte die Farbe eines gekochten Krebses angenommen und seine Glubschaugen schienen noch weiter als sonst aus ihren Höhlen zu treten. Zornig und bar jeder Beherrschung schrie er weiter: »Ich befehle Euch, Herbert Lapp, und den anderen Schöffen, die erste Beschuldigte noch heute ins Gefängnis bringen zu lassen. Falls Ihr das verweigert, so verurteile ich Euch, Herbert Lapp, und auch die anderen Schöffen wegen Ungehorsams gegen die Obrigkeit zu einer Geldstrafe von einhundert rheinischen Goldgulden!«
    Buirmann trat in die Mitte des Saales zurück, um von dort aus die Wirkung seiner Worte besser beurteilen zu können.
    Seine Stimme wurde mit einem Mal versöhnlich, ja fast schon liebenswürdig. »Meine Herren«, sagte er, »was soll das Ganze eigentlich? Dass sich das Gericht selbst durch die Gerichtspersonen behindert? Das hat doch bei
    Zauberprozessen nichts zu suchen!«
    Dabei ließ er den Schöffen Lapp nicht aus den Augen.
    Herbert Lapp erhob sich, nahm seinen Hut vom
    schneeweißen Haar. »Herr Buirmann«, sprach er leise, »Ihr befehlt mir kraft Eurer Amtsmacht, dass ich eine unbekannte Person ins Gefängnis bringe, oder ich falle einer ehrenrührigen Geldstrafe anheim. Ich sage daher, der Herr Doktor Buirmann soll nach seinem Belieben die ungenannte Person ins Gefängnis

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