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Die Lichtfaenger

Die Lichtfaenger

Titel: Die Lichtfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmar Bereuter
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holen und mit ihr tun, was vor Gott recht und billig ist!«
    Der Erste, der sich Lapps Worten anschloss, war Jan Bewell.
    Seit der Verhaftung des Hilger Lirtz und dessen erniedrigender Marter, die er hilflos mit ansehen hatte müssen, war mit ihm eine seltsame Veränderung vorgegangen. Alles schien ihm gleichgültig zu sein, nichts interessierte ihn mehr. Der Nächste, der seine Zustimmung gab, war Gottfried Peller. Thynen und Halfmann waren selbstverständlich auch dafür. Nur Hermann Löher und Richard Gertzen stimmten dagegen, was ihnen rüde Bemerkungen Buirmanns eintrug, diesen aber sonst nicht weiter bekümmerte, denn schließlich hatte er nun seine Mehrheit.
    »Den Umtrunk verschieben wir auf einen späteren Zeitpunkt.
    Ich denke, die Herren haben noch einiges zu tun. Ich schlage vor, wir treffen uns um zwei Uhr wieder!« Der Kommissar sagte es in einem Ton, der jeden Ansatz zum Widerspruch erstickte.

    Hermann Löher hätte sich am liebsten vor dem Mittagsmahl gedrückt, der heutige Vormittag schlug ihm schwer auf den Magen. Aber Kunigunde hätte es nicht zugelassen, allein schon wegen der Kinder, für die er ein Vorbild zu sein hatte. Als er von seinem Wollkontor herauf in die Wohnung kam, saßen sie alle bereits um den Tisch und warteten auf ihren Vater, damit er das Gebet anstimmte, in das sie mit ihren hellen Stimmen einfielen. Mit ernsten Gesichtern zeichneten sie das Kreuzzeichen auf Stirn, Mund und Brust und langten dann nach ihren Löffeln. Erschrocken zog die kleine Mathilde den Teller zurück, als sie des grünen Inhalts der Schüssel ansichtig wurde.
    »Wääh, Portulak!«, verzog sie angewidert das Gesicht.
    »Das macht groß und stark!«, erklärte Kunigunde streng. »Du isst das Gemüse wie deine Geschwister auch!«
    »Ich will aber gar nicht groß und stark werden!«, maulte die Kleine zurück, was ihr einen ermahnenden Blick des Vaters eintrug.
    Hermann Löher zwang etwas von dem Portulak hinunter und zwei Bissen von der Wurst. »Ich muss noch zwei Briefe schreiben, einen nach Köln und einen nach Münstereifel, wenn ich schon nicht selbst hinkomme!«, murmelte er bedrückt und stand auf.
    »Da, der Vater isst auch nicht!«, begehrte Mathilde trotzig auf und wollte ihrerseits den Löffel beiseite legen, doch als sie den Blick ihrer Mutter sah, überlegte sie es sich gleich wieder anders.
    Hermann Löher saß bewegungslos in seinem Arbeitszimmer, ein leeres Blatt Papier vor sich und das Tintenfass, in dem der Federkiel steckte. Selbst beim Eintreten seiner Frau rührte er sich nicht, sondern starrte weiter an die Wand.
    »Hermann, was ist los? Was hast du, du bist so sonderbar?«
    Von hinten trat sie an ihn heran und legte ihre weichen Hände auf seine Schultern. Kurz schmiegte er seine Wange an ihren Handrücken, bevor er sich zu ihr umdrehte.
    »Ach, Gunde, jemand ist in großer Gefahr!«
    »Wer?«, fragte sie erschrocken. »Jemand, den wir kennen?«
    »Ich weiß es nicht. Der Buirmann, dieser hergelaufene Sohn eines Landsknechttrommlers aus Euskirchen, dieser Blutsäufer und leibhaftige Satan, dieser Frevelrichter, der sich gegen alle Gebote Gottes versündigt, hat die Schöffen erpresst, noch heute eine Person gefangen nehmen lassen zu dürfen, deren Namen nur er kennt! Eine weitere soll folgen!«
    »Kann man denn nichts gegen ihn unternehmen?« Sie wusste, ihre Frage war töricht.
    »Wie denn? Der Amtmann steht hinter ihm, der
    Gerichtsschreiber Heimbach, der Thynen und der Halfmann, diese beiden Ja-und-Amen-Schöffen sowieso, und der Bewell ist jetzt auch noch umgefallen. Wie willst du gegen die ankommen?« Er erhob sich. »Ich muss jetzt los. In einer Stunde wissen wir, was dieser Hundsfott vorhat!«
    Als Hermann Löher auf die Straße trat, blieb er für einen Augenblick geblendet stehen. Unbarmherzig warf die Sonne ihre Glut vom Himmel, brannte auf Steine und Mauern. Die Luft flirrte, war schwül und stickig, roch nach Gewitter.
    Rheinbach schien wie ausgestorben, wer nicht unbedingt draußen zu tun hatte, verkroch sich im Haus und die Alten flüchteten in die Kühle der Keller. Hermann Löher suchte Schutz in den schmalen Schattenstreifen der Häuserwände, wollte gerade zum Rathaus abbiegen, als er seinen Namen rufen hörte. Er blieb stehen und wartete.
    »So eine Affenhitze!«, stöhnte Gottfried Peller und wischte sich über die Stirn.
    »Sogar die Vögel sind still, ihnen setzt die Hitze genauso zu!«, pflichtete ihm Löher bei.
    Schweigend gingen sie ein paar Schritte

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