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Die Lichtfaenger

Die Lichtfaenger

Titel: Die Lichtfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmar Bereuter
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schneidend, sorgte für einen Augenblick für Ruhe.
    »Das war betrügerisch! Wir sind erpresst worden!«, schrie Gottfried Peller in das Schweigen.
    »Das ist nicht wahr!«, mischte sich nun Halfmann ein. »Jeder hätte dagegen stimmen können, wie die Herren Löher und Gertzen es getan haben!«
    Thynen nickte zustimmend.
    Buirmann wandte sich dem immer noch tobenden Peller zu.
    »Gottfried Peller, Euer Benehmen hier vor Gericht ist unerhört! Wenn Ihr nicht sofort den Gerichtssaal räumt, lasse ich Euch zu einer Strafe von einhundert Goldgulden verurteilen. Denn wer zugunsten einer Hexe spricht, wird selbst als Zauberer angesehen, besonders dann, wenn es seine Ehefrau ist!«
    Damit ließ er ihn einfach stehen, gerade so, als ob er Luft wäre, warf sich in die Brust und blickte hinüber zum Amtmann und zum Schreiber. »Nachdem also festgestellt worden ist, dass die Festnahme nicht gegen geltendes Recht spricht, beantrage ich die unverzügliche Aufnahme des Verhörs! Anna Peller wird beschuldigt, das Kind des Ehepaars Horst krankgehext zu haben! Es liegen zwei Zeugenaussagen vor, nämlich die des Vaters Jakob und seines Sohnes Josewin!«
    »Was soll ich? Ich weiß nicht einmal, dass das Kind krank ist!«, schrie die Frau von der Tür her, wo sie immer noch zwischen den beiden Bütteln stand.
    »Ihr hört es selbst!«, rief Gottfried Peller verzweifelt. »Sie ist unschuldig! Sie ist genauso schuldig oder unschuldig wie wir alle hier! So helft ihr doch!«
    Mit gespielter Verwunderung drehte sich Buirmann zu ihm um. »Seid Ihr immer noch da? Wenn Ihr nicht auf der Stelle verschwindet, lasse ich Euch unverzüglich verhaften und ebenfalls ins Gefängnis stecken!«
    Peller schien ihn gar nicht zu hören. »So helft ihr doch!«, flehte er wieder, versuchte seinen Mitschöffen in die Augen zu sehen, aber alle starrten betreten zu Boden.
    Buirmann, Heimbach und Schall von Bell standen
    beieinander, lauernd, habichtäugig, ob sich nicht in einem der Gesichter etwas regte, das auf einen Sinneswandel hindeutete.
    Keiner sagte ein Wort. Nur Herbert Lapp schüttelte leicht sein schlohweißes Haupt. Mit einem Aufschrei stürzte Peller zur Tür, wollte zu seiner weinenden Frau, wurde aber von Koch abgefangen und roh zurückgestoßen. Die Hände vors Gesicht geschlagen, mit zuckenden Schultern stand er nun wenige Schritte vor seiner Frau.
    »Gottfried, Gottfried, was machen die mit mir?«
    Bebend warf er seiner Anna einen Blick zu, in dem alle Hoffnung erloschen war, dann schob ihn der Bote hinaus und schlug beinahe noch auf Pellers Absätzen hart die Tür zu.
    Schall von Bell setzte sich wieder und forderte die Schöffen auf, auf ihre Plätze zurückzukehren.
    Buirmann ergriff sofort das Wort, ließ keine Zeit zur Besinnung. »Wir beginnen unverzüglich mit der Vernehmung.
    Bringt sie her!«
    Die beiden Büttel packten die Gefangene respektlos und schleppten sie nach vorn.
    »Welche Schande! Durch die Stadt haben sie mich gezerrt!
    Kaum dass mein Mann das Haus verlassen hat, um zum Gericht zu gehen, sind sie wie Räuber eingebrochen und über mich hergefallen! Ich habe niemandem etwas getan! Ich schwöre es bei Gott und bei meiner unsterblichen Seele! Dass dem Jakob Horst sein Kind krank ist, habe ich erst jetzt erfahren!«
    »Schweigt!«, herrschte Buirmann sie an.
    Erschrocken hielt sie inne, blickte Hilfe suchend zu den Schöffen. »Ich will einen Verteidiger!«, forderte sie entschlossen, als sie deren Gesichter sah.
    Buirmann trat ganz nahe zu ihr hin, die Glubschaugen ganz schmal, die Lippen kräuselten sich, legten seine Zähne frei und verzogen sich zu einem scheinbar amüsierten Lächeln.
    »Hohoho! Habt Ihr das gehört? Einen Anwalt will sie haben!
    Hohoho!« Belustigt schlug er sich mit beiden Händen auf seine mageren Schenkel. Der Kommissar schien schon lange keinen so guten Witz mehr gehört zu haben. »Ja, hat das die Welt schon gehört! Einen Verteidiger möchte sie! In einem Hexenprozess! Hohoho!«
    »Das ist nicht üblich! Hexerei ist ein außergewöhnliches Verbrechen, da gibt es keinen Verteidiger!«, belehrte Amtmann Schall von Bell die Angeklagte, wozu der Schreiber und sein Gehilfe heftig nickten.

    Drei oder vier Stunden mochten vergangen sein. Buirmann kam mit dem Verhör nicht voran. Beinahe jede seiner Fragen erntete eine Wehklage, immer wieder flehte Anna Peller die Schöffen um Mitleid an.
    »Wie oft habt Ihr als Vogt, Schöffe und Rat in meinem Haus gegessen und getrunken?«, wandte sie sich an Doktor

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