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Die Lichtfaenger

Die Lichtfaenger

Titel: Die Lichtfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmar Bereuter
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Schwegeler. »Euch ist alle Ehre und alles Gute von mir und meinem Mann erwiesen worden! Ach, ich arme, unschuldige Frau! Niemand ist hier, der ein Wörtchen für mich einlegen würde!«
    Wütend hieß der Kommissar sie schweigen. »Ich beantrage, dass sie auf der Stelle exorziert und, wenn das nicht hilft, dem peinlichen Verhör unterzogen wird!«, wandte er sich an den Amtmann.
    Anna Peller erbleichte. »Ich bin die Frau eines angesehenen Schöffen und Ihr gebt mir nicht einmal ein paar Tage Zeit!«, rief sie und hob flehentlich ihre gefesselten Hände.
    Löher, Gertzen und der Vogt protestierten, auch Herbert Lapp wagte einen schwachen Einwand. Sogleich aber wurden sie von Buirmann niedergeschrieen und mit Drohungen überschüttet. Nach knapp einer weiteren halben Stunde war der letzte Widerstand des Gerichts gebrochen. Der Kommissar wies den Boten an, die beiden Franziskaner hereinzuschicken und im Gasthaus ausreichend Essen und Trinken zu bestellen.
    Hermann Löher ahnte, dass es heute wieder länger dauern würde.
    Anna Peller blieb trotz des Exorzismus verstockt. Buirmann hatte aus dem Fall des Hilger Lirtz gelernt und entsprechend vorgesorgt. Zur Nadelprobe waren dieses Mal gleich zwei Henker anwesend und das Ergebnis war eindeutig. Kein Blut!
    »Damit ist ganz klar erwiesen, dass sie eine Hexe ist! Es geht also nur noch darum, sie dazu zu bringen, es auch zu gestehen!«
    Die Henker wussten, was sie zu tun hatten. Mit festem Griff zogen sie die Anna Peller in die Kammer, rissen der sich sträubenden und schreienden Frau die Kleider vom Leib und warfen sie auf den Tisch.
    »Wo ist mein Mann? Wo ist der Trost meines Lebens? Wehe den Horsts, wehe ihnen!«, drang es klagend durch die halb offene Türe, in der plötzlich einer der beiden Henker erschien, grinsend zu Buirmann trat und ihm etwas ins Ohr flüsterte.
    Dieser verschwand nun ebenfalls in der Kammer, in der sich das Wimmern und Weinen der Frau mit schallendem Gelächter mischte. Der Kommissar kam zurück, kicherte wie ein kleiner Junge, der etwas Verbotenes entdeckt hatte.
    »Was ist so lustig?«, wollte der Vogt befremdet wissen.
    Buirmann feixte läppisch weiter, öffnete die Hand, spreizte die Finger und machte dabei eine Bewegung, als ob er zufassen wollte.
    »Mein lieber Mann!«, schnaufte er. »Die hat einen Bewuchs zwischen den Beinen…«, er suchte nach einem passenden Wort, sah dabei nicht den Ekel und die Abscheu in den Gesichtern, »… wie eine ungemähte Wiese!«
    »Diese Drecksau!«, flüsterte Löher zu Gertzen. »Dort, wo höchstens die Hand ihres Mannes etwas zu suchen hat, vergreifen sich jetzt Pferdeschinder und Hundeschläger!
    Wahrscheinlich denkt er jetzt an ihre Schwester und ob die unten gleich aussieht!«
    »Möglich!«, antwortete Gertzen.
    Franz Buirmann war hinter jedem Weiberrock her. Das war kein großes Geheimnis. Ebenso wenig wie die Tatsache, dass er damit ziemlich erfolglos war. Annas Schwester Maria Kemmerling war ein hübsches Ding, schlank, lebenslustig und mit Rundungen an den richtigen Stellen. Allerdings war auch bei Maria seinem Werben kein Erfolg beschieden – im Gegenteil. Von oben herab behandelte sie ihn, was nicht allzu schwer war, da sie seinen Kahlkopf mindestens um
    Haupteslänge überragte. Was wollte sie mit so einem klapperdürren, blutarmen Gortzig, der aussah wie eine Kreuzung aus Gaul und Fisch? Der dazu noch jähzornig, rechthaberisch und meist übellaunig war?
    »Warum sollen wir nicht lachen?«, fragte Buirmann auf Vorhaltungen des Vogtes.
    »Weil hier nichts, aber schon gar nichts lustig ist, im Gegenteil!«, antwortete Herbert Lapp.
    Der Kommissar trat vor ihn hin, verschränkte die Arme auf dem Rücken, stellte sich auf die Zehenspitzen und wippte mit dem Oberkörper. Er war nun sichtlich verärgert.
    »Satan ist ein Schelm«, sagte er zornig, »der sich am liebsten an verborgenen Orten versteckt! Das ist eine anerkannte wissenschaftliche Erkenntnis, so steht es schon im
    ›Hexenhammer‹! Und diese hier«, er hob seine linke Hand hoch, als würde er eine Kugel darin halten, und strich mit der rechten darüber, um deren Größe anzudeuten, »diese hier hat an ihrer Heimlichkeit so viele Haare wie ich hier in meiner Hand! Für den Teufel muss es geradezu eine Aufforderung sein, hier Unterschlupf zu suchen! Neben den unblutigen Stechmalen ist das ein weiteres Indiz dafür, dass sie eine Erzzauberin ist. Mehr noch – womöglich sogar eine Königin!«
    Seine Herablassung schlug um in

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