Die Liebe am Nachmittag
mehr. Im Sommer durchquert sie Italien mit dem Auto, vernascht in diesen Monaten fünf, sechs Liebhaber.
Mit diesem Weibsbild ist sie gereist.
Ob sie mich betrügen wird? Nicht einmal spaßeshalber habe ich sie das gefragt.
13. Nacht
Einer meiner Redakteure fährt nach Karlsbad. Schon seit vier, fünf Jahren hat er einen Bauch, im Sommer trägt er ihn nach Karlsbad und würde ihn gern dort vergessen.
Er stellt mich: Komm doch einmal mit nach Karlsbad, es wäre auch für dich an der Zeit, Magen und Nieren einmal durchzuspülen.
Ihm fällt gar nicht ein, dass ich vielleicht kein Geld für Karlsbad haben könnte.
Ich hab kein Geld, und mir fehlt auch gar nichts. Sicher, ich lasse mich ja auch nicht ärztlich untersuchen. Doch, letztes Jahr, als ich mir die ganze Summe des Baumgarten-Preises auf einmal auszahlen ließ, denn nach den Statuten ist diese finanzielle Förderung der Literatur in monatlichen Raten fällig; als ich also das Geld an der Bank abholte, hat man mir für irgendeine Lebensversicherung eine Summe abgezogen, denn ich hätte ja innerhalb dieses Jahres sterben können? Da kam mich ein Doktor von der Versicherung untersuchen. Ach, bemühen Sie sich nicht, die ganze Sache ist doch eine reine Formalität,tragen Sie also ein, was Ihnen richtig erscheint. Aber dieser Arzt war ein so freundlicher Zeitgenosse, dass er mich gründlich untersuchte, es kann nicht schaden, sagte er, wenn man in Ihrem Alter einmal angeschaut wird. So erfuhr ich, dass meine Herzfunktionen normal sind, der Blutdruck nicht erhöht ist; beim Atmen hörte er verdächtige Geräusche, das ist das Nikotin, es könnte nicht schaden, weniger zu rauchen.
Richtig, in der Früh muss ich manchmal zehn Minuten lang hüsteln und krächzen.
In der rechten Schulter, im linken Knie und im rechten Handgelenk das Rheuma. Das habe ich mir seinerzeit in Serbien zugezogen, als ich auf feuchtem Boden schlafen musste.
Manchmal schmerzt es mich auch in der Herzgegend, spüre ich unangenehme Herzstiche. Als das anfing, war ich erschrocken. Aber man hat mir gesagt, auch das seien rheumatische Symptome.
Einen Bauch habe ich nicht. Oder doch ein wenig, denn da, wo im Jünglingsalter noch eine Senke war, gibt es jetzt eine kleine Erhebung. Im Schwimmbad stelle ich mich gelegentlich vor den großen Wandspiegel und betrachte meine Figur von der Seite. Ziehe den Bauch ein, so ist nichts auszusetzen, aber wenn ich dann wieder locker lasse, ist er doch wahrzunehmen. Erwischt mich ein Bekannter dabei, lacht er mich aus. Was willst du, da ist überhaupt nichts. Auch der Masseur beruhigt mich, das soll ein Bauch sein, alle Herren wären glücklich, wenn sie so viel Bauch hätten wie Sie. Ein Freund gab einmal zum Besten, dass er regelmäßig vor der Morgengymnastik fünf Minuten lang auf seinen nackten Bauch trommelt. Ein paar Tage lang tat ich morgens das Gleiche, eine Minute, eine halbe Minute, dann ließ ich es bleiben. Speck habe ich jetzt auf jeden Fall mehr als vor meinem Vierzigsten. Mit einundvierzig ist mir der Smoking so eng geworden, dass es peinlich war. Es war dieses Börsenfieber, als jedermann Geld hatte, nur ich nicht; mein Schneider wurdetrotzig: verlangte Barzahlung. Ich konnte mir keinen neuen Smoking bestellen. Der Frack wurde mir noch enger, er ist auch älter. Zum Glück kommt man heutzutage bei jeder Festlichkeit auch mit dem Smoking durch. Aber ich verkehre in einem vornehmen Haus beziehungsweise verkehrte, doch ist es mir wegen dieses abgetragenen, zu engen Smokings abhanden gekommen. Ich merkte, wie die Baronin meine triste Garderobe von oben bis unten musterte. Von da an bekam ich keine Einladung mehr zu ihr. Ich besann mich und blieb fortan von mir aus allen Smoking-Abenden fern, in einigen heiklen Häusern hat man mir die Absagen nicht verziehen, dort bin ich für alle Zeiten gestrichen. Ja, und im Dampfbad fielen mir an den Unterschenkeln mancher Herren die Krampfadern auf, wie man sie bei älteren Frauen durch die Strümpfe sehen kann; dann betrachtete ich ihre Behaarung; mancher hat einen ganz behaarten Bauch und auch seine Schultern und der Rücken sind mit dunkler Wolle bedeckt; ich versuchte zu erraten, wie alt sie sein könnten. Viele sehen nicht älter aus als vierzig oder zweiundvierzig; es gibt hier Herrschaften, vielleicht noch nicht einmal fünfzig, die haben silberdurchwirktes Brusthaar. Auch auf meine Schenkel verirren sich immer mehr Härchen. An meiner Brust und auf den Armen sehe ich ebenfalls mehr als noch vor
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