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Die Liebe am Nachmittag

Die Liebe am Nachmittag

Titel: Die Liebe am Nachmittag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erno Szep
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gewiss habe ich Ihren Ansprüchen nicht genügt, ich sehe ja ein, dass ich nicht so interessant für Sie sein kann, dass Sie sich längere Zeit mit mir befassen wollen, aber was kann der Mensch dafür, dass der liebe Gott ihn nur als ein ganz gewöhnliches Dummchen erschaffen hat. Übrigens was sagen Sie zu dieser hässlichen Kälte, ich meinerseits war letzte Woche krank, vier Tage lang war ich auch nicht in der Schule, ich fühlte mich so unglücklich, wie ich den ganzen Tag im Bett liegen musste, habe gar keine Hoffnung mehr im Leben. Meine Mutter ist fast verrückt geworden, so hat sie sich geängstigt, dass ich hier in der Wohnung sterben könnte. Aber ich dachte, wenn Sie wüssten, dass ich so krank bin, würden Sie mich besuchen kommen,doch ich wollte es Ihnen nicht schreiben, hatte Angst, dass Sie dann wirklich kommen und ich Sie mit meiner Influenza anstecken könnte. Übrigens bin ich jetzt schon so weit wieder gesund geworden, dass ich am Mittwoch im Kino war, allein, denn vorläufig möchte ich noch mit keinem anderen gehen, und das will ich Ihnen zur Erinnerung noch schreiben, dass ich angefangen habe zu heulen, denn die Einsamkeit war sehr schlimm, der Film war witzig,mir gefiel er sehr,und ich habe unterm Heulen gelacht. Ich dachte,wie Sie sich amüsieren würden,wenn Sie mich jetzt sehen könnten, muss komisch aussehen, auch weil ich mir selbst die Haare heruntergezogen habe, damit ich wenigstens ein bisschen so dasitze, wie ich mit Ihnen immer gesessen bin, wenn wir zu Abend gegessen haben.
    Ansonsten wünsche ich viel Glück mit Ihrem Stück, zur Generalprobe werde ich auf jeden Fall hinkommen, dafür kriege ich immer Karten vom Sekretär.
    Ich danke für alles, was gewesen ist!!   …«
    Iboly tat mir leid. Am Abend will ich ihr schreiben.
    Abends musste ich noch am Schluss des dritten Aktes arbeiten. Iboly habe ich vergessen.
    Am Tag darauf fiel sie mir ein. Aber ich war sehr unschlüssig geworden. Eigentlich habe ich mit dem Mädchen keinerlei Absichten mehr, das bisschen Stimmung hat sich verflüchtigt. Es ist nicht nötig, dass sie einen Brief von mir bekommt und vielleicht auch noch überall herumzeigt. Passender, wenn ich Iboly am Abend vom Portier ausrichten lasse, dass sie nach der Vorstellung beim Hinterausgang auf mich warten soll. Ich gehe noch einmal mit ihr zum Abendessen und verabschiede mich mit Anstand von ihr. Zur Erinnerung werde ich ihr irgendein Zehn-Pengő-Andenken mitbringen, und sie wird mich als angenehmes Erlebnis in Erinnerung behalten.

19.   Nacht
    Bei meiner Premiere war mir das Glück hold, ich hatte etwa achtzig Pengő in der Tasche; in den Tagen vor der Premiere wurde ich nämlich von ein paar Bekannten aus besseren Kreisen bekniet, ich möchte ihnen um Gottes willen eine Loge besorgen, an der Theaterkasse habe man ihnen gesagt, es gäbe keine mehr. Ich weiß aber, dass man für besonders wichtige Gäste immer noch einige in Reserve hält. Und diese Herrschaften drängten mir im Voraus jeweils zwanzig Pengő auf, damit sie wegen der Logen auch ganz sicher sein konnten. Ich habe die Logenplätze für die Premiere reserviert, aber dasGeld nicht weitergegeben,man konnte ja mein Honorarkonto damit belasten. Seit Wochen schreibe ich nämlich viel seltener Glossen und andere Beiträge für die Zeitung als sonst; wenn ich an meine Angehörigen das Übliche abgeführt habe, bleibt mir kein roter Heller. Auch letztes Jahr, als ich an meinem Stück schrieb und das, was ich unbedingt benötige, nicht verdienen konnte, habe ich mich auf ähnliche Weise über den Ausfall hinweggehangelt. Damals hatten wir verabredet, dass wir die Bibliothek des kranken O.   E. verlosen wollten; wir ließen Zwanzig-Pengő-Lose drucken, und auch ich hatte mich verpflichtet, fünfundzwanzig von diesen Glückslosen der gebildeten Mittelschicht aufs Auge zu drücken. Die Spitzbüberei bei der Sache war, dass wir den glücklichen Gewinner bitten wollten, auf seinen Gewinn großzügig zu verzichten, damit die Bibliothek bei ihrem kranken Besitzer verbleiben konnte. Und was ist,wenn der Gewinner nicht einwilligt? Dann schlagen wir ihn tot. Der arme O.   E. wusste von der ganzen Aktion gar nichts. Also, ich konnte meine fünfundzwanzig Glückslose losschlagen und mit dem so eingenommenen Geld fast ein halbes Jahr herumbringen, hab es erst an das Komitee weitergegeben, nachdem ich den Baumgarten-Literaturpreis entgegengenommen hatte. Nicht auszudenken, was passiert wäre, hätten mir die Herren

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