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Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Titel: Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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prall mit Gerstensaft gefüllten Eichenholzfass.
    »Wie es aussieht, habt Ihr die richtige Entscheidung getroffen«, nahm Matas das als Zeichen, seine Meinung kundzutun, und schlenderte zu ihr herüber. Der breitschultrige Mann schwitzte selbst in der Kühle des Kellers kräftig, wie sein feuchter Kragen und die dunklen Flecken unter den Ärmeln seines Leinenkittels bewiesen. Selbst der halbkahle Schädel glänzte schweißnass. Auf seinem groben Gesicht lag dennoch ein breites Grinsen. »Euer Bier schmeckt den Leuten einfach viel besser als so manch anderes Gebräu hier am Pregel. Gerade die Unterscheidung von Winter- und Sommerbier ist ein kluger Schritt. Erst vorhin kam der Wirt vom Grünen Baum und hat schon Nachschub haben wollen.«
    »Kein Wunder bei dem sauren Gesöff, das so mancher Brauer seit Jahr und Tag den durstigen Kehlen zumutet«, pflichtete Szymon bei. Er hatte das Singen unterbrochen, nahm die Gugel vom Kopf und schüttelte die dunklen Locken auf, die sein für einen Mann ungewöhnlich weiches Gesicht umrahmten. Darin fand sich noch immer nicht das geringste Zeichen von Schweiß oder Anstrengung. Vergnügt schaute er zwischen Gret und Matas hin und her. Seine schwarzen Augen sprühten vor Lebenslust. »Der Geschmackssinn von Bierbeschauer Hummel ist schon so verdorben, dass er kaum mehr geschmeckt hat, welche Wohltat Eure neue Rezeptur darstellt.«
    »Haltet Euch bitte etwas zurück, meine Herren«, ertönte eine dunkle Männerstimme von der Treppe. Gret und die beiden Knechte fuhren herum. Jörg stand auf dem letzten Absatz. Sein sonst eher von Kummer gezeichnetes Antlitz strahlte. Davon schien sogar das düstere Licht im Keller heller zu werden. »Als Gemahl steht es mir allein zu, das Loblied auf meine Frau und ihre besondere Braukunst anzustimmen.« In einem stürmischen Satz übersprang er die letzten Stufen und landete mit einem nahezu perfekten Kniefall direkt vor Gret. Übertrieben unterwürfig griff er nach ihrer Hand und küsste sie. Gret wurde rot. Die unverhoffte Zärtlichkeit vor den Augen der Bierknechte brachte sie in Verlegenheit. Damit spornte sie ihren Gemahl zu weiteren Schelmereien an. Weit holte er mit dem rechten Arm aus, um sich nach einer tiefen Verbeugung die Hand aufs Herz zu pressen. »Habt Nachsicht mit mir, holde Bierhoheit, und weiht mich baldmöglichst in die Geheimnisse Eurer erfolgreichen Rezeptur ein. So viel Lob wie dieses Jahr haben wir für unser Bier seit den Tagen unserer Ahnfrau Agnes nicht mehr eingeheimst.«
    »Nur, wenn du mir deinem Vater gegenüber weiterhin den Rücken freihältst«, erwiderte sie. »Es stehen noch einige Pläne an, die umgesetzt werden müssen.« Bei diesen Worten verfinsterte sich Jörgs Miene. »Matas und Szymon«, wandte sich Gret deshalb rasch an die beiden Brauknechte, »bringt am besten gleich drei Fässer Bier in den Grünen Baum. Noch reichen unsere Vorräte. Je eher sich die Qualität unseres Sommerbiers herumspricht, je besser ist es für uns. Der Grüne Baum scheint mir genau der rechte Ort dafür, weil er gleich nach dem Tor zum Süden kommt.«
    In wenigen Handgriffen schulterte sich Matas zwei der Fässer. Während er sie zu der mittleren Luke trug, die sich in Kopfhöhe zur Domgasse befand, eilte Szymon die Treppe nach oben, um die Fässer eins nach dem anderen von draußen entgegenzunehmen und auf einen Karren zu laden.
    »Wie gut, dass dein Vater erlaubt hat, die beiden fest in Dienst zu nehmen«, stellte Gret fest, sobald auch Matas den Keller verlassen hatte. Aufmunternd sah sie ihrem Gemahl in die rehbraunen Augen, musterte sein fein gezeichnetes Gesicht. Sie liebte jede einzelne Regung darauf, mochte sich gar nicht sattsehen an den verschiedenen Ausdrücken, die es anzunehmen pflegte. »Sie sind nicht nur fleißig, auch auf ihre Treue ist jederzeit Verlass. Das ist umso wichtiger, damit kein anderer Brauer in der Stadt versucht ihnen das Geheimnis unseres Biermusters zu entlocken.«
    »Eigentlich ist das alles zu schön, um wahr zu sein.« Jörg hatte sein Lächeln wiedergefunden, beugte sich noch einmal schwungvoll über ihre Hand, küsste sie innig und richtete sich dann wieder mit einem bezaubernden Leuchten in den schräg stehenden Augen auf. »Du bist wirklich meine Bierkönigin! Du hast nicht nur meinen Vater von deinen gewagten Plänen überzeugt, sondern gleich auf Anhieb die hochgesteckten Ziele bei weitem übertroffen.«
    »Langsam, langsam, Liebster«, mahnte Gret und kämpfte gegen den aufsteigenden

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