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Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Titel: Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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Euch aufheitern würde.«
    »Habt Ihr herausgefunden, warum …?« Mitten im Satz brach sie ab, schüttelte den Kopf und entzog ihm ihre Hand. »Wieso sollten sie es Euch verraten? Seit Tagen stehe ich mir vor dem Rathaus die Beine in den Bauch und versuche vom Gerichtsvogt eine Antwort zu erhalten, aber er empfängt mich nicht einmal.«
    »Im Rathaus erteilt man mir leider ebenso wenig Auskunft wie Euch. Selbst als ich darum gebeten habe, der armen Stöckelin als ihr Pfarrer beistehen zu dürfen, hat man mich weggeschickt. Sosehr der polnische König für seine Offenheit Andersgläubigen gegenüber bekannt ist, so wenig will man im Krakauer Rathaus davon wissen.«
    »Hat es also etwas mit der Religion zu tun?« Mathilda verspürte einen Anflug von Hoffnung. Im nächsten Moment jedoch resignierte sie wieder. »Dann hätten sie eigentlich eher einen Pfarrer wie Euch und nicht meine Base in den Kerker werfen müssen.«
    »Da sei Gott vor!« Tönnies erblasste. Schnell aber fasste er sich wieder und rang sich zu einem neuerlichen Lächeln durch. »Ich habe etwas, das Euch weiterhilft, die genauen Gründe für die Reise Eurer Base besser zu verstehen.«
    »Was soll das sein?« Unwirsch spitzte Mathilda die Lippen. »Von Anfang an war ich genau im Bilde, was sie damit bezweckte. Ihr werdet mir also schwerlich etwas Neues erzählen können.«
    Sie rückte ein gutes Stück von Tönnies weg, betrachtete ihn mit hochgezogenen Augenbrauen. Der Pfarrer behagte ihr nicht sonderlich. Auch Dora hatte während der gesamten Reise keinen Hehl aus ihrer Abneigung ihm gegenüber gemacht. Seit Doras Verhaftung war er allerdings der Einzige, der ihr in der fremden Stadt noch Beistand leistete.
    »Schade«, erwiderte Tönnies nach längerem Schweigen und machte Anstalten, sich umständlich vom Tisch zu erheben. Beiläufig murmelte er: »Dabei dachte ich, es würde Euch interessieren, dass mir Eure Base schon in Thorn die Aufzeichnungen ihres verstorbenen Gemahls anvertraut hat.«
    »Was?« Mathilda packte den Pfarrer am Arm und hielt ihn fest. Mit einem lauten Aufstöhnen plumpste er auf die Bank zurück. Mahnend legte er den Finger über die Lippen und bedeutete ihr, leiser zu sein. Sein besorgter Blick über die Köpfe der Nächstsitzenden hinweg erinnerte sie daran, dass der Gerichtsvogt womöglich Spitzel um sie her postiert hatte. Noch aber schenkte ihnen niemand Beachtung. Trotzdem flüsterte sie aufgeregt: »Warum sagt Ihr mir das erst jetzt? Konntet Ihr Euch nicht denken, wie wichtig diese Aufzeichnungen für mich sind?«
    »Das war mir von Anfang an klar. Warum sonst hätte die Stöckelin sie mir und nicht Euch übergeben?«
    »Aber das ist doch …!« Vor Empörung überschlug sich Mathildas Stimme. Wieder gab er ihr aufgeregte Zeichen, leise zu bleiben.
    »Schon in Thorn hat mir Eure Base angedeutet, wie wertvoll diese Aufzeichnungen sind. Nicht allein des Andenkens an ihren Gemahl wegen, sondern weil sich darin offenbar etwas findet, was jemand anderem nicht sonderlich gefallen könnte. Allerdings, so vertraute sie mir an, wüsste sie erst nach einem Gespräch mit dem alten Singeknecht Genaueres. Und genau das hoffte sie hier in Krakau mit ihm zu führen. Anscheinend ist es dazu nicht mehr gekommen.«
    »Wo habt Ihr die Aufzeichnungen? Gebt sie mir so schnell wie möglich, damit ich sie lesen und anschließend damit zu Singeknecht gehen kann. Wenn wir Glück haben, ist es noch nicht zu spät, und wir können Dora endlich helfen, aus dem Gefängnis zu kommen.«
    »Wie kommt Ihr darauf?« Nun war es an Tönnies, sie begriffsstutzig anzuschauen.
    »Nach Doras Verhaftung hat der Gerichtsvogt höchstpersönlich unsere Sachen durchsucht. Selbst vor meinen ganz persönlichen Dingen ist er nicht zurückgeschreckt. Er muss also etwas ganz Bestimmtes in unserem Gepäck vermutet haben, höchstwahrscheinlich die Aufzeichnungen meines Vetters. Also müssten sie helfen, Dora zu befreien. Anders ergibt das alles keinen Sinn.«
    »Natürlich habe ich die Papiere nicht hier. Ihr werdet verstehen, dass mir gleich bei meiner Ankunft daran lag, sie in Sicherheit zu bringen.«
    »Wo sind sie?«
    »Ein kleiner Spaziergang durch die Stadt wird Euch guttun«, gab sich Tönnies zu ihrem Ärger geheimnisvoll. Offenbar gefiel es ihm, sie auf die Folter zu spannen. »Seit Tagen habt Ihr das Gasthaus nur verlassen, um zum Rathaus zu gehen und nach Eurer Base zu fragen. Höchste Zeit, das zu ändern.«
    »Das ist allein meine Sache«, erwiderte sie,

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