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Die Liebe des Kartographen: Roman

Die Liebe des Kartographen: Roman

Titel: Die Liebe des Kartographen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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geschweige denn nach ihrem Nächsten! Wenn ich an die Zustände denke, läuft mir jetzt noch eine Gänsehaut den Buckel hinab!«
    Xelia nickte. »Die Stimmung war wirklich sehr bedrückend, von einem komischen Kauz einmal abgesehen! Ich hatte den ganzen Tag das Gefühl, als schnüre mir jemand die Kehle zu!«
    Philip nahm sie fester in den Arm.
    Â»Davon abgesehen, dass es ihnen an Mut fehlte – was hätten sie denn tun sollen, die armen Teufel?«, trat Hyronimus entschuldigend für die Kranken ein. »Hinter den hohen Mauern können sie einen Aufstand planen – und es würde draußen doch keiner mitkriegen. Zu Beginn haben sie tatsächlich geglaubt, ich stecke mit dem Spitalarztunter einem Hut! Erst nach meinem Streit mit Pfeiffer wurde ihnen klar, auf welcher Seite ich stehe. Doch da war es schon zu spät für mich, etwas zu unternehmen. Ich durfte ja nicht mehr raus. Sogar meine Post haben sie gelesen, auf dass ich ja nicht wage, eine falsche Zeile an jemanden zu schreiben!«
    Â»Nun bist du ja draußen!«, stellte Xelia mit Befriedigung fest.
    Â»Das bin ich.« Hyronimus blies laute Luft durch die Zähne. »Doch was ich machen soll, um dieses Schwein von Stadtarzt zur Strecke zu bringen, ist mir rätselhaft!«

~ 44 ~
    X elia wachte auf, als eine raue Zunge über ihre Wangen schleckte. Warmer Hundeatem schlug ihr entgegen. Mit ihren dicken Vorderpfoten hatte der Hund, den Xelia Lola genannt hatte, sich auf ihrer Brust postiert. Voller Begeisterung darüber, dass es ihr gelungen war, ihre Herrin zu wecken, wedelte ihr Schwänzchen so heftig, dass dabei ihr ganzes Hinterteil wackelte.
    Â»Lola!« Xelia gähnte und setzte den Hund neben sich ins Heu.
    Neben ihr schlug Philip die Augen auf und im selben Moment auch Hyronimus, der sein Nachtlager am anderen Ende der Scheune gerichtet hatte. Er setzte sich hin und streckte sich. Sofort war Lola mit ein paar Sätzen bei ihm.
    Er streichelte sie verschlafen. Zum Dank begann der Hund, mit Adalberts Mantel zu kämpfen. »Wo hast du den Welpen her?«, fragte er.
    Xelia schaute kurz zu Philip hinüber. Ob es in Ordnung war, wenn sie von den Spielleuten erzählte? Philip nickte ihr schläfrig zu, er schien nichts dagegen zu haben.
    Doch während sie von Ellen und der Zweilingsgeburt erzählte, wurde Xelia das Gefühl nicht los, dass Hyronimus nicht ganz bei der Sache war. Langweilte sie ihn mit ihrer Geschichte?
    Â»So, so. Eine Heilerin bist du also.« Er nickte bedächtig, als hätten diese Worte eine tiefere Bedeutung für ihn. Die Frage, was sie mit Philip zu schaffen hatte, woher sie sich kannten und vieles mehr blieb jedoch unausgesprochen. Warum schaute er sie so seltsam an? Xelia wurde ganz kribbelig zumute. Über ihre Begegnung mit den Spielleuten wollte er jedenfalls nicht mehr wissen.
    Â»Und wo kommst du her, hast du gesagt?« Sein Blick blieb forschend.
    Sie hatte doch noch gar nichts gesagt! Hilfesuchend schaute sie zu Philip hinüber. War dies der Zeitpunkt, ihre ganze Geschichte zu erzählen?
    Â»Aus Leinstetten kommt sie«, antwortete Philip an ihrer Stelle. »Xelia ist die Tochter eines Gerbers mit dem Namen Feltlin.«
    Wieder hakte Hyronimus nicht nach. Er rieb sich das Kinn. »Seltsam. Irgendwie erinnerst du mich an jemanden. Das ist natürlich Blödsinn … Es ist schon lange her, da kannte ich eine …«
    Â»Adalbert«, Philip gähnte laut auf. »Gehörst du etwa auch zu den alten Leuten, die nur Geschichten von früher erzählen können?«
    Adalberts Kopf fuhr herum. »Und gehörst du immer noch zu den Grünschnäbeln, die keinen Respekt vor dem Alter haben?«, antwortete er. Mit verkniffenem Mund schüttelte er den Kopf, stand auf und ging vor die Scheune.
    Trotz seiner schlagfertigen Erwiderung spürte Xelia, dass Philips Worte Adalbert gekränkt hatten. Sie warf Philip einen dunklen Blick zu, den er jedoch gar nicht bemerkte. Warum war er so garstig? Sie hätte gerne erfahren, an wen Adalbert sich durch sie erinnert fühlte, aber nun traute sie sich nicht mehr nachzufragen.
    Es hatte wieder geschneit. Obwohl es nicht ganz ungefährlich war, entschlossen sie sich, im Eingang der Scheune ein Feuer zu machen. An den Außenwänden entlang lagen große Wackersteine, die bei Regen das vom Dach rinnende Wasser davon abhalten sollten, ins Scheuneninnere zu laufen.

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