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Die Liebe des Kartographen: Roman

Die Liebe des Kartographen: Roman

Titel: Die Liebe des Kartographen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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hast du auch nicht. Das Letztere gilt allerdings für Xelia und mich ebenso. Leider waren die letzten Monate nicht gerade eine Erholung für uns. Und Xelia ist außerdem ein Weib.«
    Wie er das sagte! Als ob Weiber lahm wie alte Krüppel waren! Xelia spürte heiße Wut in ihrer Kehle gurgeln. Wären nicht so viele andere im Raum gewesen, hätte sie Philip ordentlich ihre Meinung gesagt!
    Â»Normalerweise kann man damit rechnen, mit Gepäck ungefähr zwei Meilen pro Stunde zu bewältigen. Im Gebirge werden wir etwas langsamer sein. Wenn wir also davon ausgehen, dass wir täglich sechs Stunden marschieren – und das ist fast schon Sklaventreiberei, das könnt ihr mir glauben –, dann wäre das eine Strecke von ungefähr zehn Meilen pro Tag. Zwischen Ulm und Meran liegen nach meinen Berechnungen ungefähr 250 Meilen. Den Rest könnt ihr selbst ausrechnen.«
    Â»Das sind dann also 25 Tage reine Marschzeit«, kam Adalbert Xelia zuvor.
    Philip nickte. »Dazu kommen natürlich noch die Rasttage. Ich denke, dass wir jeden vierten Tag rasten sollten, vorausgesetzt, es bietet sich ein Quartier an. Also kämen nochmals mindestens sechs Tage dazu, und schon sind wir bei über dreißig Tagen.«
    Â»Dreißig Tage in Schnee und Eis!«, entfuhr es Xelia. Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, bereute sie es. Schließlich machten sie sich allein ihretwegen auf den Weg. Aber die Vorstellung, dreißig Nächte lang in irgendwelchen Höhlen und ausgekühlten Scheunen zu hausen, um am Tage darauf von früh bis spät zu marschieren, hatte auf einmal etwas so Bedrohliches an sich, dass sie all ihre Zuversicht verlor.
    Die beiden Männer sagten nichts. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Es war tatsächlich nicht so, dass sie auf eine Abenteuerreise gingen. Oder auf eine Pilgerreise, bei der ein inneres Feuer sie erwärmt hätte. Sie waren auf der Flucht. Die Motivation für ihre Reise war, zu überleben, nicht erwischt zu werden, bis sie die rettende Grenze überschritten hatten. Bei Philip kam noch hinzu, dass er gegen herzögliche Weisung handelte und er sich dessen sehr bewusst war, mochte er sich auch das Gegenteil vormachen. Ihre Beweggründe reichten aus, um die Kraft für ihr Unternehmen aufzubringen, für große Begeisterung blieb allerdings nichts mehr übrig.
    Einen Moment lang gelang es keinem, eine Brücke zu seinem Nebenmann zu schlagen, eine Hand zu reichen, ein tröstendes Wort zu sprechen. Mutlosigkeit machte sich breit wie ein ungewollter Gast, der, kaum eingetroffen, die Tischrunde mit unangenehmem Gerede dominierte.
    Mit einem lauten Knall platzte mitten in ihre Schweigsamkeit eine hohe, hölzerne Schüssel. Drei Löffel und ein halber Laib Brot landeten daneben. Ein »Wohl bekomm’s!« war zu hören, dann sah man nur noch die speckige Rückseite des Knechts, der bereits eine weitere Schüssel auf den Nebentisch knallte.
    Vorsichtig linste Xelia in das Gefäß, als erwartete sie, dass ihr im nächsten Augenblick Käfer oder Spinnen entgegenkrabbelten. Sie wurde angenehm überrascht: Neben allerlei Gemüse schwammen etliche Stücke geräucherter Speck in der Brühe und außerdem mindestens ein halbesDutzend Würste! Kleine, prallgefüllte Würste, deren feste Masse durch die durchsichtigen Därme schien. Sie angelte sich eine heraus, legte sie auf eine Scheibe Brot und biss ab. Das kräftige Aroma von Majoran und anderen Gewürzen verteilte sich auf ihrer Zunge. Ihre Lippen glänzten fettig. Sie musste sich zwingen, die Wurst nicht in einem Stück hinunterzuschlingen, so lecker war sie zubereitet. Nun wunderte es sie nicht mehr, dass so viele Kutscher hier Quartier bezogen! Nur ungern gab sie das letzte Stück verstohlen dem Hund, der schließlich auch etwas fressen musste.
    Auch die beiden Männer widmeten sich dem Festmahl. Im ganzen Raum wurde es stiller, nur noch wenigen war das Geschichtenerzählen wichtiger als saftige Würste und dicke Speckscheiben.
    Als nur noch Gemüsesuppe im Topf war, nahm Philip den Gesprächsfaden wieder auf, als sei er nie durchtrennt worden. »Ich bin eigentlich recht zuversichtlich, was unsere Route angeht«, sagte er, und Xelia konnte nur ahnen, was es ihn kostete, frohen Mut statt Skepsis auszustrahlen. Er nickte vage in den Raum. »Es heißt, der Brenner sei gangbar, nun kommt es nur

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