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Die Liebe des Kartographen: Roman

Die Liebe des Kartographen: Roman

Titel: Die Liebe des Kartographen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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darauf an …«
    Â»Brenner?«, unterbrach Xelia ihn. »Was ist das?«
    Philips Blick wärmte sie stärker, als der bollernde Ofen dies vermocht hätte. Es lag keine Arroganz darin, wie zu Beginn ihrer Zeit in der Höhle, höchstens ein Hauch von Besserwisserei, aber das war eben seine Art. »Der Brenner ist ein Gebirgspass. Man nennt ihn auch das Tor zum Süden. Dort hinüber muss jeder reisen, der nach Italien will oder nach Tirol.«
    Â»Oder weiter weg, nach Afrika zum Beispiel«, ergänzte Adalbert. »Aber was ist mit den Pässen zuvor und danach? Wie sieht’s mit denen aus, jetzt, mitten im Winter?«
    Philip seufzte. »Das ist schwer zu sagen. Nach Auskunft der Fuhrleute ist es am besten, die Gangbarkeit eines jeden Passes an Ort und Stelle zu erfragen. Davon ist auchabhängig, ob wir den Weg durch die Allgäuer und Lechtaler Alpen nehmen oder ob wir es weiter westlich über die Ötztaler Alpen versuchen.«
    Ã–tzal, Lechtal – weder vom einen noch vom andern hatte Xelia bisher gehört. Und Philips Redewendung, »sie würden es versuchen«, gefiel ihr auch nicht sonderlich.
    Â»Das letzte Stück nach dem Brenner, der Jaufenpass, könnte auch noch einmal problematisch sein. Doch ich habe mir sagen lassen, dass es oben am Pass einen Gasthof gibt, der Passgeleit anbietet.«
    Adalbert nickte. Er schien Philips Auskünfte für aufschlussreich genug zu halten. Und Xelia blieb nichts anderes übrig, als sich auch damit zufrieden zu geben. Sie ertappte sich immer öfter dabei, dass es ihr schwer fiel, still zu halten, wenn andere über ihr »Schicksal« bestimmten. Natürlich wusste Philip tausendmal besser als sie, welchen Weg sie zu nehmen hatten. Trotzdem kam sie sich so ausgeliefert, so hilflos vor. Je länger sie von Leinstetten weg war, desto weniger schätzte sie dieses Gefühl. War sie hingegen selbst Herrin über ihr Tun und Handeln – so wie in Blaubeuren, als sie Adalbert aus dem Spital geholt hatte –, fühlte sie sich stark und gut. Undankbare Ziege! , schalt sie sich. Als habe sie laut gesprochen, hob Lola, die nach dem Wurstzipfelessen wieder auf Xelias Schoß eingeschlafen war, ihren Kopf und schaute sie mit großen übermüdeten Hundeaugen an.
    Â»Eines ist klar – es wird unterwegs kein Zurück geben.« Adalberts Skepsis hing wie eine Glocke über dem Tisch.
    Als er nichts mehr hinzufügte, bemühte sich Xelia um etwas Zuversicht. »Es wird schon alles gut gehen! Ich kann’s kaum erwarten, in dieses Meran zu kommen und deinen Bruder kennenzulernen. Und sein Spital natürlich«, fühlte sie sich verpflichtet hinzuzufügen.
    Philip verzog den Mund. »Gut«, presste er hervor. »Dann …«
    Â»Eine Torheit ist das! Ich wette zwanzig Taler, dass er esnicht schafft!«, tönte es plötzlich laut vom Nebentisch. Für einen Augenblick verstummten alle Gespräche im Raum. Blicke wanderten zu dem Redner, Schultern wurden fragend hochgezogen, doch bald stieg erneut ein leises Summen und Brummen von den Tischen auf, da die Leute sich wieder den eigenen Gesprächen zuwandten.
    Xelia linste zu dem Nachbartisch hinüber. Weniger heftig als zuvor fragte der Mann seine Tischnachbarn: »Wer hält dagegen?«, und bekam unstimmiges Murmeln zur Antwort.
    Die Runde schien nicht aus Postillionen zu bestehen, sondern aus Fuhrleuten. Jedenfalls trug keiner von ihnen eine Uniform. Auch in ihrem Auftreten glaubte Xelia Unterschiede zu den ebenfalls zahlreich anwesenden Boten und Depeschenreitern zu erkennen: Die Fuhrleute waren allesamt älter, sie wirkten erfahrener. Was an Draufgängertum in den Augen der Postreiter blitzte, wurde bei den Fuhrleuten durch Hartnäckigkeit, gepaart mit Bedachtsamkeit ersetzt. Den Wortfetzen nach zu schließen, die Xelia vorher aufgegriffen hatte, ging es bei ihren Fahrten immer um viel Geld, manchmal um das Hab und Gut einer ganzen Familie – Draufgängertum allein war bei solchen Reisen sicher nicht gefragt. Andererseits erschienen die Burschen ihr sogar noch hartgesottener zu sein als die Postillione, und sie traute fast jedem von ihnen zu, Leib und Leben – und vor allem die Güter auf ihren Wagen – mit Waffengewalt zu verteidigen. Womöglich bis zum bitteren Ende …
    Als würde er Xelias Eindruck noch vertiefen wollen, donnerte der Redner seine Faust

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