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Die Liebe des Kartographen: Roman

Die Liebe des Kartographen: Roman

Titel: Die Liebe des Kartographen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Viechern kaufe ich und binde in jeder Ecke des Wagens einen davon fest. Das Lederzeug dafür habe ich schon mitgebracht. Wer dann noch etwas von mir will, muss es mit den Bestien aufnehmen oder sich ein leichteres Opfer suchen.«
    Philip nickte anerkennend. Mewrzig war ein komischer Kauz, aber seine Ideen waren manchmal nicht schlecht!
    Â»Und was machst du mit den Hunden, wenn du wieder zu Hause bist? So große Viecher sind doch sicher sehr wertvoll?«, warf Adalbert ein und stellte damit die Frage, die Xelia am Herzen lag.
    Jaques lachte. »Die verkaufe ich mit der Seide an den herzöglichen Hof. Anlässlich der Hochzeit können die immer ein paar gute Tiere für ihre Hunde- und Bärenkämpfe gebrauchen.«
    Als Philip sah, wie sich Xelias Miene missbilligend verzog, begann er hastig mit der Abschiedszeremonie. Hände schütteln, Schulter klopfen, gute Weiterreise wünschen. Es war nicht nötig, dass Xelia sich zu guter Letzt doch noch als Weib verriet!
    Und dann waren sie wieder zu dritt.
    Einen Augenblick lang blieben sie still am Tisch sitzen. Philip kaute gedankenverloren auf einem Stück Fladenbrot, Xelia rückte näher an den Tisch heran, und Adalbert schaute von einem zum andern. Es galt, den leeren Raum, der durch Jaques’ Abreise entstanden war, wieder zu füllen.
    Â»So, das größte Stück Weg haben wir schon geschafft!Wer hätte gedacht, dass es so schnell gehen würde!«, machte Adalbert einen ersten Versuch.
    Â»Ja, vor ein paar Tagen saßen wir noch an einem anderen Tisch und glaubten, mehr als dreißig Tage in Eis und Schnee vor uns zu haben!« Xelia lachte. Wie war das mit dem Pläneschmieden?
    Â»Dass wir den Kaufmann getroffen haben, war wirklich unser Glück!«, pflichtete auch Philip bei. »Aber ich bin nicht böse darüber, dass wir ihn wieder los sind. Mein Fall war er nicht.«
    Â»Nun ja, er hat wirklich seine eigene Art«, meinte auch Adalbert. »Andererseits wird sein Verhalten zum großen Teil auch von seinem Gewerbe bestimmt, nehme ich an.«
    Â»Ach, das ist doch Blödsinn!«, entgegnete Philip schärfer, als er eigentlich wollte. »Und was ist mit meinem Gewerbe ? Reite ich etwa bei meinen Landvermessungen quer über eingesäte Acker? Oder besteche ich tagtäglich Fährleute, Stallburschen und sonstige Personen, nur um anderen Kartographen gegenüber einen Vorteil zu erlangen?«
    Adalbert schüttelte den Kopf. »Zugegeben, Jaques ist ein Schlitzohr. Aber du kannst nicht behaupten, dass er jemandem dabei ernsthaft schadet.«
    Â»Na, das ist ja wohl Ansichtssache! Was glaubst denn du, was …«
    Â»Ich kann’s nicht fassen!« Xelia schlug mit ihrer Hand auf den Tisch, woraufhin andere Gäste zu ihnen hinüberschauten. Sie fuhr leiser fort: »Kaum seid ihr wieder allein, geht die Streiterei von vorne los! Ich hielt den Kaufmann auch nicht gerade für den freundlichsten aller Menschen, aber ich fange jetzt schon an, zu bedauern, dass er nicht mehr bei uns ist!« Verständnislos schüttelte sie den Kopf.
    Philip schluckte wütend eine Entgegnung herunter. Sie hatte ja recht. Er wusste selbst nicht, was ihn an Adalbert derart zur Widerrede reizte. War es die weise Ausstrahlung des Älteren? War es seine Tatkraft oder die Tatsache, dass Adalbert den rettenden Gedanken mit Meran gehabthatte? Dabei tat sich sein alter Lehrer weder mit seinem Wissen noch mit sonst etwas wichtig, ganz im Gegenteil: Er war wirklich bescheiden. Weder ihm noch Xelia gegenüber kehrte er den klugen Gelehrten heraus. Vielleicht störte ihn einfach Adalberts Anwesenheit? So ein Blödsinn! Wenn auch nur einer der Gründe zutraf – was war er selbst dann für ein feiner Mensch, dachte Philip und wurde dadurch nur umso wütender.
    Das Schweigen zwischen ihnen zog sich in die Länge. Schließlich räusperte sich Adalbert. »Wie geht’s nun weiter?«, wollte er wissen. Sein Ton war nichtssagend.
    Philip gab sich einen Ruck. Was nun an Weg noch vor ihnen lag, war im Vergleich zu dem Stück, das sie hinter sich hatten, verschwindend gering. Aber es war auch der schwierigste Abschnitt, denn von nun an ging es von einem Tal ins nächste, über einen Gipfel zum andern – und das zu Fuß und nicht bequem im Pferdewagen! Er berichtete es den anderen, wobei er sich bemühte, weder altklug noch herausfordernd zu klingen. »Ich würde

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